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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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stöhnten und schrien – und das waren nur ich, Charlotte und Karen.
    »Großer Gott«, sagte Charlotte, den Blick regungslos auf den Bildschirm geheftet, das Gesicht starr vor Entsetzen, »ich werde nie ein Kind auf die Welt bringen.«
    »Ich auch nicht«, stimmte ich ihr eifrig zu und war mit einem Mal im vollen Bewußtsein dessen, welche Vorzüge es mit sich bringt, keinen Freund zu haben.
    »Aber man kann sich doch eine Epiduralanästhesie machen lassen«, sagte Karen. »Dann spürt man nichts.«
    »Das klappt aber nicht immer«, gab ich zu bedenken.
    »Ach ja? Woher willst du das wissen?« fragte sie.
    »Sie hat recht«, meldete sich Charlotte zu Wort. »Meine Schwägerin hat gesagt, daß es bei ihr nichts genützt und sie Todesqualen gelitten hat. Man konnte sie noch drei Straßen weiter schreien hören.«
    Eine gut erzählte Geschichte, aber ich war nicht sicher, ob ich sie glauben sollte, denn Charlotte stammte aus Yorkshire, wo sich die Leute an Geschichten grauenvoller Qualen zu weiden scheinen.
    Karen sah nicht so aus, als hätten Charlottes Worte sie besonders beeindruckt. Bei ihr würde die bloße Willenskraft dafür sorgen, daß die Anästhesie funktionierte – sie würde gar nicht wagen, das nicht zu tun.
    »Und was ist mit Lachgas?« fragte ich. »Hilft das nicht auch bei den Schmerzen?«
    »Lachgas!« schnaubte Charlotte verächtlich. »Lachgas. Da kannst du ebenso gut eine amputierte Hand mit Heftpflaster verbinden.«
    »Oh, Mann«, sagte ich schwach. »Oh, Mann. Könnten wir uns was anderes ansehen?«
    Gegen zwanzig vor zehn verflog das vom gedünsteten Gemüse hervorgerufene kurzfristige Sättigungsgefühl und der wirkliche Hunger meldete sich.
    Wer würde zuerst nachgeben? Die Spannung baute sich immer mehr auf, bis schließlich Charlotte beiläufig fragte: »Hat jemand Lust auf einen Spaziergang?«
    Insgeheim stießen Karen und ich einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Was für einen Spaziergang?« erkundigte ich mich vorsichtig.
    Ich war nicht bereit, mich an einer Unternehmung zu beteiligen, bei der es nichts zu essen geben würde, aber Charlotte ließ mich nicht im Stich.
    »Zum Fisch-Imbiß«, sagte sie verlegen.
    »Schäm dich, Charlotte!« riefen Karen und ich empört im Chor. »Was ist mit unseren guten Vorsätzen?«
    »Aber ich hab Hunger«, sagte sie mit kläglicher Stimme.
    »Iß eine Karotte«, empfahl Karen.
    »Lieber eß ich gar nichts«, gestand Charlotte.
    Ich wußte genau, wie es ihr ging. Auch ich hätte eher ein Stück Kamineinfassung gegessen als eine Karotte.
    »Wenn du wirklich vor Hunger umkommst, komm ich mit«, sagte ich seufzend, aber im Innersten entzückt. Der bloße Gedanke an Pommes ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Mir könnt ihr auch gleich eine Tüte Pommes mitbringen«, seufzte Karen, als brächte sie ein großes Opfer, »damit ihr euch besser fühlt.«
    »Du mußt aber nicht, wenn du sie nur willst, damit ich kein schlechtes Gewissen krieg«, sagte Charlotte betont sanftmütig. »Nur weil ich keine Willenskraft hab, mußt du deine Hungerkur nicht unterbrechen.«
    »Es macht mir nichts aus«, gab ihr Karen zu verstehen.
    »Ganz ehrlich«, ließ Charlotte nicht locker. »Du mußt wirklich nicht. Ich kann mit meinem schlechten Gewissen leben.«
    »Halt endlich die Klappe und bring mir Pommes mit!« rief Karen.
    »’ne große oder ’ne kleine Portion?«
    »’ne große! Mit Currysoße und ’ner Wurst!«

32
    A m Sonntag abend hatte Gus versprochen, daß er mich am Dienstag nach Feierabend ausführen wollte. Aber am Sonntag abend waren die Wellen sehr hoch gegangen, vor allem die Alkoholwellen in seinem Blut. Das läßt sich daran erkennen, daß wir für den Weg von der Pizzeria zu meiner Wohnung, der normalerweise zehn Minuten dauert, über eine halbe Stunde brauchten, weil Gus so verspielt und übermütig gewesen war. Daher machte ich mir schon ein wenig Sorgen, ob er sich an die Einzelheiten unserer Verabredung erinnern würde. Vielleicht wußte er nicht mehr, wo wir uns treffen wollten, oder um wieviel Uhr, oder an welchem Tag.
    Schon am Sonntag abend war es ein mittlerer Alptraum, die Einzelheiten mit ihm festzulegen. Zum Beispiel hatte er mir auf dem Heimweg höflich die Hand geschüttelt und gesagt: »Also bis morgen, Lucy.«
    »Nein, Gus«, hatte ich ihn freundlich verbessert. »Nicht morgen. Morgen ist Montag. Wir sehen uns am Dienstag.«
    »Nein, Lucy«, hatte er mich ebenso freundlich verbessert, »wenn ich heute nach Hause komm,

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