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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ich richtig fies werden. Sumpfhuhn reagierte entsprechend krampfhennig.
Sumpfhuhn: Hier wird’s mir zu voll, ich gehe woanders hin.
Tigger11: Nimm mich mit, Sumpfi.
00.18 Uhr Sumpfhuhn und Tigger11 verlassen den Raum.
Pumuckl08/15: Na denn auch mal tschüß ihr Klugscheißer. Am besten auf Nimmerwiedersehen.
00.19 Uhr Pumuckl08/15 verlässt den Raum.
    Nanu! Die waren aber empfindlich. Soraja2 war offensichtlich schon vorher gegangen, und RitaS teilte mir mit, dass sie leider auch gehen müsse, dass es aber nichts mit mir zu tun hätte. Und dass Übung den Meister mache und ich einfach noch weiter üben solle.
    Warte!, schrieb ich. Mit wem soll ich denn jetzt üben?
    RitaS hat den Raum verlassen , informierte mich der Bildschirm.
    So was Blödes. Plötzlich war ich ganz allein auf der Test-Party. Ich fühlte mich noch nicht sicher genug, um in einen richtigen Chatroom zu gehen, und wer weiß? Vielleicht waren Sumpfhuhn und die anderen ja auch schon da. So würde ich nie bis morgen Früh eine Lovestory auftreiben. Ich überlegte gerade, ob ich mich nicht zu dem einsamen Typ im Chatroom Star Wars gesellen sollte, als eine grüne Schrift auf dem Bildschirm erschien.
Boris68: Was ist los, fairy, keine Lust mehr, die Farbe zu wechseln?
    Also war ich wohl doch nicht allein. Boris68 hatte bis jetzt nur geschwiegen. Vielleicht war er länger auf dem Klo gewesen.
Fairy33a: Nein. Bin immer noch schamrot. Tut mir Leid, dass ich alle vertrieben habe.
Boris68: Machen wir uns nichts vor: Die haben alle einen an der Waffel.
Fairy33a: Ohne Zweifel. Außer RitaS.
Boris68: Die ganz besonders. Warum treibt sich eine 55-jährige Grundschullehrerin mitten in der Nacht in einem Testchat herum und gibt Chatanfängern Nachhilfeunterricht.
Fairy33a: Warum treibst DU dich mitten in der Nacht in einem Testchat herum?
Boris68: Zum Test natürlich – und du?
Fairy33a: Ich suche eigentlich eine romantische Liebesgeschichte.
Boris68: Du hast sie gefunden. Ich bin wahnsinnig romantisch.
Fairy33a: Du hast mich falsch verstanden: Ich suche aus rein beruflichen Gründen.
Boris68: Du bist Cellistin.
    Uuups, stimmte ja. Nett, dass er mich daran erinnerte.
Fairy33a: Ja, und blond bin ich auch! Aber es ist so: Ich arbeite nebenher als Journalistin. Und ich soll eine Story über Liebe im Internet ausfindig machen. Weißt du eine?
    Boris zögerte ein Weilchen.
Boris68: Nimm dich und mich.
Fairy33a: Aber wir kennen uns doch erst seit fünf Minuten.
Boris68: So fängt es doch immer an.
    Aus irgendeinem Grund wurde ich plötzlich ganz unruhig. Ich klickte Boris’ Persönlichkeitsprofil an. Männlich, 34 Jahre, Sternzeichen Löwe, mehr nicht. Das waren ziemlich magere Angaben.
Fairy33a: Du hast ja nicht mal ein Motto, Boris.
Boris68: Jetzt oder nie, Babe.
Fairy33a: Und wie soll das gehen?
Boris68: Zuerst chatten wir, dann tauschen wir unsere email-Adressen aus, und wenn wir alle Geheimnisse voneinander wissen, treffen wir uns vorm Standesamt.
Fairy33a: Das wäre zumindest eine tolle Story für meinen Chefredakteur. Dummerweise bräuchte ich das Ganze bis morgen Früh um zehn.
Boris68: Tja, da müssen wir uns eben ein bisschen beeilen. Soviel ich weiß, öffnet das Standesamt um acht Uhr.
    Während ich über einer schlagfertigen Antwort brütete, öffnete sich die Zimmertür, und mein Bruder Philipp fragte: »Hanna, wo ist unser Erste-Hilfe-Kasten?«
    »Nicht jetzt, Philipp!« Ich drehte mich unwillig zu ihm um und kreischte auf. Aus einem Schnitt an seiner Hand tropfte Blut auf meinen Teppich.
    »Halb so schlimm«, beruhigte mich Philipp. »Helena hat mich mit dem Brotmesser erwischt. Aber mit einem bisschen Jod und einem Pflaster ist alles wieder in Ordnung.«
    »Du glaubst doch nicht, dass ich meinen Teppich mit Jod und Pflaster wieder sauber bekomme«, sagte ich und stand auf, um die Wunde näher zu untersuchen. Es war glücklicherweise weniger schlimm als es aussah. »Wo ist diese Helena? Was fällt ihr ein, mit dem Messer auf dich loszugehen?«
    Philipp lachte. »Es war ein Unfall, Hannilein. Wir wollten uns einen kleinen Mitternachtssnack zubereiten, aber das Brot war steinhart.« Er sah zum Schreibtisch hinüber. »Interessanter Bildschirmschoner.« Über Boris’ und meinen Dialog hatte sich das Bild der Titanic geschoben, die gerade einen Eisberg rammte.
    »Es ist mitten in der Nacht!«, sagte ich vorwurfsvoll. »Ich dachte, du wärst schon seit Stunden im Bett.«
    »War ich ja auch.«
    »Mit Helena, nehme ich an.« Ich seufzte. »Ich dachte, es

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