Ludlum Robert - Covert 01
vorhin zu sein, der jetzt in die entgegengesetzte Richtung - nach Norden - verschwand.
Auf Ellbogen und Knien, mit je einer Pistole in den Händen, kroch er in einen Vorgarten an der Kreuzung. Bei den parkenden Autos auf beiden Straßenseiten hatte sich nichts verändert. Sein Triumph stand immer noch dort am Bordstein, wo er ausgestiegen war, um dem »Unfallopfer« zu helfen. Niemand war zu sehen.
Es gab keine Erklärung, wie der Lastwagen ihn zuerst auf der Wisconsin Avenue und dann hier hatte aufspüren können. So viel Glück hatte niemand. Und dennoch hatten die Fahrer des Trucks, des Autos und der »Betrunkene« einen Hinterhalt gelegt, um ihn umzubringen.
Sie mussten genau gewusst haben, wo er sich befand.
Er wartete, während der Mond unterzugehen begann. Die Nacht wurde dunkler, eine Eule flog in den Bäumen umher, der Wagen in der Ferne fuhr weiter in südlicher Richtung, dann in nördlicher, dann wiederum in südlicher. Langsam näherte sich das Auto der Kreuzung.
Zufrieden, dass ihm hier niemand auflauerte, sprang Smith auf und rannte zu seinem Triumph. Nachdem er eine kleine Taschenlampe aus dem Handschuhfach genommen hatte, schlüpfte er unter das Autoheck. Und fand ihn.
Nicht besonders einfallsreich oder originell.
Im hellen Lichtstrahl der Taschenlampe sah er einen kleinen Transmitter, nicht größer als sein Daumennagel, den jemand mit einem starken Minimagneten an der Karosserie des Autos angebracht hatte. Das Empfangsgerät befand sich wahrscheinlich in dem Lastwagen, oder der kleine, dicke Anführer der Männer trug es bei sich.
Nachdem er die Lampe ausgeschaltet und sie in die Tasche gesteckt hatte, entfernte er den Sender. Er bewunderte die Kreativität, die die Konstruktion eines so raffinierten Geräts ermöglicht hatte. Als er wieder unter dem Triumph hervorkroch, merkte er, dass der Wagen, den er gehört hatte, fast die Kreuzung erreicht hatte. Kniend beobachtete er das langsam fahrende Auto, dessen Fahrer aus dem heruntergekurbelten Fenster Zeitungen auf die Rasenflächen und Auffahrten vor den Häusern warf.
Dann wendete der Wagen.
Smith stand auf und pfiff. Als das Auto auf der Kreuzung abbremste, rannte er auf das offene Fenster zu. »Können Sie mir eine Zeitung verkaufen?«
»Klar doch. Ich habe ein paar übrig.«
Smith griff in die Tasche, ließ eine Münze auf den Boden fallen, hob sie auf und befestigte dabei mit einem kühlen Lächeln den Mikrotransmitter unter dem Wagen.
Dann richtete er sich auf, griff nach der Zeitung und nickte. »Vielen Dank.«
Der Wagen fuhr weiter und Smith sprang in seinen Triumph. Während er losfuhr, hoffte er, dass der Trick seine Gegner so lange ablenkte, bis er bei Sophia war. Doch wenn diese Angriffe etwas mit dem zu tun hatten, wovor Bill Griffin ihn gewarnt hatte, wussten sie, wer er war und wo sie ihn fanden. Und dasselbe galt für Sophia.
4 Uhr 07
Fort Detrick, Maryland
Der Bericht des belgischen Prinz-Leopold-Instituts für
Tropenmedizin war bereits der dritte, den Sophia las, nachdem sie sich wieder in die Arbeit gestürzt hatte. Von den Wissenschaftlern war sie die einzige, die noch am Schreibtisch saß sie war zu müde, um schlafen zu können. Wenn dieser verdammte General mit seiner Vermutung Recht hatte, dass Jons Begeisterung für irgendeine medizinische Entwicklung ihn aufgehalten hatte, wäre sie wirklich wütend. Trotzdem hoffte sie, dass Kielburgers Annahme stimmte, weil sie dann keinen Grund hatte, sich Sorgen zu machen.
Eine ganze Zeit lang widmete sie sich schon der Lektüre der aktuellsten Berichte, aber ein Hoffnungsschimmer tauchte erst auf, als sie das Schreiben des Prinz-Leopold-Instituts las. Ein Dr. Rene Giscours erinnerte sich an einen Bericht, den er vor Jahren gelesen hatte, als er in einem hoch gelegenen Urwaldkrankenhaus im bolivianischen Amazonien gearbeitet hatte. Zu dieser Zeit war er vornehmlich damit beschäftigt gewesen, gegen einen vermutlich neuen Ausbruch des Machupo-Fiebers zu kämpfen, und zwar in der Nähe der Flussstadt San Joaquin, wo Karl Johnson, Kuns und MacKenzie vor vielen Jahren den tödlichen Virus erstmals gefunden hatten. Damals hatte er keine Zeit gehabt, über ein unbestätigtes Gerücht aus Peru auch nur nachzudenken. Also hatte er sich eine Notiz gemacht und die Sache dann vergessen.
Aber der neue Virus hatte seiner Erinnerung auf die Sprünge geholfen. Er durchstöberte seine Unterlagen und fand dabei zwar seine damalige Notiz wieder, nicht aber den Bericht. In der Notiz hatte er auf eine
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