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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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»Ich möchte weder meinen Mund beschmutzen, noch die wohlriechende Luft um deine zarten Ohren damit verseuchen, daß ich wiederhole, was mir dieser Hurensohn, dieser..., dieser... verdammte Mistkerl, dieser miese Paragraphenreiter von Arschficker gesagt hat.«
    »Na gut«, sagte ich, und es gelang mir mit Mühe, ein ernstes Gesicht aufzusetzen.
    »Ich achte dich zu sehr, als daß ich so was sagen würde, Lucy.«
    »Das weiß ich zu würdigen.«
    »Du bist eine Dame. Und es gibt bestimmte Regeln, bestimmte Beschränkungen, denen ich mich in Anwesenheit einer Dame unterwerfe.«
    »Danke, Gus.«
    »Und nun«, sagte er, erhob sich und leerte sein Glas mit einem Zug, »ist unsere Arbeit erledigt.«
    »Was würdest du jetzt gern tun?« fragte ich.
    »Es ist Sonntagnachmittag, wir haben ein paar getrunken, es ist kalt, wir kennen uns erst seit gestern abend, und daher steht geschrieben, daß wir wieder in deine Wohnung gehen, uns auf dem Sofa aneinanderkuscheln und im Fernsehen ’nen Schwarzweißfilm ansehen.« Er lächelte mir bedeutungsvoll zu und legte mir einen Arm um die rosa Angorataille. Er zog mich leicht an sich, und ich fühlte mich benommen vor... nun, es muß wohl Begierde gewesen sein. Es war herrlich, von ihm gehalten zu werden. Zwar war er nicht besonders groß, aber doch stark und männlich.
    »Das klingt wunderbar.« Ein Schauer überlief mich, obwohl ich fürchtete, daß es keinen Schwarzweißfilm gab und Daniel und Karen es möglicherweise auf dem Wohnzimmer-Fußboden miteinander trieben. Wenn es im Fernsehen nicht das Richtige gab, konnten wir immer noch bei Adrian vorbeischauen und uns ein Video ausleihen, aber was ich wegen Daniel und Karen unternehmen sollte, war mir nicht ganz klar.
    Und was, wenn sich Adrian aufregte, weil ich mit einem Typen zu ihm kam? Wie würde ich die Situation bewältigen? Es war schlimm, daß die Dinge so standen, aber so ist das Leben. Sonnenschein folgt auf Regen, und der Preis für das Glück ist das Leid eines anderen.

28
    N achdem Gus an jenem Abend nach Hause gegangen war, war mein Glück nahezu unerträglich. Es drängte mich danach, über ihn zu reden, bis in die letzten Einzelheiten zu berichten, was ich bei unserer Begegnung angehabt hatte, was er zu mir gesagt hatte, wie er aussah, und so weiter.
    Aber keiner meiner üblichen Vertrauten war da. Karen war mit Daniel ausgegangen, und auch Charlotte war nicht daheim. Über Megan und Meredia hatte ich mich zu sehr geärgert, und so rief ich Dennis an, der erstaunlicherweise sogar zu Hause war.
    »Ich dachte, du wärst nicht da«, sagte ich.
    »Hast du deshalb angerufen?«
    »Sei nicht so empfindlich.«
    »Was gibt’s?«
    »Dennis«, stieß ich theatralisch hervor. »Ich habe einen Mann kennengelernt.«
    Es klang, als hielte er vor Überraschung die Luft an. Dann sagte er: »Toll. Erzähl.«
    »Komm her. Von Angesicht zu Angesicht ist es spannender.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Ich mußte mich schnellstens zurechtmachen und kämmen, weil Dennis mein Äußeres kritisch zu mustern und mir zu sagen pflegte, ob ich zu- oder abgenommen hatte, was mein Idealgewicht sei, ob ihm meine Frisur gefiel oder nicht, und so weiter. Er war schlimmer als meine Mutter, aber zumindest hatte er eine Entschuldigung – als Schwuler konnte er nicht anders.
    Etwa zehn Minuten später war er da. Jedesmal, wenn ich ihn sah, trug er sein Haar kürzer, so daß seinen Kopf inzwischen nur noch blonder Flaum wie ein Käppchen bedeckte. Weil er außerdem einen langen, dünnen Hals hatte, sah er aus wie ein Entenküken.
    »Das ging schnell«, sagte ich, als ich ihm die Tür öffnete. »Bist du mit ’nem Taxi gekommen?«
    »Ach was, Taxi! Über meine Odyssee reden wir später. Jetzt will ich erst deine neuesten heißen Nachrichten hören.«
    Bisweilen überdrehte Dennis die Schraube seiner Manierismen, aber ich war so dankbar, einen Zuhörer zu haben, daß ich ihm nie und nimmer ins Wort gefallen wäre. Ich machte mich darauf gefaßt, daß er etwas Ordinäres sagte – wie immer. Auch diesmal enttäuschte er mich nicht. »Großer Gott«, erklärte er und rieb sich den Hintern. »Mir brennt der Arsch.« Ich achtete nicht darauf, weil ich nicht über ihn, sondern über Gus reden wollte.
    Dann begutachtete er meine Erscheinung. Zwar bestand ich vor seinen Augen, bekam aber einige Empfehlungen mit auf den Weg. Er wollte Tee haben und beschwerte sich über das Bild auf der Tasse. »Eine Katze. Eine KATZE! – Wirklich Lucy, ich weiß nicht, wie du so

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