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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Augen. »Machst du Witze? Was suchst du eigentlich hier, ich denke, du bist so wahnsinnig vielbeschäftigt!«
    »Ich wollte nur mal hören, ob du alles hast, was du brauchst«, sagte ich.
    »Na klar«, sagte Toni. »Ein Baby mit Durchfall, zwei Kleinkinder, die sich gegenseitig Sand in die Augen werfen und einen Ehemann auf Fortbildung, was braucht man denn mehr?«
    »Ich dachte eigentlich an Windeln, Obstgläschen und Spinat«, sagte ich.
    »Ist alles da«, sagte Toni. »Wir haben gestern Abend einen anderen Supermarkt heimgesucht, stimmt’s, Kinder? Hat auch alles ganz prima geklappt. Finn hat zwar einer alten Dame seine Wurstscheibe auf den Regenmantel geklebt, aber das hat sie gar nicht gemerkt.«
    »Na, siehst du«, sagte ich und gab Finn einen anerkennenden Klaps auf den Windelpopo. »Es geht doch!«
    »Oh ja«, sagte Toni ironisch. »Vor lauter Freude hätte ich sicher tief und sorgenfrei geschlafen, wahrscheinlich zwölf Stunden am Stück, aber irgendwie waren es wieder nur drei. Zusammengenommen. Und was gibt’s bei dir Neues?«
    »Jost ist heute Morgen ausgezogen.«
    »Tatsächlich? Wohin?«
    »Ins Hotel«, sagte ich. »Jedenfalls fürs Erste.«
    Toni kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Und was sagt Mama dazu?«
    »Irgendwas von autoritären Drohgebärden«, sagte ich achselzuckend. »Sie glaubt nicht, dass er’s lange im Hotel aushält.«
    »Wieso sollte er nicht?«, fragte Toni. »Man hat dort doch alles, was man braucht: ein Klo, ein Bett und viel, viel Ruhe …«
    »Spielst du was mit uns, Hanna?«, fragte Henriette.
    »Au ja«, sagte Finn. »Bitte, bitte.«
    »Au ja«, sagte Toni. »Bitte, bitte! Ich könnte mich dann einfach ein Stündchen aufs Sofa legen …«
    »Tut mir Leid, aber ich habe keine Zeit«, sagte ich. »Ich bin heute Abend auf dieser Feier eingeladen, und ich muss mich noch geistig, körperlich und seelisch darauf vorbereiten.«
    »Verstehe«, sagte Toni. »Na ja, macht nichts. Es klappt sicher ein anderes Mal.«
    Für einen Augenblick wollten sich meine altbekannten Schuldgefühle wieder melden, aber ich unterdrückte sie energisch. Diesmal hatte ich wirklich genug eigene Probleme – und die ließen sich nicht mit einer durchgeschlafenen Nacht aus der Welt schaffen.
    Zu Hause ignorierte ich meine Mutter, Philipp und ihre Trauermienen so gut es ging und nahm den ganzen Nachmittag das Badezimmer in Beschlag. Ich wusch meine Haare, verpasste ihnen eine Kurpackung für Extraglanz und bearbeitete sie stundenlang mit dem Lockenstab. Ich machte ein Gesichtspeeling, legte eine beruhigende Maske auf und zupfte meine Augenbrauen in Form. Ich rasierte, pedikürte, manikürte, zupfte, cremte, bügelte, parfümierte, malte und puderte an mir herum.
    Anschließend posierte ich vor dem Spiegel, um zu klären, was ich unter dem Blazer meines Hosenanzugs tragen sollte. Am besten sah es aus, wenn ich nichts darunter trug, das heißt nichts, außer dem schlichten, schwarzen Minimizer-BH. Man konnte zwar ein ganz kleines Stückchen davon sehen, wenn man sich anstrengte, aber ein Laie (und welcher Mann kannte sich schon bei Miederwaren aus?) würde schon wissen, was für einen wenig erotischen Namen meine Unterwäsche hatte? Das tiefe Dekolleté verzierte ich mit dem Collier aus Sarowski-Kristallen, das ich von Carla, Vivi und Sonja zum letzten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Ich tuschte mir viermal die Wimpern, benutzte drei verschiedene Schattierungen von Lidschatten und musste meinen Lippenkonturenstift mehrmals neu anspitzen, bis ich mit dem Endergebnis zufrieden war.
    Als ich endlich fertig war, war es beinahe schon Zeit zu gehen. Ich sah mich im Spiegel an und war mit dem Ergebnis meiner Bemühungen sehr zufrieden. Es war klar, sogar mir selber in meinem dauerverwirrten Zustand, dass ich diesen Aufwand nicht für den warzigen Cousin von Annika Fredemann betrieben hatte, sondern ganz allein für Birnbaum, der mit Sicherheit auch anwesend sein würde.
    Der warzige Cousin würde aus seinen Latschen kippen, und was Birnbaum anging: Er würde bei meinem Anblick auf der Stelle vergessen, wie ich in Schlamm und Zellophan gewickelt ausgesehen hatte.
    Ehe ich das Haus verließ, rief Carla noch einmal an.
    »Wie siehst du aus?«, fragte sie.
    »Großartig«, antwortete ich selbstbewusst. »Ich habe einen Blazer an, der meine Fettverteilungsprobleme perfekt zur Geltung bringt. Und wie ist es bei dir?«
    »Auch großartig«, sagte Carla. »Jetzt, wo ich weiß, dass Alex ohne seine Brille

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