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Lübeck

Lübeck

Titel: Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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geöffnet. Es gibt diverse Veranstaltungen, teilweise kostenlos, zu kirchlichen, aber immer auch kulturellen Themen: z. B. Lesungen oder Ausstellungen mit überregional bekannten Künstlern. Für 1 € bekommt man die nicht zwingend wichtige Kirchenchronik „Interessantes aus 10 Jahrhunderten“ in einer 5-minütigen Präsentation via Hörknochen und Bildschirm im Eingangsbereich erzählt. Besser das Geld im modernen Café veressen, wo auch (warme) Snacks angeboten werden (April–Dez. tägl. 11–17 Uhr). Der Aussichtsturm (April–Sept. tägl. 11–18 Uhr, Okt.–März tägl. 10–19 Uhr) befindet sich im Vorraum der Kirche rechts. Eintritt 3 €, erm. 2 €, Familienticket mit 2 Kindern bis 16 J. 6 €.
    Einst Domherrenkurie, heute Verwaltung

Spaziergang 1: Holstentor, St. Petri und Dom
ZumDomviertel
    Auf dem Weg zum Dom passiert man erstmal zwei Parkhäuser und das neue 4-Sterne-Hotel Atlantic, bevor im Pferdemarkt wieder etwas geboten wird. Der Straßenname geht natürlich auf den Handel mit traditionellen Fortbewegungsmitteln im Mittelalter zurück. Gleichzeitig war der Pferdemarkt in der Hand der Künstler: Maler, Goldschmiede, Glaser und Bildschnitzer besaßen hier Wohnungen und Ateliers. Häufig arbeiteten sie für die monetär gut gestellten Domherren.
    Wie an vielen Orten in Lübeck lohnt es sich auch in der Parade, den Kopf zu heben. Wo einst das Lübecker Stadtmilitär exerzierte, beginnt das Domviertel.
    Die Macht des Domkapitels endete erst mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Bis dahin waren die Domherren von allen städtischen Abgaben (Steuern!) und Aufgaben (Bürgerwehr!) befreit: „Domfreiheit“ nannte man das. Ein winziger, eigenständiger „Staat“ innerhalb der Stadt, der 13 Wohnhäuser, die „Domherrenkurien“, und 26 „Kapiteldörfer“ außerhalb Lübecks verwaltete. Sogar eine eigene Gerichtsbarkeit (Kirchenimmunität) gehörte zu den Vorrechten der Oberhirten. Dieser Status sorgte nicht unbedingt für ein entspanntes Miteinander. Immer wieder lag der Rat mit dem Domkapitel im Clinch. Nicht zuletzt deswegen entschieden sich die Ratsherren und reichen Bürger 1260 für den Bau einer eigenen Basilika: St. Marien (→ Spaziergang 5), die einige Meter höher als der Dom werden sollte. Ein empfindlicher Nadelstich in Richtung des Domkapitels …

Spaziergang 1: Holstentor, St. Petri und Dom
Stadtpalais Rantzau

    Ein kleines Schmuckstück zeigt sich an derParade Nr. 1. Es handelt sich um das letzte erhaltene Beispiel einer Domherrenkurie. Sie geht auf das Jahr 1290 zurück und wurde – ungewöhnlich fürs enge Lübeck – freistehend mit Nebengebäuden errichtet. Außerhalb des Domviertels ließ das Stadtrecht aus Platzgründen nur Blockbebauung zu. Verantwortlich für die neogotische Form ist Kuno Heinrich Karl zu Rantzau-Breitenburg. Der Graf mit dem langen Namen kaufte das Gebäude 1858 und baute es nach seinen Vorstellungen um: Er war vom mittelalterlichen Rittertum fasziniert. Das „Schloss Rantzau“, wie es sehr bald hieß, entwickelte sich zu einem herrschaftlichen Bau mit markantem Staffelgiebel. Im 19. Jh. residierte Königin Desideria von Schweden bei einem Besuch im Stadtpalais . Heute erfreut sich die Verwaltung des Schleswig-Holstein Musik Festivals an den Räumen.

Spaziergang 1: Holstentor,
St. Petri und Dom
Propsteikirche Herz Jesu
    Die Lübecker Märtyrer
    Auslöser der Verhaftung und Ermordung von vier Lübecker Geistlichen war
eine PredigtKarl-Friedrich Stellbrinks
(1894–1943). Er soll den schweren Bombenangriff der Engländer am Palmsonntag
1942 als Gottesgericht gewertet und damit allzu offen Kritik am Naziregime
geübt haben. Doch die Vorgeschichte ist komplizierter: Seit Jahren war der
protestantische Pfarrer, immerhin ein Versehrter des Ersten Weltkriegs und
zunächst überzeugtes NSDAP-Mitglied (Ausschluss 1937), den neuen Machthabern
ein Dorn im Auge gewesen. Stellbrink hatte in großem Stil Pfennigstücke
gesammelt (dadurch konnten sie nicht zu Waffenhülsen geschmolzen werden) und
freundschaftlichen Kontakt zu Juden gepflegt. 1941 lernte er den katholischen
KaplanJohannes
Prassek (1911–1943) kennen, der inAdjunkt Eduard Müller
(1911–1943) und VikarHermann Lange (1912–1943)
mutige Mitstreiter für ihre Sache

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