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Lucy's Song

Lucy's Song

Titel: Lucy's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjorn Ingvaldsen
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dem Tresen. Er redete lange mit jemandem da drinnen. Dann kam er wieder heraus und sagte, dass alles in Ordnung sei. Es stellte sich heraus, dass die Zimmer auf den Namen des Onkels registriert waren, weil er sie mit seiner Kreditkarte bezahlt hatte. Wir hatten zwei Zimmer im zweiten Stock.
    Der Fahrstuhl funktionierte nicht. Sie hatten ein Schild mit einer Aufschrift an seine Tür gehängt, aber auf Französisch, deshalb verstanden wir nicht, was darauf stand. In der Rezeption erklärte man uns, dass der Fahrstuhl repariert werden musste und wir ihn nicht benutzen konnten. Mama fragte, ob wir den Rollstuhl irgendwo hier unten abstellen konnten, aber das ging nicht. Also gingen zuerst die Tante und Mama die Treppe hoch, während ich mit Lucy unten wartete. Dann kam die Tante wieder herunter und half Lucy all die Treppen hinauf. Das dauerte eine ganze Weile. Ich zog den Rollstuhl die Stufen hoch.
    Unsere beiden Zimmer waren ziemlich groß. Wir hatten vorher überlegt, wie wir sie aufteilen wollten. Die Tante und Lucy solltenin einem wohnen, Mama und ich in dem anderen. Ich nahm das Bett an der Wand. Mama das am Fenster. Als ich ins Zimmer kam, hatte sie sich schon hingelegt.
    »Kannst du den Eiffelturm von hier sehen?«, fragte ich sie.
    »Nein, aber ich sehe etwas anderes.«
    Sie zeigte aus dem Fenster. Auf der anderen Straßenseite stand ein Mann auf einem kleinen Gerüst, das an zwei Seilen hing. Er strich die Wand des Hauses.
    »Haben die keine Leitern hier?«
    »Die Straße ist wohl zu eng dafür«, sagte Mama. »Die müssten ja den ganzen Verkehr sperren, wenn er auf einer Leiter stehen würde.«
    Es schien nicht so, als hätte der Mann Höhenangst.
    »Das würde ich mich nicht trauen«, sagte Mama.
    »Ich auch nicht.«
    Mama wollte ein bisschen schlafen. Lucy war bei ihr. Sie schlief auch ein wenig. Die Tante und ich gingen hinunter auf die Straße und suchten uns ein Geschäft, wo wir etwas zu essen und zu trinken kaufen konnten. Es war nicht so einfach, herauszufinden, was das alles war, deshalb kauften wir schließlich Cola und Brötchen.
    Nachdem wir gegessen hatten, fragte ich die anderen, ob sie nicht Lust hätten, etwas zu unternehmen. Die Tante schaute Mama an. Diese erklärte, dass sie heute nichts mehr schaffen würde. Die Reise war sehr anstrengend gewesen. »Tut mir leid«, erklärte Mama und sah mich an, »jetzt enttäusche ich dich. Du hast dich so darauf gefreut, und jetzt siehst du nur das Hotelzimmer.«
    »Nein, nein, das geht schon klar«, sagte ich.
    Ich setzte mich eine Weile in das Zimmer von Lucy und der Tante und guckte Fernsehen. Es gab nur drei Programme, alle auf Französisch. Als ich sah, dass sie eine amerikanische Comicserie zeigen wollten, die ich von zu Hause kannte, freute ich mich. Aber auch in der redeten sie Französisch. Das war schon komisch.
    Ich ging wieder ins andere Zimmer. Mama schlief immer noch. Die Tante las ein Buch, Lucy saß auf dem Boden und aß einen Keks.
    »Langweilst du dich?«, fragte die Tante.
    »Nein, alles klar.«
    »Ich habe gesehen, dass sie unten in der Rezeption Broschüren haben, vielleicht findest du da ja etwas Spannendes.«
    Ich lief die Treppen hinunter. Der Mann hinter dem Tresen schaute nicht einmal auf, als ich kam. Ich schaute mir die Broschüren an. Es gab Reklame für Sightseeing und für Bootsfahrten auf der Seine. Ein paar Zettel von Museen. Dann eine Broschüre von Eurodisney und eine vom Asterixpark. Es wäre bestimmt lustig, in diese Parks zu fahren, dachte ich.
    Auf dem Tresen lag eine Broschüre von einem großen Autoverleih. Ich blätterte in ihr herum, es waren Fotos von den Wagen darin, die sie vermieteten. Alles nur ganz normale Autos. Vor dem Hotel herrschte viel Verkehr. Ich schaute aus dem Fenster. Die Straße, in der wir wohnten, war voller Geschäfte.
    Ich ging wieder ins Zimmer hoch und sagte der Tante, dass ich einen kleinen Spaziergang machen wollte. Sie sah nicht so aus, als würde ihr die Idee gefallen.
    »Geh aber nicht zu weit weg«, sagte sie. »Hast du dein Handy dabei?«
    »Ja.«
    »Und einen Zettel mit der Adresse des Hotels? Wenn du dich verläufst, frag nach dem Weg. Oder nimm ein Taxi zurück.«
    »Ich bleibe in der Straße hier.«
    »Kauf noch etwas zu trinken, bevor du zurückkommst.«

I
ch blieb einen Moment vor dem Hotel stehen. Auch wenn ich schon früher im Ausland gewesen war, so war es doch das erste Mal, dass ich in einem anderen Land allein draußen war. Das war schon merkwürdig und ich hatte fast

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