Ludlum Robert - Covert 02
1000 Parfüm habe, aus ihren Träumen gerissen worden. Die Codenachricht hatte Diforio in die Realität zurückgeholt. Sie hatte ruhig bis zehn gezählt, ihre Handtasche genommen und ihren Platz in der Business Class verlassen, um in Richtung der Toiletten zu gehen. Dann war sie weiter nach vorn in die Erste Klasse geschlendert, durch den Vorhang in den Servicebereich gelangt und hatte sich schließlich unauffällig ins Cockpit geschlichen.
Diforio las die Mitteilung des Sicherheitsdirektors und studierte das durchgefaxte Foto aufmerksam. Ihre Anweisungen waren klar und eindeutig: Feststellen, ob der Betreffende sich an Bord befand. Falls sie ihn entdeckte, sollte sie nicht mit ihm Kontakt aufnehmen und auch nicht versuchen, ihn dingfest zu machen. Vielmehr sollte sie unverzüglich im Cockpit Meldung machen.
»Von einer Waffe ist keine Rede?«, hatte Diforio den Piloten gefragt. »Da steht nichts von einer Pistole oder Bombe. Und auch nichts von wegen Bio. Wer ist dieser Bursche?«
Der Pilot zuckte die Schultern. »Ich weiß bloß, dass die Tommys ihre SAS-Leute alarmiert haben. Scheint also ernst zu sein. Wenn er an Bord ist und wir landen, nehmen sie ihn am Boden fest.«
Er warf einen vielsagenden Blick auf ihre Handtasche. »Tun Sie mir einen Gefallen: Spielen Sie dort hinten nicht die Annie Oakley.«
Während Diforio langsam durch die Kabine Erster Klasse nach hinten ging, bemerkte sie die Verlegenheit des Mannes mit den seltsamen hervortretenden Augen.
Dieser Clown ist es ganz bestimmt nicht.
Sie war sich wohl bewusst, wie sie auf Männer wirkte und hatte vor, das auch auszunutzen. Ob siebzehn oder siebzig, alle nahmen sie zur Kenntnis; einige waren bloß ein wenig zurückhaltender als andere. Wenn sie das wollte, schaffte sie es, dass jeder sie direkt ansah. Es brauchte dazu bloß die Andeutung eines Lächelns oder ein leichtes Aufblitzen ihrer Augen.
Die Erste Klasse ebenso wie die Business Class waren Fehlanzeige. Nicht dass sie erwartet hatte, die Zielperson dort zu finden. Typen wie dieser Beria versteckten sich lieber in der Masse. Diforio zog den Vorhang zurück und betrat das Economy Abteil.
Die Sitzkonfiguration war drei-drei-drei mit zwei Gängen zwischen den Sitzen. Diforio tat so, als würde sie etwas im Zeitungsständer suchen und musterte dabei die ersten sechs Reihen auf der linken Seite: Pensionisten, Collegestudenten auf Urlaubsreise, junge Familien. Sie setzte sich langsam nach hinten in Bewegung.
Ein paar Minuten später hatte Diforio die Toiletten am Kabinenende erreicht. Sie hatte sich sämtliche Passagiere unterwegs gründlich ansehen können, auch die beiden, die aus den Waschräumen gekommen waren. Die restlichen Plätze waren besetzt, und niemand, den sie bis jetzt gemustert hatte, ähnelte dem Gesicht auf dem Fax.
Jetzt zum schwierigeren Teil.
Diforio ging den Weg zurück, den sie gekommen war, trat durch den Vorhang ins Business-Abteil, ging um die Trennwand herum und kehrte wieder in die Economy zurück. Sie streckte sich, als wolle sie einen Muskelkrampf loswerden. Neugierige Männergesichter lächelten mitfühlend - und beeindruckt, als ihr Busen dabei gegen ihr Jackett drückte. Sie gab mit einem leichten Lächeln zu erkennen, dass ihr die bewundernden Blicke nicht unangenehm waren, während sie den rechten Gang hinunterging und ihr Blick dabei über die einzelnen Gesichter hinweghuschte, ohne je an einem hängen zu bleiben. Wieder hatte sie Glück. Sämtliche Plätze waren belegt; die männlichen Passagiere schliefen, lasen oder beschäftigten sich mit Geschäftspapieren. Sie war froh, dass der Film bereits zu Ende war und alle die Fensterabdeckungen hochgeschoben hatten, sodass die Sonne in die Kabine fallen konnte.
Wieder fand Diforio sich im hinteren Teil der Maschine. Sie ging an den Waschräumen vorbei, den linken Gang wieder nach vorne und vergewisserte sich noch einmal, dass sie keinen Platz übersehen hatte. Augenblicke später stand sie im Cockpit.
»Fehlanzeige«, berichtete sie dem Piloten.
»Und Sie sind sicher?«
»Erste und Business sind sauber. Niemand, der dem Burschen auch nur entfernt ähnlich wäre. Und in der Economy haben wir Full House – zweihundertachtunddreißig Leute. Einhundertsiebzehn davon sind Frauen und glauben Sie mir, es sind Frauen. Zweiundzwanzig Kinder unter fünfzehn; dreiundvierzig Halbwüchsige um die Zwanzig. Von den dreiundsechzig in Frage kommenden Männern sind achtundzwanzig über fünfundsechzig und sehen auch so aus. Weitere
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