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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gehen können, weil mein Geld nicht einmal dazu gereicht hätte, eine Runde auszugeben.
    In der Vorweihnachtszeit wurde Dads Trinken noch schlimmer. Ich wußte nicht, woran das lag – er brauchte ja jetzt keinen Vorwand.
    Mein Selbstmitleid steigerte sich noch dadurch, daß ich lediglich zwei Weihnachtskarten bekam: Die eine war von Daniel, die andere von Adrian aus der Videothek.
    Weihnachten selbst war der Gipfel des Schreckens. Meine Brüder kamen nicht. Chris verschanzte sich hinter der Aussage: »Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als ergriffe ich Partei«, und Peter erklärte: »Ich will Mum nicht weh tun.«
    Es war ein grauenhafter Tag. Das Beste daran war noch, daß Dad schon um elf Uhr morgens mehr oder weniger im Koma lag.
    Ich hätte so gern mit jemandem geredet, denn dann bedrückte mich Dads Gegenwart weniger, und so freute ich mich fast schon darauf, wieder zur Arbeit gehen zu dürfen.

73
    W eil Weihnachten so schrecklich gewesen war, sah ich dem neuen Jahr törichterweise voll Hoffnung entgegen. Doch am vierten Januar unternahm Dad eine gewaltige Sauftour. Offenbar hatte er sie von langer Hand geplant, denn als ich auf dem Weg zur Arbeit am U-Bahnhof eine Tüte Gummibärchen kaufen wollte, war mein ganzes Geld verschwunden. Ich hätte nach Hause laufen und ihm in den Arm fallen können, aber irgendwie war es mir gleichgültig geworden.
    Als ich in der Stadt Geld aus einem Automaten holen wollte, behielt er meine Karte ein. Der Bildschirm teilte mir mit, mein Konto sei heillos überzogen und ich solle mich mit meiner Bank in Verbindung setzen. Ich denk nicht dran, dachte ich. Wenn die was von mir wollen, sollen sie kommen und mich holen. ( Lebend kriegen die mich nie, usw. usw. )
    Ich mußte mir zehn Pfund von Megan leihen.
    Als ich am Abend nach Hause kam, lag hinter der Tür ein angsteinflößend aussehender amtlicher Brief. Er enthielt die Aufforderung meiner Bank, die Schecks zurückgeben, die sich noch in meinem Besitz befanden.
    Die Dinge begannen sich meiner Kontrolle zu entziehen. Ich versuchte die eiskalte Furcht zu unterdrücken. Wo würde all das enden?
    Auf dem Weg zur Küche knirschte etwas unter meinem Fuß. Ich sah hin und merkte, daß der Dielenläufer mit Glassplittern übersät war. Auf dem Küchenfußboden sah es genauso aus. Der Küchentisch war voller zerbrochener Teller, Untertassen und Schüsseln. In der »guten Stube« lag die Rauchglasplatte des Couchtischs in Scherben, und auf dem Fußboden waren Bücher und Kassetten verstreut. Das ganze Erdgeschoß sah aus, als hätten die Vandalen dort gehaust. Dads Werk.
    Auch früher schon hatte er im Suff Zerstörungsanfälle bekommen, aber nie zuvor mit so spektakulärem Ergebnis wie diesmal. Natürlich war er nirgendwo zu sehen.
    Ich ging aus der Küche ins Wohnzimmer und zurück in die Küche. Das Ausmaß des Zerstörung entsetzte mich. Was zu zerbrechen war, hatte er zerbrochen. Selbst was sich nicht zerbrechen ließ, hatte er zu demolieren versucht. Nach den Spuren der Hammerschläge am gelben Kunststoff-Waschbecken in der Küche zu urteilen, hatte er sich auch daran ausgetobt. Im Wohnzimmer war seinem Zerstörungstrieb eine ganze Vitrine voller geschmackloser Porzellanfiguren zum Opfer gefallen, an denen das Herz meiner Mutter gehangen hatte – Püppchen, Hündchen und Glöckchen. Beim Gedanken an meine Mutter und daran, was ihr das bedeutet hatte, krampfte sich mein Herz zusammen.
    Ohne eine Träne zu vergießen, begann ich aufzuräumen. Während ich auf dem Boden kniete und mich bemühte, die Splitter eines Porzellanpüppchens aus dem Teppich zu ziehen, klingelte das Telefon. Die Polizei teilte mir mit, Dad sei bei ihnen auf der Wache und ich möge kommen und ihn gegen Kaution abholen.
    Dazu reichten weder mein Geld noch meine Kraft. Ich konnte nur noch weinen. Dann beschloß ich, Daniel anzurufen. Wie durch ein Wunder war er zu Hause – ich weiß nicht, was ich andernfalls getan hätte.
    Ich schluchzte so sehr, daß er nicht verstand, was ich sagte.
    »Dad hat sich vollaufen lassen und ist jetzt auf der Polizei«, jammerte ich.
    »Was will er denn da?«
    »Versteh doch – man hat ihn festgenommen.«
    »Etwa weil er einen Zug durch die Gemeinde gemacht hat?«
    »Hör auf mit dem dummen Gequatsche und komm einfach her, ja?«
    »Sobald ich kann«, versprach er.
    »Und bring viel Geld mit«, fügte ich hinzu. Zwei Porzellanhündchen, ein Porzellanglöckchen und einen halben Couchtisch später traf er ein.
    »Tut mir

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