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Lübeck

Lübeck

Titel: Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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Nazis viele der Kunstwerke für die Anti-Ausstellung „Entartete Kunst“ (1937) entwendeten. In den zahlreichen Abteilungen sind bedeutende Landschaftsmalereien des 19. Jh. zu sehen, allen voran vier Werke von Caspar David Friedrich. Was es mit den hell-düsteren Gemälden auf sich hat, erfährt man dank sehr guter Erklärungen. Dem Religiösen verpflichtet fühlten sich die Künstler um den LübeckerJohann Friedrich Overbeck. Die spöttisch als„Nazarener“ (ital. „I Nazareni“) bezeichneten Kreativen – sie hatten sich zwei Jahre im Kloster San Isidoro in Italien niedergelassen und trugen die Kleidung und Haartracht Jesu – erneuerten die Welt der Kunst, indem sie vom antiken Ideal abwichen und sich der Formensprache des Mittelalters und der Frührenaissance bedienten. Die Kartons (Vorskizzen, auf deren Grundlage das Werk entstand) und viele Meisterwerke von Overbeck (z. B. „Italia und Germania“ von 1811/12 und „Selbstportrait mit Familie“ um 1820/22) sind die berühmtesten Exponate. Freilich, was damals modern war, wirkt heute kreuzkonservativ …
    Das Genie und der Augenarzt : Edvard Munch in Lübeck
    17 Mal war Edvard Munch (1863–1944) in Lübeck. Die Stadt gefiel ihm nicht nur äußerlich gut. Der manisch-depressive Künstler fand in Dr.Max Linde (1862–1940) einen Mäzen. Jener Lübecker Augenarzt war begeisterter Kunstsammler – Werke von Rodin, Manet, Liebermann oder Böcklin hingen in seiner Villa – und prophezeite dem jungen Maler, dass er die Kunst des 20. Jh. nachhaltig prägen werde. Zwischen 1902 und 1907 besuchte Munch seinen Förderer, lebte mit dessen Familie und legte in der Hansestadt, nicht zuletzt wegen Lindes Hilfe, den Grundstein für seine internationale Karriere. Nebenbei schuf er eines seiner Hauptwerke („Die Söhne des Dr. Max Linde“), das im Museum Behnhaus Drägerhaus zu sehen ist. Auch im Holstentor hängt ein Bild des Norwegers (→ Spaziergang 1). Insgesamt beziehen sich etwa 50 Kunstwerke von Edvard Munch direkt oder indirekt auf die Hansestadt. 1926 besuchte Edvard Munch Lübeck zum letzten Mal. Während Munch berühmt wurde, erging es Linde nicht allzu gut. In den Zeiten der Inflation musste er sich von seiner Sammlung trennen, die heute eine ungeheuere Summe wert wäre. Nur noch die Villa des Augenarztes steht in St. Jürgen. Einige nicht originale Radierungen und Lithografien hängen im linken Flügel des spätklassizistischen Gebäudes, das seit 1967/68 ein feudal-stilvoller Ort zum Heiraten ist. Ein kleines Gässchen neben dem Standesamt wurde zur Edvard-Munch-Straße.
    Dafür ist die Klassische Moderne in immerhin vier Räumen vertreten. Neben den Werken der Lübecker Impressionisten Maria Slavona und Gotthardt Kuehl sowie der Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner („Straßenbahn und Eisenbahn“ von 1914), Max Pechstein, August Macke, Ernst Barlach und Paula Modersohn-Becker („Mädchenakt vor Mohnblumen II“ von 1906) begegnet man vier Bildern, die jeden Kunstkenner mit der Zunge schnalzen lassen: Es handelt sich um Werkevon Edvard Munch. „Die Söhne des Dr. Max Linde“ (1903) gelten als Hauptwerk der modernen Porträtkunst. Und selbst Travemünde, wo sich der Künstler gesundheitlich bedingt gerne aufhielt, hat er – ungewöhnlich, weil ohne Meer! – in Szene gesetzt.
    Ãœber einen kleinen Skulpturengarten gelangt man in den Pavillon der Overbeck-Gesellschaft. Sie wurde während der Weimarer Republik gegründet und organisiert jährlich etwa fünf Ausstellungen mit überregional und international renommierten Künstlern. Sicher nicht unspannend bei minimalem Eintrittspreis! Auch das kleine Bauhausgebäude ist ganz der Moderne verpflichtet – und die Daphne-Figur vonRenée Sintenis vor dem Eingang berühmt: Die verfolgte Bildhauerin kreierte u. a. die Grabplatte aus Muschelkalk für Joachim Ringelnatz und erhielt das Große Bundesverdienstkreuz.

    Museum Behnhaus Drägerhaus ,Königstr. 9–11, Tel. 1224148, www.die-luebecker-museen.de und www.overbeck-gesellschaft.de . Jan.–März Di–So 11–17 Uhr, April–Dez. Di–So 10–17 Uhr. Eintritt 5 €, erm. 2,50 €, Kinder (6–18 J.) 2 €, unter 6 J. frei. Führung ab 2 Pers. für 50 € plus

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