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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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fort und wurde von meiner eigenen Begeisterung mitgerissen, »und ich hab dabei lediglich ein paar Kratzer abgekriegt. Jetzt habe ich die Lichtung auf der anderen Seite erreicht, wo Gus auf mich gewartet hat. Ach Dennis, hätte ich nur gewußt, daß meine Einsamkeit ein Ende haben würde.«
    »Hätten wir beide es nur gewußt«, sagte er. Zweifellos dachte er an all die Nächte, die er damit zugebracht hatte, sich mein endloses Jammern und Klagen anzuhören.
    »Ich hätte Vertrauen haben sollen.«
    »Du hättest auf mich hören sollen.«
    »Wir wissen einfach nicht, wohin uns das Leben führt und was uns draußen erwartet«, sagte ich, und die Augen wurden mir feucht.
    »Früher hab ich immer gedacht, ich wäre Herrin meines eigenen Geschicks, Kapitän auf dem eigenen Schiff. Ich hab angenommen, daß mein Leben deshalb ein solcher Trümmerhaufen war, weil ich selbst meine Hand dabei im Spiel hatte...«
    »Das reicht«, sagte Dennis ungeduldig. »Spar dir die philosophischen Schnörkel. Ich seh schon, worauf du hinaus willst, aber jetzt erzähl mir von ihm. Ich will die genauen Maße!«
    »Ach, Dennis, er ist toll, wirklich toll. Alles an ihm stimmt. Ich hab es im Gefühl: Er ist wunderbar.«
    »Einzelheiten«, sagte er ungeduldig. »Hat er Muskeln?«
    »Mehr oder weniger...«
    »Also keine.«
    »Nein, Dennis, richtig muskulös ist er nicht.«
    »Ist er groß?«
    »Nein.«
    »Was meinst du mit ›nein‹?«
    »Ich meine, daß er nicht groß ist.«
    »Also klein.«
    »Von mir aus ist er klein. Das bin ich doch auch«, fügte ich schnell hinzu.
    »Lucy, du hast bei Männern schon immer einen abscheulichen Geschmack gehabt.«
    »Köstlich«, sagte ich. »Und das aus dem Munde des Mannes, der auf Michael Flatley scharf ist.« Beschämt ließ er den Kopf sinken.
    »Des Mannes, der sich das Video von Riverdance hundertmal reingezogen hat«, spottete ich.
    Das hatte er mir eines Abends gestanden, als er betrunken war. Später hatte es ihm entsetzlich leid getan.
    »Die Welt ist groß«, sagte er bescheiden. »Sie bietet Platz für die verschiedensten Geschmäcker.«
    »Genau «, sagte ich. »Gus mag klein sein...«
    »Er ist klein.«
    »... aber er sieht wirklich gut aus, hat einen wunderbaren Körper...«
    »Geht er ins Fitneßstudio?« fragte Dennis hoffnungsvoll.
    »Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.« Es tat mir leid, ihn zu enttäuschen, aber ich wollte ihn nicht belügen. Ohnehin würde er es merken, wenn er Gus sah.
    »Heißt das, daß er viel trinkt?«
    »Es heißt, daß er ein geborener Partylöwe ist.«
    »Aha. Er trinkt also viel.«
    »Ach Dennis, hör doch auf, alles so ins Negative zu zerren.« Verzweifelt verdrehte ich die Augen. »Warte, bis du ihn kennenlernst  – du wirst ihn mögen, ehrlich! Er ist großartig, lustig, bezaubernd, intelligent und nett, und ich schwöre dir, daß er wirklich erotisch ist. Er ist vielleicht nicht dein Typ, aber ich halte ihn für vollkommen.«
    »Wo also liegt der Haken?«
    »Was meinst du damit?«
    »Es gibt doch immer einen Haken, oder etwa nicht?«
    »Hör bloß auf«, sagte ich. »Ich weiß selber, daß ich bisher kein ausgesprochenes Glück bei Männern hatte...«
    »Ich meine nicht nur deine Männer«, seufzte er. »Bei jedem Mann gibt es einen Haken. Niemand weiß das besser als ich.«
    »Bei ihm nicht«, sagte ich.
    »Verlaß dich auf mich«, sagte er. »Es gibt einen. Ist er reich?«
    »Nein.«
    »Also arm?«
    »Na ja, er lebt vom Arbeitslosengeld...«
    »Ach, Lucy, nicht schon wieder! Warum fällst du immer wieder auf solche Typen rein, Almosenempfänger, die sich gräßlich anziehen?«
    »Weil ich nicht so oberflächlich bin wie du. Du achtest bei Männern viel zu sehr auf Kleidung und Haarschnitt und darauf, was für eine Uhr sie tragen.«
    »Möglich«, sagte er verstimmt. »Aber du achtest nicht genug darauf.«
    »Aber ich such sie mir nicht aus«, sagte ich. »Es passiert einfach.«
    »Von mir aus. Aber in Kalifornien kämst du mit dem Spruch garantiert nicht durch. Wieso lebt er eigentlich vom Arbeitslosengeld?«
    »Ich weiß schon, was du jetzt wieder denkst«, sagte ich eifrig. »Aber so ist es nicht. Er ist kein Drückeberger und auch nicht arbeitsscheu, oder was meine Mutter sonst noch über ihn sagen würde. Er ist Musiker und findet eben nur schwer Arbeit.«
    »Schon wieder ein Musiker?«
    »Ja, aber er ist anders als die vorigen. Ich hab größte Hochachtung vor Leuten, die bereit sind, um der Kunst willen materielle Entbehrungen auf sich zu

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