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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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tolle Klamotten, die sie auslieh, ohne sich lange bitten zu lassen, sie konnte unvorstellbar ordinär sein und zahlte ihre Miete immer pünktlich. Selbstverständlich war mir klar, daß ich mich entweder bereitwillig zurückziehen oder auf Krankenhauskost einstellen mußte, falls es je zu einem Interessenkonflikt zwischen ihr und mir käme. Aber bislang war dieser Fall noch nicht eingetreten, und die Wahrscheinlichkeit, daß sich das wegen Daniel ändern würde, war denkbar gering.
    Sie nutzte seine Anwesenheit gewaltig aus.
    »Heute abend gibt’s ’ne Party«, sagte sie zu ihm und keinem anderen. »Vielleicht hast du Lust, später dahin zu kommen.«
    »Klingt gut«, sagte er mit einem Lächeln. »Möglicherweise sollte ich mir die Adresse aufschreiben.«
    »Nicht nötig«, sagte ich, der gefühlsgeladenen Atmosphäre im Raum durchaus bewußt, »ich hab sie.«
    »Bestimmt?« fragte Karen besorgt.
    »Bestimmt. Jetzt aber los, damit wir die Sache hinter uns bringen.«
    »Bitte komm auch dann zur Party«, rief Karen, »wenn Lucy keine Lust hat.« Ich lachte in mich hinein und dachte: Wahrscheinlich meinst du, ganz besonders, wenn Lucy keine Lust hat.
    Wir gingen. Daniel schenkte Karen und Charlotte ein Showmasterlächeln, und ich sah ihn belustigt an.
    »Was ist?« fragte er, während wir die Treppe hinuntergingen. »Was hab ich getan?«
    »Du bist unglaublich!« lachte ich. »Bist du je einer Frau begegnet, mit der du nicht geturtelt hast?«
    »Hab ich doch gar nicht«, begehrte er auf. »Ich war ganz normal und höflich.« Mein Blick gab ihm zu verstehen, daß ich ihm kein Wort glaubte.
    »Du siehst wunderschön aus, Lucy«, sagte er.
    »Du redest solchen Stuß«, antwortete ich. »Man müßte dir ein Schild umhängen, um alle Frauen vor dir zu warnen.«
    »Ich hab keine Ahnung, was ich falsch gemacht haben soll«, klagte er.
    »Weißt du, was da drauf stehen müßte?« fragte ich, ohne auf ihn einzugehen.
    »Was?«
    »Achtung, Quatschkopf.«
    Er öffnete mir die Haustür, und wie eine Ohrfeige fuhr mir die kalte Luft, die Welt da draußen, ins Gesicht. Großer Gott, dachte ich ernüchtert, wie soll ich den Abend bloß überleben?

16
    W ir stiegen vor dem Restaurant aus dem Taxi und gingen hinein. Noch nie im Leben hatte ich jemanden so traurig dreinblicken sehen wie den Mann, der unsere Tischreservierung bestätigte.
    »Dmitri wird Ihnen die Mäntel abnehmen«, sagte er mit unüberhörbarem russischen Akzent. Er machte eine Pause, als brächte er kaum die Kraft für den nächsten Satz auf. Dann sagte er tief aufseufzend: »Dmitri wird Sie dann zu Ihrem Tisch führen.«
    Er schnippte lustlos mit den Fingern, und etwa zehn Minuten später kam Dmitri, ein kleiner untersetzter Mann in einem schlecht sitzenden Smoking. Er sah aus, als würde er im nächsten Moment in Tränen ausbrechen.
    »Tisch für Vazzon?« fragte er mit einer Miene, als sei er einer der Hinterbliebenen bei einem Begräbnis.
    »Äh, wie bitte?« fragte Daniel zurück.
    Ich stieß ihn an. »Er meint uns. Du bist Mr. Vazzon.«
    »Tatsächlich? Ach so, stimmt ja.«
    »Bitte mir zu folgen«, flüsterte Dmitri mit heiserer Stimme.
    Er führte uns an eine kleine Theke, wo wir einer ausnehmend schönen jungen Frau, die überaus gelangweilt aussah, unsere Mäntel gaben. Über ihren Wangenknochen spannte sich porzellanfarbene Haut, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht unter dem rabenschwarzen Haar ließ auf lange ertragenen Weltschmerz schließen. Nicht einmal Daniels Hundert-Watt-Grinsen rief eine Reaktion bei ihr hervor.
    »Lesbe«, knurrte er.
    Darauf folgten wir Dmitri, der uns auf eine Weise durch das Restaurant voranschritt, die er wohl für würdevoll hielt. In Wahrheit ging er einfach so entsetzlich langsam, daß wir ihn immer wieder anrempelten. Als ich ihm dann noch auf den Absatz trat, blieb er stehen, wandte sich um und warf mir einen Blick zu, in dem mehr Traurigkeit als Ärger lag.
    Auch wenn ich nun wirklich nicht in das Lokal gewollt hatte, mußte ich zugeben, daß es großartig war. Überall sah man roten Samt, gewaltige Palmen in Kübeln und riesige Spiegel mit Goldrahmen. Von der Decke hingen schimmernde Kronleuchter, und der Raum summte von der gutgelaunten Unterhaltung lachender, gutaussehender junger Leute, die Wodka mit schwarzer Johannisbeere tranken und sich Hemd und Hosenbeine mit Kaviar bekleckerten.
    Ich war Karen und Charlotte ausgesprochen dankbar, daß sie mich überredet hatten, das Kleid aus Goldlamé anzuziehen. Auch wenn ich

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