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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Durchstöbern der Regale inne und sahen zu uns herüber. Sie warteten auf meine Antwort. So jedenfalls kam es mir vor, ich war nah am Verfolgungswahn.
    Ich war knallrot vor Verlegenheit.
    »Du hast dich also ins Leben gestürzt?« fragte Adrian.
    »Hab ich«, murmelte ich. (Adrian, hör bitte auf.)
    »Und was ist passiert?« fragte er.
    »Es hat nicht geklappt«, lächelte ich wehmütig. Er lachte schallend. »Weißt du, daß du irrsinnig komisch bist?«
    Ich antwortete mit einem gezwungenen Lächeln. Ich spürte es förmlich im Nacken, wie sich die Leute im Laden nach mir umwandten, mich ansahen und dachten: Allen Ernstes? Dieses nichtssagende mickrige Geschöpf? Die sieht mir aber gar nicht irrsinnig komisch aus.
    »Jedenfalls ist es schön, dich mal wieder zu sehen«, tönte Adrian. »Und was ziehst du dir heute abend rein?« Er betrachtete die Hülle des Videos, das ich ausgesucht hatte. »Na hör mal!« sagte er. Sein breites Grinsen wich einem Ausdruck von Abscheu. Fast hätte er mir die Kassette an den Kopf geworfen. »Doch wohl nicht Vier Hochzeiten und ein Todesfall?«
    »Sicher, Vier Hochzeiten und ein Todesfall«, beharrte ich und schob ihm die Kassette über die Theke wieder hin.
    »Aber Lucy«, flehte er und schob sie mit Bestimmtheit zurück, »das ist rührseliger Kinderkram. Ich weiß es! Wie wär’s mit Cinema Paradiso?«
    »Hab ich schon gesehen«, sagte ich. »Auf deine Empfehlung. Das war an dem Abend, als du mir Schlaflos in Seattle nicht geben wolltest.«
    »Na siehst du«, sagte er triumphierend. Und was ist mit Cinema Paradiso – Die ungekürzte Fassung?
    »Auch schon.«
    zum Florette«, fuhr er hoffnungsvoll fort.
    »Schon gesehen«, sagte ich.
    »Babettes Fest?«
    »Kenn ich schon.«
    »Und Cyrano de Bergerac?«
    »Welche Fassung?«
    »Jede beliebige.«
    »Hab ich alle schon gesehen.«
    »La Dolce Vita?«
    »Auch.«
    »Irgendwas von Fassbinder?«
    »Nein, Adrian« sagte ich, die Verzweiflung niederkämpfend und darum bemüht, entschlossen zu klingen. »Du läßt mich nie mitnehmen, was ich haben möchte. Ich hab alles gesehen, was du an Kultfilmen und ausländischen Filmen da hast. Laß mich bitte was Lustiges sehen, wenigstens dies eine Mal. Und zwar auf englisch«, fügte ich hastig hinzu, bevor er versuchte, etwas Lustiges auf schwedisch für mich zu finden.
    »Wie du willst«, sagte er mit resignierendem Seufzen. »Also Vier Hochzeiten und ein Todesfall. Was gibt’s bei dir heute abend eigentlich Schönes zu essen?«
    »Na ja«, sagte ich, durch den plötzlichen Themenwechsel aus dem Gleis geworfen.
    »Zeig mal, was du hast«, forderte er mich auf. Zögernd stellte ich meine Tüten auf die Theke – das übliche Ritual zwischen Adrian und mir. Vor langer Zeit hatte er mir einmal anvertraut, daß ihn seine Arbeit stark isoliere, er zum Beispiel nie zur selben Zeit esse wie die anderen. Wenn er mit Leuten zu tun habe, die morgens zur Arbeit gingen und abends heimkehrten, wenn er wisse, was sie abends taten und vor allem, was sie aßen, habe er das Gefühl, nach wie vor der wirklichen Welt anzugehören.
    Normalerweise hatte ich viel Verständnis für ihn, aber an jenem Abend wollte ich mich von der Außenwelt abschotten, mit der Schokolade und dem Wein allein sein und im vollständigen Rückzug schwelgen.
    Außerdem schämte ich mich für das, was ich gekauft hatte: lauter Dinge mit bergeweise Zucker und gesättigten Fettsäuren, aber so gut wie keinem Eiweiß und nicht der Spur von Ballaststoffen.
    »Aha«, sagte er, während er den Inhalt meiner Tüten inspizierte. »Pommes, Wein, Schokolade – die schmilzt dir aber, wenn sie lange neben den Pommes liegt. Bist du irgendwie deprimiert?«
    »Schon möglich«, sagte ich, wobei ich aus Höflichkeit zu lächeln versuchte. Dabei sehnte ich mich mit jeder Faser danach, daheim zu sein und die Tür hinter mir zumachen zu können.
    »Du Arme«, sagte er mitfühlend.
    Wieder versuchte ich zu lächeln, aber es gelang mir nicht. Einen Augenblick lang war ich versucht, ihm das ganze Fiasko mit meiner Heiraterei zu erzählen, hatte aber nicht die Kraft dazu.
    Adrian war wirklich ein lieber Kerl, und obendrein richtig süß, wie mir undeutlich klar wurde. Er hatte es wohl ein bißchen auf mich abgesehen.
    Vielleicht sollte ich ihm eine Chance geben, überlegte ich halbherzig. Möglicherweise hatte Mrs. Nolan das gemeint, als sie sagte, ich würde meinen künftigen Ehemann anfangs nicht erkennen, oder wie auch immer ihre Worte gewesen waren.
    Mit

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