Ludlum Robert - Covert 01
Anspruch zu nehmen, und die meisten warfen ihnen nur einen flüchtigen Blick zu. Und dennoch - auf der Bühne und um sie herum standen Leute von Secret Service, FBI und dem Sicherheitsteam von Blanchard, die die Menschenmenge unablässig beobachteten und kontrollierten, ob unerwünschte Eindringlinge zu sehen waren.
Jon und Randi wechselten ihre Position häufig, schweigend und mit etwas gesenkten Köpfen, alle anderen freundlich anlächelnd. Sie taten alles, um einen entspannten Eindruck zu machen.
Als die Blaskapelle »Hail to the Chief« zu spielen begann und sich aller Augen auf Präsident Castilla und Victor Tremont richteten, die auf die Bühne zugingen, trat Randi näher zu Jon. »Die Frau mit den kurzen grauen Haaren und dem Strickkostüm ist Nancy Petrelli und der General in der zweiten Reihe hinter Admiral Browse ist General Caspar«, flüsterte sie.
»Auch Ben Sloat und der alte General Salonen müssen hier irgendwo stecken.«
Ihr Plan war einfach: Sie würden sich weit genug vorkämpfen, um die persönliche Aufmerksamkeit des Präsidenten zu wecken, und dann versuchen, ihre Geschichte herauszuschreien und mit ihren Ausdrucken herumzufuchteln. Alle anderen wären Zeugen, wenn sie Tremoht und seine Bande öffentlich beschuldigen und so vielleicht dafür sorgen würden, dass sie in Panik gerieten und gestanden. Dann würden sie den Präsidenten überzeugen, ihnen zuzuhören. Dies war schließlich eine öffentliche Versammlung.
Voraussetzung war, dass alles gut lief.
Wenn es schiefging, würde Marty die TV-Konferenzschaltung unterbrechen, damit Mercer Haldane alles bestätigen konnte.
Doch zuerst mussten sie sich einen Weg durch die Menschenmenge bahnen, ohne die wachsamen Blicke der zahllosen öffentlichen und privaten Wachleute auf sich zu ziehen, die nach Störenfrieden und Terroristen Ausschau hielten
- und nach ihnen.
17 Uhr 09
Lake Magua
In dem kleinen Fernsehstudio murmelte Marty wild vor sich hin, während er fieberhaft die Tastatur des Computers in dem hochmodernen Kontrollraum bearbeitete.
»Wo bist du, du Biest! Ich weiß, dass du da irgendwo sein musst. Raus mit dem Code und dem Passwort, verdammt! Noch einmal, die Telefongesellschaft ist…«
Im Studio wartete Mercer Haldane mit den vier Laborarbeitern, die Vergrößerungen der Computerausdrucke in den Händen hielten. Hinter ihnen hing ein Riesenposter mit einer Aufnahme der Wälder der Adirondack Mountains und in der Ferne sah man die Gipfel der Berge Whiteface und Marcy. Haldane war ins Schwitzen geraten und wischte sich permanent den Schweiß ab, während er durch die Glasscheibe zu Marty in den Kontrollraum spähte oder auf die Uhr blickte.
»In Ordnung, ja! Jetzt habe ich dich. Ich bin bei der Telefongesellschaft eingebrochen. Jetzt kommt die Verbindung zum lokalen Kabelsender. Komm schon… komm schon… Ich weiß, du willst, dass ich dich finde… Ja, das ist es… Verdammter Mist!«
An der Tür des Fernsehstudios bewachte Peter den Korridor und lauschte, ob der Dobermann ihn irgendwie warnte. Auch er blickte von Zeit zu Zeit auf die Uhr, während er Martys hektische Bemühungen verfolgte.
»Aha! Jetzt habe ich dich. Jetzt ist der Kontrollraum an der Reihe. Los geht’s… Verdammte Sauerei. Du wirst mich nicht aufhalten, das schaffst du nicht…« Schweißperlen rannen über Martys Gesicht und seine Finger trommelten nur so auf der Tastatur herum, während er gehetzt nach einer Möglichkeit suchte, in das System einzubrechen.
17 Uhr 12
Long Lake Village
Während der Generalstabsarzt in höchsten Tönen die Rechtschaffenheit Victor Tremonts und die Weisheit des Präsidenten pries, bahnten sich Jon und Randi parallel zueinander einen Weg durch die Menschenmenge, wobei sie die Distanz zwischen sich langsam verringerten. Smith sah, dass Nadal al-Hassan, Tremonts pockennarbiger Killer, in ein Gespräch mit einem Mann versunken war, der wie der Anführer der anwesenden FBI-Agenten aussah. Mit einer Armbewegung zeigte der Araber auf die Menschenmenge, während er in seiner dürren Hand einen Stapel Fotos hielt. Wer auf diesen Fotos abgebildet war, brauchte Jon gar nicht erst zu raten. Er unterdrückte ein sorgenvolles Stöhnen.
Die Begrüßungsansprache des Generalstabsarztes war zu Ende, jetzt trat der Präsidenfans Rednerpult. Mit einem feierlichen Gesichtsausdruck ließ er seinen Blick zuerst über das Publikum, dann über die anwesenden Würdenträger hinter sich gleiten. Nachdem er auch die Männer vom Secret Service und von
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