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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hatte dir doch gesagt, du sollst nicht mit ihm darüber reden«, knurrte ich wütend.
    »Hab ich auch nicht«, verteidigte sich Daniel nervös. »Er hat nur gesagt, daß du gut im Bett wärst, und...«
    Einer der Bauarbeiter zwinkerte mir zu und sagte: »Glaub ich sofort, Puppe.«
    Dem anderen war das offensichtlich peinlich und er sagte rasch zu Daniel: »Tut mir leid, Kumpel. Er hat ’n bißchen was getrunken. Er meint es nicht so.«
    »Schon in Ordnung«, sagte ich hastig, bevor sich Daniel gezwungen sah, meine Ehre zu verteidigen. »Ich bin nicht seine Freundin.« Was gleichbedeutend war mit der Erlaubnis, mich zu beleidigen.
    Erleichtert lächelten die beiden Männer, doch es dauerte eine Weile, bis ich Daniel überzeugt hatte, daß ich mich von ihnen nicht beleidigt fühlte.
    »Über dich hab ich mich geärgert«, erklärte ich.
    »Ich hab Gerry aber nicht danach gefragt«, murrte er. Er machte ein beschämtes Gesicht, wie sich das gehörte. »Es ist nur zufällig rausgekommen, und er hat es gesagt, ohne auch nur im geringsten...«
    »Halt die Klappe«, sagte ich. »Du hast Glück, daß ich viel zu wütend über das bin, was Karen gesagt hat. Es ist mir piepegal, was Gerry oder dir zu meiner Unterwäsche eingefallen ist.«
    »Darüber hat er kein Wort gesagt«, versicherte mir Daniel.
    »Gut.«
    »Soweit ich gehört habe, hattest du sie gar nicht lange genug an, als daß er sie überhaupt sehen konnte.« Als ich ihm mein zornrotes Gesicht zuwandte, fügte er eilig hinzu. »War nur ein Witz.«
    Zurück zu Karen. »Sie glaubt nicht wirklich, daß zwischen uns was ist«, sagte ich. »Sie weiß, daß wir nur gute Freunde sind.«
    »Genau«, bekräftigte Daniel. »Das hab ich ihr auch gesagt, daß du und ich einfach gute Freunde sind.« Dann brachen wir beide in erleichtertes Lachen aus.

60
    A n der Großen Klatsch- und Tratschaktion, die darauf folgte, beteiligte ich mich lediglich, weil ich von Karen so richtig bedient war. Über meine Freundin und Mitbewohnerin zu lästern war weder anständig, noch gehörte es sich, schon gar nicht gegenüber einem Mann, aber es war nur allzu menschlich.
    Von wegen ich und im Bett nichts taugen! Eine bodenlose Unverschämtheit von ihr.
    Natürlich führt Klatsch nie zu etwas Gutem. Ich würde mich später selbst dafür hassen, denn was rausgeht, kommt auch wieder rein, und mein schlechtes Karma würde mir dreifach vergolten und so weiter und so weiter. Andere heruntermachen war für mich eine Art seelischer McDonald’s – kurzzeitig eine unwiderstehliche Verlockung, auf deren Befriedigung jedesmal eine Art Ekel folgte, und zehn Minuten darauf hatte ich schon wieder Hunger.
    »Erzähl mir von dir und Karen. Was hast du ihr getan, daß sie dich so haßt?« wollte ich von ihm wissen.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Wahrscheinlich haßt sie dich, weil du ein egozentrischer und selbstsüchtiger Scheißkerl bist, der ihr das Herz gebrochen hat.«
    »Siehst du mich so?« Er schien bestürzt.
    »Na ja... ich glaub schon.«
    »Aber Lucy«, ließ er nicht locker. »So bin ich nicht. Das hab ich nicht getan. So war es nicht.«
    »Wie war es dann? Warum hast du ihr nicht gesagt, du liebst sie, als sie dich danach gefragt hat?« sagte ich und krempelte mir die Tratschärmel auf.
    Der würde ich zeigen, was dabei herauskam, wenn man sagte, ich taugte nichts im Bett!
    »Ich hab es ihr deshalb nicht gesagt, weil ich sie nicht geliebt hab.« Er seufzte.
    »Und warum hast du sie nicht geliebt?« fragte ich. »Was stimmt nicht mit ihr?«
    Dann hielt ich den Atem an. Trotz allem, was Karen über Daniel – und mich – gesagt hatte, war es sehr wichtig, daß er nichts Gemeines über sie sagte, respektvoll von ihr sprach und sich wie ein Gentleman verhielt.
    Ich hatte nicht vergessen, daß er ein Mann und damit grundsätzlich der Feind war.
    Wenn ich mit der Preisgabe einiger gut ausgewählter Geheimnisse Karens Ruf zugrunde richtete, war das in Ordnung, aber von Daniel konnte man erwarten, daß er sie mit ausgesuchter Hochachtung behandelte, jedenfalls so lange ich ihm nicht das Gegenteil erlaubte.
    »Ich möchte über Karen nichts sagen, was man als gehässig auslegen könnte«, sagte er, seine Worte sorgfältig wählend. Dabei sah er mir ins Gesicht, um zu sehen, wie ich reagierte.
    Die richtige Antwort. Beide lächelten wir erleichtert.
    »Das sehe ich ein, Daniel«, nickte ich ernsthaft.
    Damit war die Einleitung abgehakt. Er hatte sich an die Formalitäten gehalten. Jetzt wollte ich

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