Ludlum Robert - Covert 01
Anführer schickte seine Leute in Zweiergruppen los. Zweifellos sollten sie nach Smith suchen. Trotz der Berichte der zwei Überlebenden würden sie mit etwas Glück davon ausgehen, dass jeder Einzelne von ihnen einem über vierzigjährigen Laborangestellten haushoch überlegen war. Einem Verrückten aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft, der seine Uniform nur zur Zierde trug und Glück gehabt hatte - diesen Fehler hatten vor ihnen schon andere begangen.
In seinem Versteck lauschte er, bis zwei Männer nahe an ihn herankamen. Diese beiden musste er irgendwie ausschalten. Er wandte sich um und rannte in die Dunkelheit davon. Dabei achtete er darauf, dass die beiden ihn hörten. Sie schluckten den Köder, liefen ihm nach und entfernten sich dabei immer weiter von den anderen. Smith’ Nerven waren zum Zerreißen gespannt, während er durch dunkle Hinterhöfe lief und dabei seine Umgebung beobachtete. Vier Querstraßen jenseits der Kreuzung kam ihm eine Idee. Am Ende einer kurzen Auffahrt stand ein unbeleuchtetes weißes Haus im Kolonialstil und daneben befand sich ein Gartenhäuschen, das zwischen den dicken Bäumen und Büschen, die den Rand des Grundstücks markierten, in der dunklen Nacht fast unsichtbar war.
Smith hustete und lief geräuschvoll über die Auffahrt, um sicherzustellen, dass die beiden Verfolger ihn hörten und dachten, er wolle sich bei dem herrschaftlichen Haus verstecken. Dann schlüpfte er in das Gartenhäuschen. Er hatte Recht gehabt
- durch die großen Gitterfenster konnte er das ganze Grundstück gut überblicken. Weil er nicht die Absicht hatte, sie zu etwas anderem als zur Einschüchterung zu benutzen, legte er die Glock und die Berettta auf eine Bank. Diese Sache musste leise und schnell erledigt werden.
Eine lange Minute verstrich. Hatten sie vermutet, was er plante, und die anderen informiert? Kreisten sie ihn in diesem Augenblick ein, um ihn von hinten anzugreifen? Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn, Sein Herzschlag schien so laut wie Donner zu sein.
Zwei Minuten, drei Minuten…
Ein Schatten kam zwischen den Bäumen hervor und rannte auf die linke Seite des großen Hauses zu.
Dann lief ein zweiter Mann zur rechten Seite.
Smith atmete tief durch. Was Verbrecher taten, war voraussehbar, gleichgültig, ob es sich um Zivilisten oder Militärs handelte. Sie agierten nicht besonders einfallsreich und ihre taktischen Ideen waren nur ansatzweise ausgeprägt - der Sturmangriff oder der simple Trick des Schul-Quarterbacks, der den Football nie in die Richtung wirft, in die er schaut, sondern immer in die entgegengesetzte.
Die beiden, die ihn in die Zange nehmen wollten, waren besser als die meisten anderen, aber wie Custer bei der Schlacht am Little Bighorn oder Lord Chelmsford bei der Schlacht gegen die Zulus bei Isandhlwana taten auch sie ihm den Gefallen, ihre Kräfte aufzusplitten, so dass er sich nacheinander um sie kümmern konnte. Darauf hatte er gehofft.
Der Kühnere der beiden näherte sich zwischen der rechten Seite des Hauses und dem Gartenhäuschen. Das war Smith’ Chance. Er folgte dem Mann, trat dabei aber auf einen Zweig, der leise zerbrach. Das Geräusch war laut genug, um den Angreifer zu alarmieren. Smith’ Herz blieb stehen. Mit gezückter Pistole wirbelte der Mann herum.
Smith reagierte sofort. Eine harte Rechte gegen die Kehle des Gegners setzte dessen Stimmbänder außer Kraft. Dann traf ein harter Tritt die Schläfe des Mannes, und er sackte lautlos zu Boden.
Smith schlich wieder in das Gartenhäuschen zurück.
Eine Minute verging, zwei Minuten…
In einem Flecken Mondlicht zwischen dem Gartenhäuschen und dem Bewusstlosen erschien der vorsichtigere Gangster. Er war clever genug, sich seinem Partner im Dunkeln zu nähern, aber damit war sein Einfallsreichtum auch schon erschöpft. Eilig beugte er sich über den am Boden Liegenden.
»Jerry? Verdammt, was ist…?«
In diesem Moment traf ihn Smith’ Beretta am Hinterkopf.
Er zog die beiden bewusstlosen Männer in das Gartenhäuschen. Während er keuchend vor ihnen kauerte, lauschte er auf die nächtlichen Geräusche, aber er hörte nur, dass in der Ferne ein Wagen Richtung Süden fuhr. Erleichtert verließ er das Gartenhäuschen und rannte im Schatten des Hauses und der Bäume den Weg zurück, den er gekommen war. Als er sich der Kreuzung näherte, wo man ihn angegriffen hatte, verlangsamte er seine Schritte und lauschte erneut. Das einzige Geräusch, das er hörte, schien das des Wagens von
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