Ludlum Robert - Covert 02
irgendwelche neuen Erkenntnisse über das Video gibt, will ich das sofort wissen.«
»Ja, Sir.«
Nachdem die Frau sein Büro verlassen hatte, drehte Price sich zu seinem Computer um und rief die Flüge nach Dulles auf. Das Interesse der Russen an den Videoüberwachungsbändern konnte nur einen Grund haben: Beria war mit jemandem gesehen worden. Und diese Person
konnte nur Adam Treloar sein.
American Airlines 1710 sollte planmäßig in etwas mehr als sechs Stunden eintreffen. In der Fotoanalyse und Bildverbesserung waren die Russen ein gutes Stück hinter dem Stand der Technik zurück. Ihre Anlagen würden Stunden brauchen, um aus dem Bild brauchbare Erkenntnisse zu gewinnen. Bis dahin sollte AA 1710 gelandet und Adam Treloar in Sicherheit sein.
Price lehnte sich in seinen Ledersessel zurück, nahm die Brille ab und klopfte mit einem Brillenbügel gegen seine Zähne. Was da in Moskau abgelaufen war, trug alle Züge eines Fiaskos. Dass Beria sich dem Gemetzel im Bahnhof durch Flucht hatte entziehen können, grenzte an ein Wunder. Und ebenso erstaunlich war, dass er es rechtzeitig nach Scheremetjevo geschafft hatte, um den Behälter mit den Pockenviren an Adam Treloar weiterzugeben.
Aber die Überwachungskameras hatten eine Verbindung zwischen den beiden Männern hergestellt. Kirov hatte den Beweis dafür in der Hand. Sobald er Treloars Bild rekonstruiert hatte, würde er es mit den Datenspeichern der Flughafenbehörden vergleichen. Dann konnte er exakt feststellen, wann Treloar russischen Boden betreten und wann er ihn wieder verlassen hatte. Und anschließend würde er unverzüglich die Verbindungsleute bei der CIA und dem FBI in der Botschaft alarmieren.
Dann wird man unverzüglich anfangen, auf Treloar Jagd zu machen, allein schon, weil er mit Beria gesehen wurde… aber ahnt Kirov, dass Treloar der eigentliche Kurier ist?
Vermutlich nicht, dachte Price. Bis jetzt deutete alles darauf hin, dass die Jagd sich auf Beria konzentrierte. Und die Russen rückten ihm näher. Die Mitteilungen von NSALeuten in St. Petersburg deuteten dort auf intensive Geheimdienstaktivitäten hin.
Price betrachtete wieder die Landungsdaten auf seinem Bildschirm. Ja, da war er, der Finnair Flug, der in fünf Stunden in Dulles landen sollte. Würden die Russen herausbekommen, dass Beria von St. Petersburg abgeflogen war? Und falls sie Alarm schlugen, wie lange würde das FBI dann brauchen, um den Dulles Flughafen abzuschirmen?
Nicht lange.
»Du hast nicht viel Zeit, mein Freund«, sagte Price, zu dem Bildschirm gewandt.
Er griff nach dem Telefon und tastete Richardsons Geheimnummer ein. In ihrem Plan war die Anwesenheit Berias in den Vereinigten Staaten als Nebenereignis registriert. Aber jetzt, da es unvermeidbar erschien, dass man Treloar entdeckte, würde sich das ändern.
Generalmajor Kirov war seit nahezu vierundzwanzig Stunden ununterbrochen auf den Beinen gewesen. Ein schmerzstillendes Medikament, der Gedanke an Lara Teljegins unsäglichen Verrat und der unstillbare Wunsch, Iwan Beria aufzuspüren, hielten ihn in Schwung.
Jetzt blickte er durch sein Bürofenster in das sich allmählich verdunkelnde Zwielicht hinaus und versuchte sich ein zusammenhängendes Bild zu machen. Im Gegensatz zu dem, was er Klein gegenüber gesagt hatte, konzentrierte sich die Suche auf Beria immer noch auf Moskau. Er hatte sich zwar angehört, was der Amerikaner zu sagen gehabt hatte, war aber hinsichtlich der Theorie skeptisch geblieben, dass der Killer nach St. Petersburg gereist war, um von dort aus Russland zu verlassen. Kirov glaubte vielmehr, dass Berias sorgfältige Planung durch das Fiasko in dem Bahnhofsgebäude völlig aus dem Gleichgewicht geraten war. Es lag auf der Hand, dass eine Kontaktperson, wahrscheinlich mit dem Auftrag, die Pockenerreger zu übernehmen, in der Nähe bereitgestanden hatte. Aber die Schießerei hatte diese Kontaktperson mit Sicherheit verscheucht. Und ebenso sicher gab es für diese Eventualität irgendwo einen zweiten Treffpunkt. Kirov standen mehr als achttausend Mann Polizei, Miliz und Sicherheitskräfte zur Verfügung, die die Stadt abkämmten und alle nach einem einzigen Gesicht suchten. Das Monstrum aus dem Balkan befand sich daher in größter Gefahr entdeckt zu werden, wenn er sich öffentlich zeigte - und diese Gefahr betraf seine Kontaktperson in gleichem Maße. Nach allem, was Kirov über Beria wusste, stand für ihn fest, dass der Killer sich irgendwo in der Stadt versteckt hielt. Und somit war es nur
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