Ludlum Robert - Covert 02
eingeprägt, was er nach der Ank unft in Dulles tun musste. Dass plötzlich und völlig unerwartet Smith aufgetaucht war, hatte einen dicken Strich durch ihre sorgfältig ausgedachten Pläne gemacht. Er brauchte jetzt Rat, Erklärungen und Zuspruch.
Treloar griff nach dem in die Mittellehne eingelassenen Telefon. In dieser Phase der Operation war jegliche Kommunikation streng verboten. Aber diese Regel galt nicht mehr, wo Smith doch nur ein paar Schritte von ihm entfernt saß. Treloar fummelte mit seiner Kreditkarte herum und schaffte es schließlich, sie durch den Schlitz des Telefonhörers zu ziehen. Sekunden später war die Leitung freigegeben, und er hörte einen Wählton.
Der Raum neben Randis Büro war als kleines Konferenzzentrum eingerichtet worden und verfügte über die neuesten audiovisuellen Geräte, Flachbildmonitore und eine professionelle Bearbeitungsanlage für Video und DVD, die sich durchaus mit den Anlagen bei Walt Disney messen konnte. An den Freitagnachmittagen erlegte sich das Personal dort zu versammeln, sich mit Junk Food voll zu stopfen und sich die neuesten Filme auf DVD anzusehen, die Amazon.com ihnen lieferte.
Jetzt saß Randi neben Sascha Rublijev und sah dem schlaksigen Teenager dabei zu, wie dieser den Geräten das Letzte abverlangte, um den verschwommenen Gesichtszügen auf dem Band mehr Schärfe zu verleihen. Sascha hatte seinen Computer seit Stunden nicht verlassen. Hie und da nahm er sich die Zeit, einen Schluck aus einer Colaflasche zu trinken; danach wendete er sich gleich wieder seiner Arbeit zu.
Randi war die ganze Zeit stumme Beobachterin seiner Kunstfertigkeit gewesen und hatte fasziniert zugesehen, wie Sascha Pixel für Pixel aus der verschwommenen Videoaufnahme herauskitzelte. Und dabei zeichnete sich immer deutlicher auf dem Monitor das Bild eines Mannes ab. Wieder huschten Saschas Finger über die Tastatur; dann rollte er seinen Kopf im Nacken, um seine schmerzenden Muskeln zu entlasten.
»Das war’s, Randi«, sagte er. »Besser schaffe ich es nicht.«
Randi drückte seine Schulter. »Sie haben es großartig gemacht.«
Sie starrte das Bild eines fleischigen Gesichts mit aufgedunsenen Wangen und dicken Lippen an. Das Auffälligste waren die Augen: Sie wirkten groß wie Hühnereier und sahen aus, als würden sie aus den Höhlen quellen.
»Ein hässlicher Mann.«
Randi zuckte zusammen, als sie Saschas Stimme hörte. »Wie meinen Sie das?«
»Er sieht aus wie ein Troll - und hat etwas Bösartiges an sich.«
Er hielt inne. »Der Bahnhof…?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Randi der Wahrheit gemäß und tätschelte Saschas Wange. »Vielen Dank. Sie waren eine große Hilfe. Ich brauche jetzt ein paar Minuten, um hier Ordnung zu machen, und dann besorge ich uns eine Ladung Egg McMuffins. Okay?«
Sascha deutete auf den Laptop und das Handy auf dem Konferenztisch. »Und was ist damit?«
Randi lächelte. »Vielleicht später.«
Sobald er den Raum verlassen hatte und sie alleine war, stellte Randi ein sicheres e-link mit dem leitenden Beamten des Auslandsdienstes in der Botschaft her, der auch CIA-Stationsleiter war. Sobald er sich von ihrer Identität überzeugt hatte, forderte sie ausführliche Informationen über den Mann an, dessen Foto sie gleich übermitteln würde.
Randi schob einen Ausdruck des Bildes in das Faxgerät und überlegte nach einem Blick auf ihre Armbanduhr, dass sie in etwa einer halben Stunde Antwort bekommen würde. Als sie nach ihrer Handtasche griff, dachte sie an Jon Smith und fragte sich, warum dieser »hässliche« Mann für ihn so wichtig war.
»Ganz ruhig bleiben, Adam. Bleiben Sie ruhig.« Adam Treloar drückte sich in eine Ecke seines komfortablen Fensterplatzes. Er war dankbar, dass er nur wenige Mitreisende in der Ersten Klasse hatte und niemand neben ihm saß. Auch das Dröhnen der Motoren
kam ihm zustatten. Trotzdem sprach er im Flüsterton. »Was soll ich denn tun, Price?«, wollte er wissen.
»Smith ist an Bord dieser Maschine. Ich habe ihn
gesehen!«
Anthony Price drehte seinen Sessel herum und sah durch
sein kugelsicheres Fenster hinaus, das von außen
undurchsichtig war. Er wählte einen beliebigen Punkt am
Himmel und fixierte ihn. Dann verdrängte er alles aus
seinem Bewusstsein, was nichts mit dem augenblicklichen
Thema zu tun hatte.
»Aber er hat Sie nicht gesehen, oder?«, erwiderte er,
bemüht, seine Stimme beruhigend klingen zu lassen. »Und
das wird er auch nicht. Nicht so lange Sie vorsichtig sind.« »Und - was macht er
Weitere Kostenlose Bücher