Lucy's Song
für morgen?«, fragte die Tante.
»Na, wir müssen uns wohl ein bisschen umschauen«, sagte ich. »Vielleicht machen wir eine Bustour. Dann fahren wir auf den Eiffelturm und anschließend gucken wir uns die ›Mona Lisa‹ an. Dazu hätte ich Lust.«
Mama und die Tante sahen einander an.
»Vielleicht können wir beide eine Sightseeingtour machen«, schlug die Tante vor. »Und ein paar von den bekannten Sehenswürdigkeiten angucken. Außerdem würde ich gern ein bisschen einkaufen. Ein paar Kleider in Paris kaufen.«
»Mama muss auch mit«, wandte ich ein. »Ihretwegen sind wir doch nur hier.«
»Wir müssen sehen, was ich morgen schaffe«, sagte Mama. »Es ist schon fantastisch, überhaupt in Paris zu sein.«
»Was ist mit der Autofahrt?«, fragte die Tante. »Hast du etwas hingekriegt? Hast du eine Überraschung für uns?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Noch nicht.«
»Das macht gar nichts«, sagte Mama. »Eigentlich interessiere ich mich nicht besonders für Cabrios und so. Das Wichtigste ist, dass wir jetzt zusammen sind.«
»Das klappt schon«, sagte ich. »Es gibt immer eine Lösung.«
Die Tante half Lucy beim Essen.
»Können wir auch einen Dessert haben?«, fragte ich.
»Du bist hier der Reiseleiter, du musst entscheiden«, meinte die Tante.
Ich schaute in die Speisekarte.
»Die haben hier Fromage«, sagte ich. »Das kenne ich, das ist Pudding, der ist absolut lecker.«
Mama und die Tante lachten.
»Da würdest du aber dumm gucken«, sagte Mama. »Fromage ist Französisch und heißt Käse. Und das sind solche Käse, die du nicht magst.«
»Äh«, sagte ich. »Eklige Käse sind doch kein Dessert, oder?«
Wir bestellten eine Art Schokoladenpudding. Lucy hatte die Schokolade im ganzen Gesicht. Mama schaffte nur wenig von ihrem Dessert, die Tante auch. So blieb ziemlich viel für mich übrig.
»Du wirst noch bis nächsten Freitag von all der Schokolade aufgedreht sein«, sagte Mama.
»Ach was.«
Doch Mama hatte nicht ganz unrecht. An diesem Abend war es schwer einzuschlafen. Ob es nun an der Schokolade lag, da war ich mir nicht sicher. Aber unmöglich war das nicht.
A
m nächsten Vormittag ging die Tante hinunter zur Rezeption, um sich nach Möglichkeiten für eine Sightseeingtour zu informieren. Ich blätterte solange in einer Broschüre, die ich vom Flughafen zu Hause mitgenommen hatte. Es ging darum, was man machen musste, wenn man im Ausland krank wurde. Oder einen Unfall hatte oder bestohlen wurde. Eine Reiseversicherung war wichtig, aber das wusste ich ja. Und die Krankenversicherungskarte auch. Die hatten wir dabei. Außerdem stand dort, dass die norwegische Botschaft helfen konnte, wenn man Probleme hatte. Hinten in der Broschüre gab es eine Liste der Botschaften in den verschiedenen Ländern. Die norwegische Botschaft in Paris war auch aufgeführt. Ich ging ins andere Zimmer und rief von dort aus an.
Die Frau, die antwortete, sprach Französisch. Ich sagte auf Englisch, dass ich mit jemanden sprechen wollte, der Norwegisch konnte. Sie stellte mich zu einem Mann durch.
»Wie kann ich helfen?«
Wieder einmal erklärte ich Mamas Situation und warum wir nach Paris gekommen waren. Auch ihm erzählte ich von der geplanten Autofahrt.
»Das ist wohl eines der Dinge, bei der die Botschaft nicht behilflich sein kann«, meinte der Mann.
»Aber kennen Sie jemanden, der ein Cabrio hat? Meine Mutter ist sehr krank, wissen Sie.«
Der Mann seufzte schwer.
»Nein, von Cabrios weiß ich nichts. Aber ich kann einen Krankentransport organisieren. Das ist wohl eher das, was ihr braucht, oder?«
Ich legte den Hörer auf, ohne mich zu bedanken oder zu verabschieden.
Die Tante hatte für uns eine Rundfahrt durch die Stadt gebucht. In zwei Stunden sollte ein Minibus kommen und uns am Hotel abholen. Mit dem sollten wir zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten fahren.
»Wie schön«, sagte Mama.
Die Tante ging, um Lucy fertig zu machen.
»Du«, sagte ich zu Mama. »Das wird schwierig.«
»Was?«
»Das mit dem Auto.«
»Das Sightseeing?«
»Nein, das mit dem Cabrio.«
»Ach, hast du das immer noch nicht aufgegeben? Wir werden doch Paris heute vom Minibus aus sehen. Dann müsstest du doch zufrieden sein, oder?«
»Aber deshalb sind wir doch hier?«
»Weshalb?«
»Wegen der Autofahrt. Weil du in einem Cabrio fahren sollst.«
»Eigentlich«, sagte Mama mit einem Seufzer, »eigentlich sind wir hier, weil du das wolltest. Und weil du so ein Sturkopf bist, hast du nicht lockergelassen. Du hast
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