Ludlum Robert - Covert 02
befindet sich in einer einmaligen Position. Die hätte er nie gefährdet…«
Smith hob eine Augenbraue. »Es sei denn?«
»Es sei denn, er ist im Begriff aufzufliegen.«
Klein stellte seinen Kaffeebecher ab. »Ich kann das nicht mit Sicherheit sagen, Jon, aber ich glaube, Danko hat Informationen. Und wenn das der Fall ist, dann ist er der Ansicht, dass ich die se Informationen erhalten muss.«
Klein blickte über Smith’ Schulter auf einen Sergeant der Air-Police, der gerade den Hangar betreten hatte.
»Die Maschine ist startbereit, Sir«, meldete der Sergeant zackig.
Klein tippte Smith an den Ellbogen, und die beiden gingen zu den Hangartoren.
»Fliegen Sie nach Venedig«, sagte er leise. »Holen Sie Danko ab und finden Sie heraus, über welche Informationen er verfügt. Und zwar schnell.«
»Das werde ich, Sir. Aber da gibt’s etwas, das ich in Venedig brauchen werde.«
Smith hätte seine Stimme nicht zu senken brauchen, als sie ins Freie traten. Das Prasseln des Regens übertönte seine Worte. Nur Kleins Nicken ließ erkennen, dass er Smith überhaupt verstand.
3
Im katholischen Teil Europas ist Ostern eine Zeit familiärer Begegnungen und Pilgerfahrten. Firmen und Schulen schließen ihre Tore, Züge und Hotels sind überbucht, und in Städten und Dörfern bereiten die Menschen sich auf eine Flut von Besuchern vor. In Italien ist Venedig eines der beliebtesten Ziele für jene, die das Nützliche mit dem Angenehmen und die Religion mit der Kultur verbinden wollen. Die Serenissima mit ihrer Vielzahl von Kirchen und Kathedralen erfüllt die Bedürfnisse auch noch so beflissener Pilger. Zugleich ist die Lagunenstadt jedoch auch seit tausend Jahren Tummelplatz der Reichen und Schönen. Ihre schmalen Straßen und die mit Kopfstein gepflasterten Gassen bieten ein ganzes Spektrum irdischer Vergnügungen.
Um Punkt 13 Uhr 45 bahnte sich Smith, so wie er das auch an den beiden vorangegangenen Tagen getan hatte, seinen Weg durch die dicht nebeneinander aufgereihten Tische vor dem Cafe Florian an der Piazza San Marco. Er nahm jedes Mal denselben Tisch dicht an einer kleinen Plattform, auf der ein Flügel stand. In ein paar Minuten würde der Pianist eintreffen, und pünktlich um halb drei würden sich die Tonfolgen Mozarts oder Bachs in den Hall der Stimmen und Schritte der Hunderte von Touristen mischen, die sich auf dem Platz drängten.
Der Kellner, der Smith an den beiden letzten Tagen bedient hatte, eilte an den Tisch seines Kunden. Der Amerikaner - der Akzent, mit dem er Italienisch sprach, wies ihn eindeutig als solchen aus - war ein guter Kunde; will sagen einer, der schlechten Service nicht als solchen erkannte und dennoch reichlich Trinkgeld gab. Dem gut geschnittenen anthrazitfarbenen Anzug und den sichtlich handgefertigten Schuhen nach zu schließen hielt der Kellner Smith für einen wohlhabenden Geschäftsmann, der irgendwelche Transaktionen abgeschlossen hatte und jetzt noch auf Firmenspesen ein paar Tage das Touristendasein genoss.
Smith lächelte dem Kellner zu, bestellte seinen üblichen Caffe Latte und dazu ein Prosciutto Sandwich und schlug dann den Wirtschaftsteil der International Harald Tribune auf.
Sein Imbiss traf genau in dem Augenblick ein, in dem der Pianist die ersten Akkorde eines Bach-Konzerts anschlug. Smith warf zwei Würfel Zucker in seinen Kaffee und ließ sich mit dem Rühren Zeit. Dann musterte er im Schutz der aufgeschlagenen Zeitung den Platz zwischen seinem Tisch und dem Dogenpalast.
Der stets überfüllte Markusplatz eignete sich geradezu ideal dazu, sich mit jemandem zu treffen, der sich auf der Flucht befand. Aber der Flüchtling hatte sich bereits einen Tag verspätet, und Smith fragte sich, ob Juri Danko es überhaupt geschafft hatte, Russland zu verlassen.
Smith war für USAMRIID tätig gewesen, als er die Bekanntschaft Dankos gemacht hatte, der im medizinischen Geheimdienst der russischen Armee so etwas wie sein Pendant gewesen war. Der Treffpunkt war das luxuriöse Victoria-Jungfrau Grand Hotel in der Nähe von Bern gewesen. Vertreter der beiden Länder waren sich dort in gelockerter Atmosphäre begegnet, um sich gegenseitig zusätzlich zu den formellen internationalen Inspektionen über die Fortschritte im stufenweisen Abbau ihrer jeweiligen biologischen Waffensysteme zu informieren.
Smith war nie damit befasst gewesen, Agenten zu rekrutieren, war aber wie alle anderen Angehörigen des US-Teams von Mitarbeitern der CIA gründlich darüber informiert worden, wie die
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