Lügen haben sexy Beine
noch mal, wenn David jetzt hier wäre, wäre alles nicht so kompliziert. Dann wüsste ich, dass du in guten Händen bist.“
Sie bemühte sich, so unbekümmert wie möglich zu wirken, um ihn nicht zu beunruhigen. „Pop, mir geht es gut, und das weißt du. Du tust ja so, als wäre ich ein zartes Pflänzchen im Gewächshaus. Aber ich bin eine erfahrene Baumzüchterin, die von den meisten Menschen, die hier arbeiten, kräftig unterstützt wird.“
„Das ist nicht das Gleiche.“
„Nein“, erwiderte sie ruhig. „Das ist es nicht. Aber David ist nicht mehr hier.“
Die Trauer über seinen Verlust hatte sie lange begleitet. Doch ihr Großvater hatte sie gelehrt, dass das Leben weiterging und man sich nicht aufgeben durfte.
Außerdem war sie nicht mutterseelenallein gewesen, nachdem David gestorben war. Jedenfalls nicht mit zehn Mitarbeitern und Menschen, die permanent ein und ausgegangen waren. Dennoch wusste Ivy, dass es für sie schwer werden würde, ihren Großvater nicht mehr jeden Tag um sich zu haben. Ein Stück Familie zu verabschieden.
Schon bald würde sie in ein leeres Haus kommen. Und nur die Erinnerungen an die gemeinsamen Momente, an das Lachen und die liebevollen Streitereien würden ihr noch Gesellschaft leisten. Sie ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, über die vielen Bücher, die sich in Regalen und auf Tischchen stapelten. Sie betrachtete den selbst genähten Quilt ihrer Großmutter auf dem Sofa und den steinernen Kamin, den Mike gebaut hatte, nachdem er mit ihrer Großmutter in das Angel-Haus eingezogen war. Und während Ivy der Duft des Immergrüns in die Nase stieg, fiel ihr Blick auf die ausgetretenen Holzdielen und die blassen pfirsichfarbenen Wände.
In allem, was dieses alte Haus ausmachte, steckte ein Teil von ihr. Genauso wie in der Farm und jedem einzelnen Baum auf ihrem Land. Sie würde einfach alles tun, was sie tun konnte, um jeden kleinen Setzling da draußen zu beschützen.
„Dann sag mir wenigstens, wie du die Situation retten willst, während du für diesen Kerl arbeitest“, riss Mike sie aus den Gedanken.
„Eigentlich kam die Idee von Mr. Kings Anwalt“, antwortete sie. „Sein Name ist Mitchell Tyler, und er war wirklich sehr nett, als er letzte Woche angerufen hat. Kurz nachdem uns Sheriff Cooper wegen der letzten Beschwerde besucht hat.“
„Ich erinnere mich.“ Seinem Gesichtsausdruck nach befeuerte die Erinnerung seinen Ärger nur noch stärker. Sich vom Sheriff sagen lassen zu müssen, dass der Neue in der Stadt hinter einem her war, war nicht gerade das, was er hatte hören wollen.
„Wie auch immer“, sagte sie, um ihren Großvater von seinem Ärger abzulenken. „Mitchell hat gesagt, es wäre eine gute Idee, wenn ich bei Tanner als Haushälterin anfange. Auf diese Art könnte ich ihn am besten davon überzeugen, dass ich nicht sein Feind bin. Er glaubt, die Chance, dass Tanner mir zuhört, ist größer, wenn er mich persönlich kennenlernt.“
„ Tanner! “ Mike stieß die Luft aus. „Was für ein Name ist das überhaupt? Und Mitchell. Wer hat diesen Menschen ihre Namen verpasst?“
„Ich mag den Namen Tanner“, wandte Ivy ein. „Er klingt männlich, stark und …“ Als sie den erstaunten Blick ihres Großvaters auffing, brach sie mitten im Satz ab. Sie seufzte. „Mitchell glaubt, dass ich an das Gute in Tanner appellieren kann.“
„Und wie ist er auf dich gekommen? Dieser Mitchell?“
„Vielleicht erinnerst du dich. Ich habe ihn vor ein paar Monaten getroffen, als er hier war, um für Tanner die Genehmigung für die Sanierung von Mrs. Mansfields Haus zu bekommen.“
„Harriet Mansfield. Eine Nachbarin wie aus dem Bilderbuch.“
„Ja, aber jetzt ist nicht mehr sie, sondern Tanner hier. Wir müssen alles tun, damit es ihm hier gefällt, Pop. Sonst stecken wir bald in Schwierigkeiten.“
„Das werden wir ja sehen“, brummte ihr Großvater.
„Also ich möchte das nicht.“ Ivy beugte sich vor, um ihrem Großvater in die stahlblauen Augen zu sehen. „Er ist reich, mächtig und schlecht gelaunt. Keine gute Kombination, wenn du mich fragst.“
„Und du willst aus ihm einen anderen Menschen machen?“
„Wenigstens werde ich es versuchen“, erklärte Ivy.
„Und wenn es nicht klappt?“
„Das wird es“, beharrte sie. „Tanner ist kein schlechter Kerl, Pop. Er ist einfach nur … verschlossen. Aber ich werde dafür sorgen, dass er sich dem Rest der Welt öffnet.“
Nachdenklich sah ihr Großvater sie an. „Dabei denkst du
Weitere Kostenlose Bücher