Ludlum Robert - Covert 01
vermasseln, indem wir dem Präsidenten mitteilen, was er verbrochen hat.«
»Wenn wir wirklich zu ihm vordringen können«, gab Randi zu bedenken.
»Und den Beweis schwarz auf weiß haben«, fügte Peter hinzu.
»Und jemanden finden, dem er Glauben schenkt«, sagte Jon. »Nicht irgendeinen diskreditierten Wissenschaftler wie mich, der sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat und verhört werden soll.«
»Oder eine CIA-Agentin, die mittlerweile wahrscheinlich auch als Verbrecherin abgestempelt ist«, ergänzte Randi düster.
Marty, der immer noch die Unterlagen über das Hades-Projekt ausdruckte, sagte über die Schulter: »Vielleicht darf ich Mr. Mercer Haldane vorschlagen, den ehemaligen Präsidenten von Blanchard Pharmaceuticals, der ja - zumindest auf dem Papier - ebenfalls einer von diesen abscheulichen Verschwörern zu sein scheint?«
Alle starrten den weißhaarigen Exunternehmenschef an, der begeistert nickte, weil er jetzt doch noch eine Chance sah, seine Selbstachtung wiederzugewinnen. »Ja, das würde mir gefallen. Ich möchte dem Präsidenten alles erzählen.« Dann ließ sein Enthusiasmus wieder nach. »Aber Victor würde mich nie in seine Nähe lassen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob heute überhaupt jemand von uns persönlich mit dem Präsidenten reden kann«, meinte Randi.
Nachdenklich schürzte Jon die Lippen. »Damit wären wir wieder am Anfang. Aber wir müssen Tremont irgendwie Einhalt gebieten.«
»Und zwar sehr bald«, sagte Peter warnend. »Dieser verdammte al-Hassan und seine Leute können jeden Augenblick hier sein.«
»Wer wird sonst noch an der Zeremonie teilnehmen?«, fragte Randi. »Der Generalstabsarzt, der Außenminister oder der Stabschef des Präsidenten?«
»Die werden genauso gut bewacht werden«, gab Smith zu bedenken. »Außerdem werden auch Tremonts Leute dafür sorgen, dass wir nicht zu nahe an sie herankommen, und Tremonts Sicherheitsteam geht hart zur Sache. In gewisser Hinsicht sind sie ein größeres Problem als der Secret Service.«
»Ich wünschte, dass einige Staatschefs aus dem Ausland persönlich anwesend wären«, sinnierte Randi. »Vielleicht hätten wir dann eine Chance…«
»Moment mal.« Plötzlich kam Jon eine andere Idee. Er setzte sich neben Marty auf einen Stuhl. »Kannst du eine TVKonferenzschaltung knacken?«
»Na klar. Bei einer CNN-Übertragung habe ich das mal geschafft.« Lächelnd erinnerte er sich an seinen Streich. »Natürlich war das nur ein lokaler Kabelsender und ich saß in einem anderen Studio im selben Gebäude. Wie es bei einem landesweit operierenden Kabelsender aussieht, weiß ich nicht. Ich brauche den Sendernamen, die Computercodes und selbstverständlich eine Fernsehkamera.«
»In Long Lake Village gibt es ein Studio«, sagte Mercer Haldane.
»Von dort aus werden sie die Übertragung über Kabel oder Satellit an ein größeres Publikum weiterleiten«, wandte Randi ein. »Da wird es vor Technikern nur so wimmeln.«
»Wenn’s sein muss, werden wir uns den Weg freischießen. Kannst du in die Kabelübertragung einbrechen, Marty?«
»Ich denke schon.«
»Okay, dann werden wir es so machen.«
»In dem ganzen Kaff werden sich die Bullen gegenseitig auf die Füße treten«, sagte Howell zweifelnd.
Eine Bewegung am Rande des Raums zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der ältere Laborarbeiter, der Jon den Erste-Hilfe-Koffer gebracht hatte, kam langsam auf sie zu. Sie hatten vergessen, ihn wieder in dem Konferenzzimmer einzusperren. Er war kreidebleich.
»Von dem, was Sie herausgefunden haben, habe ich nichts gewusst. Ich führe nur Routineanalysen durch.« Er streckte eine Hand aus, als ob er um Vergebung bitten würde. »Ich habe selbst Antibiotika von Blanchard genommen und meine Familie…« Er schluckte. »Sie haben die Medikamente ebenfalls jahrelang eingenommen. Vielleicht sollten Sie wissen, dass Mr. Tremont hier ein kleines Fernsehstudio hat, in dem er sich mit dem Lokalsender und der Fabrik verbinden lassen kann, um Öffentlichkeitsarbeit, Werbevideos und Livesendungen zu machen. Es ist ein hochmodernes Studio - ich kann es Ihnen zeigen.«
»Was sagst du dazu, Marty?«
»Wahrscheinlich wird es von dort aus länger dauern«, antwortete das Computergenie zweifelnd.
Nachdem der erste Schock über Tremonts monströsen Plan nachgelassen hatte, arbeitete Jons Gehirn klar und präzise. Jetzt schien es ihm, als ob seine Gedanken nie exakter gewesen wären. Er blickte auf die Uhr und stieß dann seine Befehle heraus. »Uns bleiben vierzig Minuten.
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