Ludlum Robert - Covert 02
Männer gesehen, die damit zu tun hatten; wenigstens das hat Gott dir erspart. Aber du sollst wissen, dass sie für ihre Verbrechen bezahlen mussten.
Ich habe meine Rache ausgekostet, meine Liebste, und ich dachte immer, das würde mir Frieden bringen. Aber das tat es nicht. Seit Monaten habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, wie ich diesen Frieden endlich finden könnte, doch am Ende war die Antwort immer dieselbe.«
Smith holte ein kleines Etui aus der Jackentasche, ein Etui wie Juweliere es benutzen. Er klappte es auf und musterte den in Platin gefassten sechskarätigen Diamanten, den er bei Van Cleef & Arpel in London gekauft hatte. Es war der Ehering, bestimmt für den Finger der Frau, die er hatte heiraten wollen.
Smith kauerte sich nieder und drückte den Ring in die weiche Erde am Fuße des Grabsteins. »Ich liebe dich, Sophia. Ich werde dich immer lieben. Du wirst immer das strahlende Licht meines Lebens sein. Aber für mich ist jetzt die Zeit gekommen, um weiterzuziehen. Ich weiß nicht, wohin mich mein Weg führt oder wie ich dorthin kommen werde. Aber ich muss gehen.«
Smith führte seine Fingerspitzen an die Lippen und berührte dann den kalten Stein.
»Möge Gott dich segnen und dich stets behüten.« Er hob den Regenschirm auf, trat einen Schritt zurück
und betrachtete den Grabstein, als müsse er sich das Bild für alle Zeiten tief in sein Gedächtnis einprägen. Dann hörte er die leisen Schritte hinter sich und drehte sich schnell um.
Die Frau mit dem schwarzen Regenschirm war Mitte dreißig, groß, mit leuchtend rotem Haar, das ihr schräg in die Stirn fiel. Ihre Nase und ihre Backenpartie waren von Sommersprossen gesprenkelt. Ihre Augen, so grün wie die Brandung an einem Riff, weiteten sich, als sie Smith ins Gesicht sah.
»Jon? Jon Smith?«
»Megan…?«
Megan Olson trat schnell auf ihn zu, nahm seinen Arm
und drückte ihn.
»Bist du das wirklich? Mein Gott, das sind ja…« »Es war eine lange Zeit.«
Megan sah an ihm vorbei auf Sophias Grab. »Es tut mir
so Leid, Jon. Ich wusste nicht, dass jemand hier sein würde. Ich wollte nicht stören.«
»Ist schon gut. Ich habe das getan, was ich hier tun wollte.«
»Ich denke, wir sind beide aus demselben Grund hier«, sagte sie leise. Sie zog ihn unter die schützenden Äste einer mächtigen Eiche und sah ihn an. Die Linien und Falten in seinem Gesicht waren tiefer als sie das in Erinnerung hatte, und eine ganze Menge neue waren dazugekommen. Sie konnte sich ausmalen wie das Jahr gewesen war, das Jon Smith hinter sich hatte. »Das war ein schwerer Verlust für dich, Jon«, sagte sie. »Ich kann es dir nachfühlen und wünschte, ich hätte dir das früher sagen können.«
Sie zögerte. »Ich wünschte, ich wäre hier gewesen, als du Beistand gebraucht hast.«
»Ich habe versucht, dich anzurufen, aber du warst nicht da«, erwiderte er. »Deine Arbeit…«
Megan nickte bedrückt. »Ich war nicht da«, sagte sie vage.
Sophia Russell und Megan Olson waren beide in Santa Barbara aufgewachsen, waren dort gemeinsam zur Schule gegangen und dann später auf die UCLA. Nach dem College hatten sich ihre Wege getrennt. Sophia hatte ihren Doktor in Zell- und Molekularbiologie gemacht und war beim Militärischen Institut für Seuchenerkrankungen eingetreten, USAMRIID (US Army Medical Re search Institute of Infectious Diseases) in der Kürzelsprache des Pentagon. Nach ihrem Diplomabschluss in Biochemie hatte Megan eine Stelle bei der Staatlichen Gesundheitsbehörde angenommen. Aber nach nur drei Jahren der Tätigkeit dort war sie von der ärzt lichen Forschungsabteilung der Weltgesundheitsorganisation angestellt worden. Sophia hatte von ihr Postkarten aus der ganzen Welt erhalten und sie in einem Album gesammelt, um wenigstens auf diese Weise mit ihrer Freundin Verbindung zu halten, die der Beruf zur Globetrotterin gemacht hatte. Und jetzt war Megan ohne jede Vorankündigung plötzlich zurückgekehrt.
»NASA«, sagte Megan, um damit Smith’ unausgesprochene Frage zu beantworten. »Ich bin des Zigeunerlebens müde geworden und habe mich zur Schulung für das Space Shuttle gemeldet. Man hat mich angenommen. Jetzt stehe ich auf Platz eins der Warteliste für die nächste Weltraummission.«
Smith hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. »Sophie hat immer gesagt, sie wüsste nie, womit du einen als Nächstes überraschst. Gratuliere.«
Megan lächelte schwach. »Danke. Wahrscheinlich weiß niemand von uns, was einem bevorsteht. Bist du immer noch
Weitere Kostenlose Bücher