Lucy Sullivan wird heiraten
existieren kannst.«
In seiner Wohnung gab es nur etwa vier Gegenstände, aber jeder davon war ausgesprochen schön und teuer.
»Du bist meine Freundinnen-Einsatztruppe«, sagte ich, als wir uns setzten.
»Wieso das?«
»In einem Notfall, wenn ich unbedingt über Frauensachen reden muß und keine Frau in der Nähe ist, kommst du mir zu Hilfe«, erklärte ich. »Ich sehe das vor meinem inneren Auge so, als ob du eine Uniform anzögst und an einer Rutschstange runtersaustest.«
Er wurde so rot, daß sein Gesicht dunkler war als sein gebleichtes Haar.
»Würde es dir was ausmachen, mein Privatleben aus der Sache herauszuhalten?« fragte er von oben herab. »Es geht nur mich was an.«
»Dann wollen wir uns mal in unsere Klatschposition begeben«, sagte ich, und wir setzten uns einander gegenüber auf das Sofa.
Ich erzählte ihm von unserem Besuch bei der Wahrsagerin. »Das hättest du mir vorher sagen können«, knurrte er. »Da wäre ich gern mitgefahren.«
»Tut mir leid.« Rasch wechselte ich das Thema und kam auf das üble Gerücht von meiner angeblichen Heirat zu sprechen.
»Ganz ehrlich, Dennis, mir war hundeelend. Einmal ganz von der Demütigung und allem anderen abgesehen, hab ich mich schrecklich einsam gefühlt und bin mir vorgekommen, als würde ich wirklich nie heiraten.«
»Ich heirate bestimmt nie«, sagte er. »Mir ist das schließlich nicht erlaubt. « Er spie das Wort ›erlaubt‹ förmlich aus.
»Entschuldige, das war ziemlich gefühllos von mir«, sagte ich. Ich wollte nicht, daß er wieder von der Diskriminierung der Schwulen anfing und damit, daß ihnen die Ehe genauso zu gestatten sei wie denen, die ›Junge werfen‹ – sein üblicher Ausdruck für Heteros.
»Ich bin mir richtig alt vorgekommen, als stünde ich auf dem Abstellgleis, unausgefüllt und jämmerlich. Verstehst du?«
»O ja, Schätzchen«, sagte er mit einem Schmollmund.
»Dennis, sei bitte bei mir nicht tuntig.«
»Wie meinst du das?«
»Und sag nicht ›Schätzchen‹ zu mir«, bat ich ihn. »Es klingt so affektiert. Du bist Ire, vergiß das nicht.«
»Danke gleichfalls. Rutsch mir den Buckel runter.«
»Schon besser. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Ich kann gar nicht glauben, daß sich in vierundzwanzig Stunden so viel verändert haben soll.«
»Am dunkelsten ist es immer unmittelbar vor der Morgendämmerung«, meinte Dennis weise. »Du hast diesen Mann also Samstagabend kennengelernt?«
»Ja.«
»Dann muß er der gewesen sein, der dir prophezeit war«, erklärte Dennis. Es war genau das, was ich hören wollte.
»Das halte ich auch für möglich«, sagte ich leicht betreten. »Mir ist völlig klar, daß ich nicht daran glauben dürfte, und erzähl es bitte keinem weiter – aber wäre es nicht schön, sich vorzustellen, daß es stimmt?«
»Darf ich in dem Fall deine Brautjungfer sein?«
»Natürlich.«
»Ich kann allerdings UNMÖGLICH Rosa tragen, es steht mir ÜBERHAUPT nicht!«
»Von mir aus kannst du anziehen, was du willst.« Mir lag lediglich daran, Gus nicht aus dem Mittelpunkt der Unterhaltung zu verlieren. »Ach, Dennis, er ist ganz wie ich und genau, was ich möchte. Wäre ich zum lieben Gott gegangen und hätte ihm meinen vollkommenen Mann beschrieben, er hätte mir Gus gegeben, wenn er in guter Stimmung gewesen wäre.«
»Ist der Junge so großartig?«
»Ja, Dennis. Ich schäme mich ein bißchen, das zu denken, aber es kann unmöglich bloßer Zufall sein. Die Wahrsagerin muß tatsächlich gewußt haben, was sie sagte. Es kommt mir richtig vor, als hätte es passieren müssen.«
»Das ist ja wunderhübsch«, sagte Dennis ganz aufgeregt.
»Und ich seh mein ganzes Leben, meine ganze Vergangenheit, völlig anders als vorher«, sagte ich und rutschte leicht in eine philosophische Stimmung. »Es hatte schon seinen Grund, daß ich früher mit all diesen schrecklichen Kerlen rumgehangen hab. Sicher weißt du noch, wie ich immer von einer abscheulichen Beziehung in die nächste zu stolpern schien.«
»Nur allzu gut.«
»Tut mir wirklich leid. Es wird nicht wieder vorkommen. Weißt du, in all dieser Zeit bin ich Gus immer einen kleinen Schritt näher gekommen. Während dieser vergeudeten Jahre, in denen ich mir vorkam, als ob ich in der Wildnis umhertappte, war ich in Wirklichkeit auf dem richtigen Weg.«
»Meinst du, es könnte bei mir genauso sein?« fragte er hoffnungsvoll.
»Es ist bestimmt so.«
»Man hat mich ungefährdet durch das Minenfeld Der Falschen Männer geleitet«, fuhr ich
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