Lügen haben hübsche Beine
Kandidatin.«
Es folgten die Filmclips von Jill, darunter die peinliche Szene mit den Motorrädern. Dass Harriet vorher versucht hatte, ihr mit Gewalt die Jacke zu öffnen, war natürlich herausgeschnitten. Das Publikum johlte, und Jill wurde knallrot. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Craig verhalten grinste, und am liebsten wäre sie im Erdboden versunken.
»Jill«, wandte Harriet sich jetzt zu ihr, »Wie wir gerade eben gesehen haben, lässt du scheinbar keine Gelegenheit aus, dich von deiner schlechtesten Seite zu zeigen. Du bist ungeschickt, bockig und wenig kooperativ.«
Sie schwieg einen Moment, und man hätte im Studio eine Stecknadel fallen hören können.
»Wenn dabei allerdings solche Bilder herauskommen«, ein großformatiges Bild von Jill in Motorradkluft mit offener Jacke wurde eingeblendet, »ist das zwar keine Entschuldigung für dein Verhalten, aber ein guter Grund dich in der Show zu behalten. – Jill, du bist weiter, herzlichen Glückwunsch.«
Das Publikum raste vor Begeisterung, und Jill bemühte sich, so etwas wie ungläubige Überraschung zu heucheln. Während Ruby in Tränen ausbrach, ging Jill auf Harriet zu, umarmte sie, bedankte sich und nahm ihr Foto entgegen.
Danach lief sie zum Jurytisch, wurde von Mick und Craig ebenfalls kurz umarmt, und verschwand dann hinter der Bühne.
Dort herrschte eine heillose Aufregung. Ruby saß tränenüberströmt und verzweifelt auf einem Stuhl, die anderen Mädchen umringten sie und versuchten, sie zu trösten.
Jill ging auf sie zu. »Ruby, es tut mir sehr leid.«
Cloe, die in der Hocke neben Ruby saß und einen Arm um sie gelegt hatte, sprang auf.
»Halt bloß deine dämliche Klappe«, fuhr sie Jill an. »Dein Mitleid kannst du dir wohin schieben. Dich hätten sie nach Hause schicken sollen, du Miststück.«
Normalerweise hätte Jill sich weder einen solchen Ton noch diese Beleidigung gefallen lassen, aber sie beschloss, dass es besser war, nicht darauf zu reagieren. Der letzte Ärger lag gerade erst hinter ihr, und sie war mit einem blauen Auge davon gekommen. Wenn sie sich jetzt mit Cloe anlegte, war der nächste Eklat vorprogrammiert, und das wollte sie auf keinen Fall riskieren. Daher schwieg sie und schaute Cloe nur ruhig an.
Doch das schien die Brünette noch mehr auf die Palme zu bringen, denn sie setzte ihre Attacke umgehend fort.
»Hör auf mich so dumm anzuglotzen«, schimpfte sie weiter, »und ich kann dir nur raten, mir künftig besser aus dem Weg zu gehen. Ich werde dich im Auge behalten, und sollte auch nur die geringste Kleinigkeit vorfallen, werde ich dafür sorgen, dass du rausfliegst. Also verzieh dich am besten gleich auf deinen Bauernhof und lass uns in Ruhe.«
Achselzuckend drehte Jill sich um, suchte ihre Sachen zusammen und fing an, sich umzuziehen.
»Findest du nicht, dass du ein bisschen unfair bist?«, versuchte Mandy jetzt Cloe zu beschwichtigen. »Du kannst Jill doch nicht für die Entscheidung der Jury verantwortlich machen.«
»Unfair?« Cloes Stimme überschlug sich beinahe. »Soll ich dir sagen, was unfair ist? Es ist unfair, dass dieser Tölpel sich hier alles erlauben darf, und dafür auch noch belohnt wird. Und es ist unfair, dass du diesen Job von der Motorradfirma bekommen hast, obwohl du so dumm und unscheinbar bist. Aber es war ja klar, dass du versuchst, diese Ziege in Schutz zu nehmen, ihr steckt doch sowieso unter einer Decke. Und jetzt verzieh dich Blondie, bevor ich richtig ungemütlich werde.«
Voller Zorn stand sie da und hatte die Arme in die Hüften gestemmt, starrte die sprachlose Mandy hasserfüllt an.
In diesem Moment ging die Tür auf, und Harriet, Mick und Craig kamen herein.
»Was ist hier los?«, fragte Harriet barsch und schaute zwischen Cloe und Mandy hin und her.
Betretenes Schweigen machte sich breit, nur durchbrochen von Rubys leisen Schluchzern. Selbst Cloe wagte angesichts Harriets bösem Gesichtsausdruck nichts zu sagen, und schob sich unauffällig hinter die anderen Mädchen.
»Wir dachten uns schon, dass es Unruhe wegen dieser Entscheidung geben wird, deswegen sind wir hier«, sagte Harriet dann ruhig. »Zwar haben wir es nicht nötig, uns vor euch zu rechtfertigen, aber ich wünsche keine weiteren Diskussionen. Ruby, es tut mir wirklich sehr leid für dich. Du bist ein hübsches Mädchen, doch deine Leistung war diese Woche mit Abstand die schlechteste, daher hatten wir keine Wahl.«
»Aber ich habe mich so bemüht«, schluchzte die Rothaarige. »Und sie«, sie deutete auf Jill,
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