Lübeck
einzige Landzugang zur
Innenstadt; die anderen drei Tore mit ihren aufgeschütteten Wällen glichen
Bollwerken.
Ein Geisterhaus in der Großen Burgstraße
Heute ist von der wilden Aufregung wenig zu spüren: Nette Häuser wechseln
sich mit etwas heruntergekommenen Fassaden ab. Erst in der Nähe des Burgtors
wird es wieder (historisch) spannend.InNr. 25 gründete Clara
Roquette 1871 die Roquette’sche Höhere Töchterschule ; schaut
man nach oben, erkennt man noch die klassizistische Fassade. Eine der
bekanntesten Absolventinnen war die „Schwabinger Gräfin“ Fanny zu Reventlow, die
so witzig und selbstbewusst über die (sexuellen) Abenteuer der Münchner
Bohème geschrieben hat.Das Haus mit derNr. 11 hat einen tiefen
Fall erlebt und macht bis heute eine Krise durch. Lange Zeit diente es als „ Herberge des Bischofs von Ratzeburg “ ,
worauf eine schmucke Tafel hinweist. Heute steht das Gebäude als Geisterhaus
in der Häuserreihe.
Über das Burgtor wurde Lübeck von den Franzosen eingenommen
Auf der gegenüberliegenden Seite brüstet sich ein Monumentalbau mit
seiner Wichtigkeit. Der dramatische, rot-schwarze Klinkerbau mit seinen Zinnen
und Rundbögen hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich gehörte
der Vorgängerbau zum Areal des Burgklosters. 1894–96 entstand der
historistische Neubau als Gerichtsgebäude: Die Sandsteinfigur der Justitia im
Giebel des Mittelbaus verweist darauf. Man installierte im Obergeschoss
Gefängniszellen, die noch die Nazis nutzten; außerdem fanden im
Schwurgerichtssaal die Schauprozesse gegen vier christliche Widerständler
statt (siehe auch Kasten). Inzwischen hat sich als schöner Kontrast das
Sozialamt eingerichtet, das Gericht tagt heute im Burgfeld 7. Wenn man das rote
Backsteingebäude links daneben (eine Grundschule) und den ehemaligen Marstall (s. u., heute ein Jugendzentrum) rechts miteinbezieht, hat man
die Ausmaße der alten, annähernd quadratischen Burganlage.
Wer mag, kann den Spaziergang abkürzen und hier einen kleinen Seitenweg
direkt zum Kulturforum Burgkloster nehmen, vorbei an zwei Eisenskulpturen, die
schwertschwingend aufeinander losgehen. Schönes Kunstwerk, das ein
Nischendasein führt!
Spaziergang 4: Kulturforum Burgkloster, St. Jakobi und Schiffergesellschaft
Marstall
Bis zur endgültigen Durchsetzung des Autos waren Pferde die Prestigeobjekte des auf Statussymbole achtenden Mannes. So erstaunt es nicht, dass der mehrfach abgebrannte Marstall inHausnummer 2 von 1298 bis 1811 dem Rat gehörte: als Garage für die Rösser der Ratsherren. Ab 1856 entstanden Gefängniszellen, die gut 50 Jahre im Einsatz waren. Das Betreten des Hofes lohnt nicht â was sich allerdings lohnt, ist ein Blick auf das Obergeschoss in Fachwerk direkt über der Toreinfahrt. Man erkennt hölzerne Knaggen von etwa 1500; ein Dudelsackspieler, ein Beckenschläger, ein Bettler und selbstverständlich ein Bürger sind zu sehen, während die mittlere Figur mit Bauch die Aufgabe hat, das Geschoss zu halten â¦
Spaziergang 4: Kulturforum Burgkloster, St. Jakobi und Schiffergesellschaft
Zöllnerhaus
Angenehmer hatte es dieSchriftstellerin Ida Boy-Ed (1852â1928). Die erste Lübeckerin, die an die offensichtlichen Fähigkeiten des vermeintlichen Nestbeschmutzers Thomas Mann glaubte und den jungen Wilhelm Furtwängler förderte, besaà ab ihrem 60. Geburtstag freies Wohnrecht im Zöllnerhaus (Nr. 5). Die Grande Dame der Lübecker Unterhaltungsliteratur, die sich auch als Journalistin und Betreiberin eines kulturellen Salons einen Namen gemacht hatte, nutzte die schöne Schriftstellerwohnung bis zu ihrem Tod im Jahr 1928. Heute arbeitet die Handweberin Ruth Löbe in den 1571 erbauten Räumen, welche mit gekonnten Terrakottafriesen von Statius von Düren geschmückt sind. In wechselnder Folge präsentieren sich das Lübecker Wappen und der Mecklenburgische Greif.
Spaziergang 4: Kulturforum
Burgkloster, St. Jakobi und Schiffergesellschaft
Burgtor
Stolz erhebt es sich: das Lübecker Burgtor . Es ist eines von drei
hintereinander geschalteten Toren, die bis ins 17. Jh. hinein zur Verteidigung
im Norden errichtet wurden. Das Fundament dieses innersten Burgtors geht auf
1217 zurück. Im Schnapszahljahr 1444 betraute man Stadtbaumeister Nikolaus
Peck mit einer Verjüngung. Seit 1685 sitzt eine glockenförmige Barockhaube
mit Schieferschindeln auf dem Turm; ein spätgotischer Spitzhelm zerschmolz
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