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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wir häufig. Manchmal sagten wir, das System sei abgestürzt, bei anderen Gelegenheiten behaupteten wir, nur die Putzfrau zu sein, dann wieder erklärten wir den Kunden, die Leitung sei furchtbar schlecht und man könne nichts verstehen, oder wir legten einfach auf und taten so, als wäre die Verbindung unterbrochen worden. Es kam auch vor, daß wir so taten, als sprächen wir nur schlecht Englisch. Manche Kunden verlangten dann aufgebracht, mit unserem Vorgesetzten zu sprechen. In einem solchen Fall schalteten wir sie für ein paar Minuten in die Warteschleife, gingen dann wieder in die Leitung und erklärten dem wütenden Kunden mit beruhigender und salbungsvoller Stimme, die Mitarbeiterin, über die er sich beschwert habe, stehe gerade im Begriff, ihren Schreibtisch auszuräumen.
    Meredia beschrieb in allen Einzelheiten, wie elend es Hetty ging, wie schmal und hager sie aussah.
    »Aber so sieht sie doch immer aus«, wandte ich ein.
    »Nein«, sagte sie ärgerlich. »Man kann deutlich sehen, daß sie entsetzlich leidet und ein überaus traumatisches... traumatisches ... äh, Trauma durchlebt.«
    »Ich verstehe nicht, warum sie sich elend fühlen sollte«, merkte Megan an. »Statt einem Mann, der bereit ist, es ihr zu besorgen, hat sie drei. Ich sag immer, zwei Köpfe sind besser als einer. Und hier geht es nicht nur um Köpfe.«
    »Also wirklich!« stieß Meredia angewidert hervor. »Wie du immer alles auf... auf... die niedrigste Stufe animalischer Begierde runterziehen mußt.«
    »Das ist das Schlechteste nicht, Gretel«, sagte Megan mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den sinnlichen Lippen.
    Bevor sie aus dem Zimmer schwebte, murmelte sie noch etwas, das sich wie »flotter Dreier« anhörte.
    »Ich heiße Meredia«, schrie ihr Meredia nach. »Blöde Kuh«, knurrte sie dann. »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja.« Sie räusperte sich.
    »Hetty ist zwischen zwei Liebhabern hin und her gerissen«, verkündete sie voll Leidenschaft. »Auf der einen Seite steht der zuverlässige und seriöse Dick, der Vater ihrer Kinder, und auf der anderen der aufregende, unvorhersagbare und leidenschaftliche Roger...«
    Bis zur Mittagspause malte sie das Bild immer mehr aus. Auch wenn ich an dem Vormittag noch keinen Strich getan hatte, ließ ich selbstverständlich pünktlich den Bleistift fallen, verließ das Büro und streifte eine Stunde lang durch die Geschäfte. Ich wollte Daniel ein Geburtstagsgeschenk und eine Karte besorgen. Das war immer ziemlich schwierig, denn ich wußte nie, was ich ihm kaufen sollte.
    Was schenkt man einem Mann, der alles hat? überlegte ich. Ich hätte ihm ein Buch kaufen können, aber er hatte schon eins.
    Ich muß unbedingt dran denken, ihm das zu erzählen, das wird ihm gefallen.
    Gewöhnlich kaufte ich ihm etwas Scheußliches und Einfallsloses wie Socken, eine Krawatte oder Taschentücher.
    Verschlimmert wurde das Ganze dadurch, daß er mir grundsätzlich wunderbare Geschenke machte, über die er offenkundig lange nachgedacht hatte. Zu meinem letzten Geburtstag hatte ich von ihm einen Gutschein für einen Tag in der Schönheitsfarm bekommen, eine wahre Wohltat. Einen ganzen Tag lang konnte ich ohne schlechtes Gewissen an einem Schwimmbecken liegen, mich massieren und verwöhnen lassen.
    Schließlich kaufte ich ihm eine Krawatte. Da er schon seit einigen Jahren keine mehr von mir bekommen hatte, hoffte ich, damit durchzukommen. Zum Ausgleich kaufte ich ihm eine hübsche Karte mit einem witzigen, liebevollen Spruch drauf und unterschrieb sie mit »Deine Lucy«. Hoffentlich sah Karen sie nicht, sonst würde sie mir unterstellen, daß ich in ihrem Revier wilderte.
    Das Geschenkpapier kostete fast genausoviel wie die Krawatte  – als wäre es vergoldet.
    Ich machte das Päckchen im Büro fertig, mußte dann aber noch zur Post, um es abzuschicken. Zwar hätte ich es auch durch die Büropost laufen lassen können. Unsere Poststelle war aber so unzuverlässig, daß Daniel sein Geschenk möglicherweise in diesem Jahrhundert nicht mehr bekommen hätte. Auch wenn die beiden Neandertaler, die da arbeiteten, ganz nett waren – eigentlich waren sie sogar sehr nett, und ihre Glückwünsche zu meiner angeblichen Hochzeit waren überschwenglich und aufrichtig gewesen –, waren sie irgendwie nicht besonders aufgeweckt. Am ehesten paßte auf sie wohl die Beschreibung ›willig, wenn auch nicht unbedingt fähig‹.
    Endlich war es fünf, und so schnell wie eine Kugel den Lauf verließ ich das Büro.

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    I

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