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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hatte mich weit mehr mitgenommen als die Geschichte mit Francis Cassidy und den Hunden. »Ganz und gar schrecklich.«
    »Ich hab mir keine Sorgen darum gemacht, daß ich mich in Zukunft selbst um mein Frühstück kümmern mußte«, sagte Gus und drückte meine Hand. »Ich wollte ihr nach, aber Dad hat gesagt, er würde mich umbringen.«
    »Das ist anständig von dir«, sagte ich und fühlte mich ein wenig besser.
    »Sie hat mir gefehlt. Sie war äußerst liebenswürdig und hat sich immer mit mir unterhalten. Trotzdem war ich froh, als sie weg war.«
    »Warum?«
    »Sie hatte ein zu kluges Köpfchen und war als Dienstmagd zu schade. Mein Dad wollte sie einem der beiden uralten Knacker vom Nachbarhof zur Frau geben, weil er ein Auge auf deren Land geworfen hatte.«
    »Wie barbarisch!« sagte ich entsetzt.
    »Andere würden sagen, daß er gut zu wirtschaften versteht«, sagte Gus. »Ich nicht«, fügte er aber gleich hinzu, als er meinen bösen Blick sah.
    »Und was ist aus der armen Eileen geworden?« fragte ich. Die Geschichte war so traurig, daß sie mir fast das Herz brach. »Habt ihr je wieder von ihr gehört?«
    »Ich vermute, daß sie nach Dublin gegangen ist. Sie hat mir aber nie geschrieben, und deshalb weiß ich nichts Genaues.«
    »Es ist richtig traurig«, sagte ich und schniefte.
    Dann kam mir ein Gedanke, und ich sah ihn durchdringend an. »Du saugst dir das ja hoffentlich nicht aus den Fingern? Oder ist das etwa wieder einer von deinen Einfällen wie die spielenden Eichhörnchen und meine Mitbewohnerin Elizabeth Ardent?«
    »Aber nein!« protestierte er. »Natürlich nicht. Hand aufs Herz und nicht gelogen, Lucy. Über wichtige Sachen würde ich nie Witze reißen oder mir dumme Geschichten ausdenken. Wäre die Geschichte meiner Familie doch nur ein Märchen! Vermutlich kommt sie einer kultivierten jungen Frau aus der Stadt, wie du eine bist, ziemlich sonderbar vor.« Das tat es merkwürdigerweise nicht.
    »Weißt du, wir leben weit ab vom Schuß«, fuhr er fort. »Weil unser Hof mitten in der Pampa liegt, sind wir nicht viel unter Leute gekommen, und ich wußte es nicht besser. Womit hätte ich meine Familie vergleichen sollen? Jahrelang hab ich die Prügeleien, das Gebrüll und all das für ziemlich normal gehalten und gedacht, alle Leute wären wie wir. Ich kann dir nicht sagen, wie erleichtert ich war, als ich sah, wie richtig meine Vermutung gewesen war: daß meine Familie tatsächlich so verrückt ist, wie ich immer angenommen hatte. Jedenfalls weißt du jetzt, woher ich komme.«
    »Vielen Dank, daß du mir die Geschichte erzählt hast.«
    »Hab ich dich damit verschreckt?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Deine Familie ist wahrscheinlich auch ziemlich verrückt.«
    »Eigentlich nicht. Tut mir leid, wenn ich dich enttäusche.«
    »Warum bringst du dann so viel Verständnis für meine Leute auf?«
    »Weil du du bist und nicht deine Familie.«
    »Wenn das nur so einfach wär.«
    »Aber das kann es sein, Gus... Wie heißt du überhaupt mit Nachnamen?«
    »Lavan.«
    »Nett, dich kennenzulernen, Gus Lavan«, sagte ich und schüttelte ihm die Hand.
    Lucy Lavan dachte ich insgeheim. Lucy Lavan? Ja, das gefiel mir. Wie wär’s mit einem Doppelnamen, Lucy Sullivan-Lavan? Klang eigentlich auch gut.
    »Mir ist es gleichfalls angenehm, dich kennenzulernen, Lucy Sullivan«, sagte er feierlich und quetschte meine Hand zusammen. »Aber das hab ich schon gesagt, oder?«
    »Ja, gestern abend.«
    »Aber deswegen ist es nicht weniger wahr. Wollen wir ein Bier trinken gehen?«
    »Äh, ja, wenn du möchtest. Bist du genug gelaufen?«
    »Es genügt, um Durst zu kriegen, also bin ich genug gelaufen.«
    »Gut.«
    »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Hast du keine Uhr?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Das hat was zu bedeuten.«
    »Was?« fragte ich erwartungsvoll. Etwa daß Gus und ich seelenverwandt und das ideale Paar waren?
    »Daß wir immer und überall zu spät kommen werden.«
    »Oh. Was tust du da?«
    Gus hatte sich fast waagrecht auf der Bank zurückgelehnt und starrte in den Himmel, wobei er an seinen Zähnen sog und etwas murmelte, das so klang wie »Hundertachtzig Grad« und »in New York sieben Stunden früher« und »könnte auch Chicago sein.«
    »Ich seh den Himmel an, Lucy.«
    »Warum?«
    »Weil ich sehen will, wie spät es ist.«
    »Ach natürlich.« Er schwieg.
    »Irgendwelche Schlußfolgerungen?«
    »Ich glaube schon.« Er nickte nachdenklich. »Ich glaube

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