Lübeck
Avantgardekunst eines Harry Kramer. Damit ist das Museum eine der weltweit gröÃten Galerien dieser Art. Hand- und Stabpuppen, SchieÃbudenfiguren, Parterrefiguren aus dem Schwarzen Theater, Marionetten, Schattenspielfiguren und mechanische Figuren sind zu sehen. Sogar ein chinesisches Schultertheater gehört zum Bestand. Abgerundet wird die Ausstellung durch historische Bühnenbilder und Filmplakate sowie Dudelsäcke und Leierkästen (die Aufführungen wurden von gewitzter Musik begleitet). Ein 15-minütiger Film zeigt einige hochkarätige Szenen, v. a. aus Schichtls Figuren-Kabarett.
Morbider Charme im TheaterFigurenMuseum
Ein Besuch des ungewöhnlichen Museums lohnt sich jedenfalls, nicht nur für Kinder. Lediglich mehr Erklärungen wären an manchen Stellen wünschenswert, so z. B. für die Figuren, die vor den Kindern kriegsgefangener Deutscher in englischen Lagern zum Einsatz kamen, aber auch für die menschenverachtenden Propaganda-Puppen der Nazis. Dafür sind die Führungen des Inhabers â Herrn Feys Vater war professioneller Puppenspieler â kurzweilig und hörenswert.
Kolk 14, Tel. 78626, www.tfm-luebeck.com . Nov.âMärz DiâSo 11â17 Uhr, AprilâOkt. tägl. 10â18 Uhr. Eintritt 4 â¬, erm. 3 â¬, Kinder (4â12 J.) 2 â¬, unter 4 J. frei. Führung auf Wunsch ab 10 Pers. für 9 ⬠pro Pers. Mit Café im kleinen Foyer, wo man sich in Gesellschaft weiterer Exponate gemütlich ausruhen kann.
Spaziergang 1: Holstentor, St. Petri und Dom
St. Petri
Nachdem die Flieger der Royal Air Force in der Nacht zum Palmsonntag 1942 die kleine Hansestadt bombardiert hatten, waren bedeutende Teile der Altstadt dem Erdboden gleichgemacht. Auch die Petrikirche war empfindlich getroffen worden: Sie brannte innen komplett aus, und das Dach sowie Teile des Turmes stürzten in sich zusammen. Ursprünglich gehörte das Gotteshaus in seiner frühen Form zu den ältesten Kirchen Lübecks (1170 mit der Marienkirche genannt) und bildete den Südrand des Marktes. Um 1220 entstand aus der Holzkirche ein erster Backsteinbau in dreischiffiger, romanischer, dann in fünfschiffiger, gotischer Variante.Die 1987 neu errichtete fünfschiffige Halle ist eine architektonische Rarität, aber auch ein Produkt des Zufalls: Um hohe Baukosten zu sparen, versuchte man in der Nachkriegszeit, das einsturzgefährdete Gotteshaus den Katholiken zu schenken. Da vonseiten der römischen Kurie eine Absage ins Haus flatterte, wollte man das âungewollte Kindâ zunächst einfach abreiÃen. SchlieÃlich entschied man sich für ein Notdach und renovierte den Turm, da der inzwischen eingebaute Aufzug zahlreiche zahlungswillige Touristen über die Dächer Lübecks hievte. Erst die Gründung eines Bauvereins in den 80ern, der 1 Mio. DM sammelte, brachte die Komplettsanierung in Schwung. Heute ist diese reinste Ausprägung einer Hallenkirche in Lübeck einzigartig; das Gebäude mit dem charakteristischen, 108,22 m hohen Turm mit den vier Ecktürmchen ist auch über die Grenzen der Stadt hinaus populär. Ohne Gestühl, weià gestrichen, mit 30 Gewölben und 20 Säulen ist das faszinierende Bauwerk â[k]ein sonntäglicher Versammlungsraum für eine überschaubare christliche Gemeinde, sondern eine Kirche für die ganze Stadtâ, wie es auf der Webseite heiÃt. Trotz der Umbauten ist ein harmonisches Ganzes entstanden, in dem kulturelle Veranstaltungen und zeitgenössische Kunst (u. a. das Kruzifix von Arnulf Rainer) einen festen Platz gefunden haben.
Würdiger Innenraum einer Hallenkirche
Mit einem Lift gelangt man zum 50,42 m hohen Aussichtsturm der Kirche, dem einzigen in Lübeck (wobei man auch während einer Gewölbeführung in St. Marien eine geniale Aussicht hat, â Spaziergang 5). Der Rundblick auf Rathaus und St. Marien, aber auch aufs Holstentor neben den Salzspeichern ist ein Genuss. Allerdings erkennt man auch etwas zu gut die neueste Architektur der Innenstadt, allesamt Konsumtempel, die sich so gar nicht ins eigentlich so charmante Lübeckbild fügen wollen. Zum Glück geht der Blick auf der videoüberwachten Plattform an sonnigen Tagen bis nach Travemünde und Mecklenburg.
Am Petrikirchhof 1, Tel. 397730, www.st-petri-luebeck.de . Die Kirche ist DiâSo 11â16 Uhr
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