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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Arme zu werfen, der mir Zuneigung entgegenbrachte.
    Auf der anderen Seite war Daniel: ein Mann, der es gewohnt war, mit Frauen ins Bett zu gehen und ein paar Tage lang keine gehabt hatte. Folglich war er nicht besonders wählerisch, wenn es um die Frage ging, wen er als nächste vernaschte. Ich war in der Nähe gewesen, und er hatte mich vernaschen wollen. Eben, weil er nicht wählerisch war.
    Außerdem liebte er Herausforderungen. Karens Worte vom Sonntag abend hatten mir bestätigt, was ich immer gewußt hatte. Wahrscheinlich würde er mit seiner eigenen Mutter anzubändeln versuchen, wenn er bei ihr auf genug Gegenwehr stoßen würde.
    Ich war fest entschlossen, ihm auf keinen Fall zu erliegen. Dieses eine Mal wollte ich meinem Selbstzerstörungstrieb Widerstand leisten. Ich wollte nicht scharf auf Daniel sein, wollte mich anders verhalten als beim vorigen Mal.
    Kaum hatte ich ihm die Haustür geöffnet, als meine Entschlossenheit schon ins Wanken geriet, und gleich darauf war sie vollständig dahin. Er sah gut und geradezu verlockend aus – eine unangenehme Überraschung. Wieso wirkte er auf einmal so betörend? Das hatte er zuvor nie getan – jedenfalls nicht in meinen Augen. Zu meiner großen Enttäuschung verhielt ich mich ganz wie ein schüchternes, albernes kleines Mädchen.
    »Hallo«, sagte ich zu seinem Krawattenknoten.
    Als er sich vorbeugte, um mir einen Begrüßungskuß zu geben, dröhnte Dads Stimme aus der Küche: »He, mein Junge! Pfoten weg von meiner Tochter.«
    Bei diesen Worten fuhr Daniel zurück. Ich kam mir vor wie eine Verhungernde, der man mit einer Tüte Chips unter der Nase herumgewedelt hatte, nur, um sie wieder fortzuziehen.
    »Komm rein«, sagte ich zu seinem Hemdkragen. Ich war fürchterlich befangen. Während ich ihn durch die Diele führte, stieß ich mir die Hüfte am Telefontischchen und mußte so tun, als ob ich nichts spürte, damit er mir nicht anbot, den Schmerz wegzuküssen. Ich hätte es ihm nämlich möglicherweise erlaubt.
    »Zieh den Mantel ruhig aus.« Ich sah seiner Brusttasche direkt ins Auge.
    Mich ekelte die Wirkung, die er auf mich hatte. Es war offensichtlich, daß ich nicht wußte, wie mir geschah – natürlich nur zeitweilig. Es lag ausschließlich daran, daß sich meine Eltern getrennt hatten. Trotzdem mußte ich mich wappnen.
    Ich beschloß, dafür zu sorgen, daß es zu keiner Situation kam, in der ich mit ihm allein wäre und ihn nie wiederzusehen, nachdem er heimgefahren war. Vielleicht nicht unbedingt nie, aber zumindest eine Weile. Bis ich wieder normal war, wie auch immer das aussehen mochte.
    Es war Bestandteil meines raffinierten Plans, Daniel in die Küche zu bugsieren. Dort saß Dad und quittierte dieses Manöver mit wütenden Blicken.
    »Guten Tag, Mr. Sullivan«, sagte Daniel nervös.
    »Du bist ja ein ganz Unverschämter«, knurrte Dad. »Daß du es noch wagst, dich noch mal hier blicken zu lassen, nachdem du mein Haus wie ein... wie einen... wie einen Puff behandelt hast.«
    »Pst, Dad.« Ich schämte mich. »Es kommt nicht wieder vor.«
    »Unerhört«, knurrte Dad, hörte dann aber Gott sei Dank auf.
    »Möchtest du eine Tasse Tee?« fragte ich Daniels Schultern.
    »Wann gibt’s die knusprigen Pfannkuchen?« fuhr Dad ungehobelt dazwischen.
    »Was für knusprige Pfannkuchen?«
    »Wir haben mittwochs immer knusprige Pfannkuchen.«
    »Aber heute ist Donnerstag.«
    »Tatsächlich? Also, wann gibt’s den Eintopf?«
    »Gibt es bei euch etwa jeden Donnerstag Eintopf?« fragte Daniel und sah mich traurig an.
    »Entschuldige, Dad. Nächste Woche hab ich bestimmt alles im Griff. Kannst du dich für heute mit einer Pizza begnügen?«
    »Eine Pizza vom Pizza-Service?« Er spitzte die Ohren.
    »Ja.« Was für Pizzen gibt es denn sonst noch? überlegte ich.
    »Nicht aus der Tiefkühltruhe?« Der hoffnungsvolle Blick auf seinem Gesicht war herzzerreißend.
    »Um Gottes willen, nein!«
    »Prima«, sagte er begeistert. »Und können wir dazu ein Bier trinken?«
    »Natürlich.«
    Ich vermutete, daß es sich um einen lebenslang gehegten Wunsch handelte. Meine Mutter hätte angesichts eines solchen Lebens in Saus und Braus die Stirn gerunzelt.
    Als ich den Pizza-Service anrief, bestand Dad darauf, persönlich mit dem Pizzabäcker zu sprechen, um ihm zu sagen, was er auf seinem Boden haben wollte.
    »Was sind Anchovis? Na klar, davon nehm ich ’n paar. Und was sind Kapern? Davon können Sie mir auch ’n paar drauftun. Meinen Sie, daß die Anchovis

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