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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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diente, erzählt, wie im Jahre 1917, als er im Sommegebiete stand, eine maschinengeschriebene Übersetzung eines angeblich deutschen Befehles unter den Truppen die Runde machte. Der Befehl forderte, daß deutsche Frauen mit Zivilisten und Soldaten auf Urlaub zusammenleben, damit kein Mangel an Kindern entstehe, und um die Verluste im Kriege wettzumachen. Jenen, die den Befehl mit Eifer ausführten, wurden Belohnungen verheißen. Das mit amtlichen Maschinen geschriebene Rundschreiben war in den Kantinen angeschlagen.

     
    Russisches Arsenal zerstört
     
    Am 15. September 1916 las man in den Evening News in großer Überschrift:
     
    Ein Schlag, der Rußland kampfunfähig macht.
    Das einzige Arsenal durch eine große Explosion zerstört,
     
    und es folgte eine ausführliche Beschreibung, wie durch deutsche Spione und durch Verrat „das russische Woolwich in die Luft gesprengt wurde. Ochta war das russische Woolwich und noch viel mehr als das russische Woolwich. Es war die einzige Munitionsfabrik in ganz Rußland.“
    In der Folge stellte sich heraus, daß die Ochta-Explosion überhaupt in keinem Arsenal stattgesunden hatte, sondern durch ein Unglück in einer Fabrik, die vorübergehend in eine Munitionswerkstätte umgestellt worden war, verursacht wurde. Deutsche Spione hatten nichts damit zu tun. Es war eine geringfügige Sache, und ein kleiner Artikel in einer späteren Ausgabe der Zeitung schilderte den wahren Sachverhalt.
    Komischerweise fand sich in derselben Ausgabe und auf derselben Seite ein satirischer Artikel, betitelt „Der Gerüchtebazillus“, in dem ein Mann verspottet wurde, der sagte, „daß ein Vetter von ihm einen Vetter habe, der gesehen hatte, wie ein Zeppelin auf die Hampstead Heath herabkam, und wie ein Mann aus einigen Ställen eine Anzahl Pferde herausholte, die ihn wegschafften.“
    Eine sorgsame Durchsicht der Inhaltsverzeichnisse der britischen und ausländischen Zeitungen der vier Kriegsjahre würde eine unglaubliche Menge von Falschheiten zum Ergebnis haben. Da alles, was in Druck erscheint, auf den öffentlichen Geist immer einen Eindruck macht, so muß der Einfluß der Presse bei der Aufstachelung eines Volkes gegen das andere sehr bedeutend und nach der Auffassung vieler Leute sehr lobenswert gewesen sein.

 
    28
    Wie Nachrichten fabriziert werden
     
    Die Einnahme von Antwerpen
     
    Oktober 1914
     
    Als die Einnahme von Antwerpen bekannt wurde, läuteten die Kirchenglocken (gemeint ist in Deutschland).
    Kölnische Zeitung.
     
    Nach der Kölnischen Zeitung wurde die Geistlichkeit von Antwerpen gezwungen, nach der Einnahme der Festung die Kirchenglocken zu läuten.
    Le Matin.
     
    Nach dem, was Le Matin von Köln vernommen hat, wurden die belgischen Priester, die sich weigerten, bei der Einnahme von Antwerpen die Kirchenglocken zu läuten, aus ihren Ämtern vertrieben.
    Times.
     
    Nach dem, was die Times von Köln über Paris erfahren haben, wurden die armen belgischen Priester, die sich weigerten, bei der Einnahme von Antwerpen die Kirchenglocken zu läuten, zu Zwangsarbeit verurteilt.
    Corriere della Sera.
     
    Nach Mitteilungen, die dem Corriere della Sera von Köln über London zugegangen sind, bestätigt es sich, daß die barbarischen Eroberer von Antwerpen die armen belgischen Priester zur Strafe für ihre heldenhafte Weigerung, die Kirchenglocken zu läuten, als lebendige Klöppel, mit dem Kopf nach unten, an die Glocken gehängt haben.
    Le Matin.
     

 
    29
    Kriegsziele
     
    Da hinsichtlich der Verteilung der Beute im Falle eines errungenen Sieges große Ungewißheit bestand, so war es den Staatsmännern der alliierten Völker unmöglich, genau anzugeben, was für besondere Ziele betreffs Gebietszuteilungen und kolonialer Erwerbungen als wünschenswerte Objekte aufgestellt werden könnten, ohne gegenseitige Eifersucht und Argwohn zu erwecken. Es mußten daher hochtönende, sittliche Ideale verkündigt werden, die dem Kriege den Charakter eines fast religiösen Kreuzzuges zu verleihen vermochten. Leider waren die Staatsmänner in der Wahl ihrer Losungsworte besonders unglücklich, da sich im Laufe der Zeit ein jedes als trügerisch erwiesen hat.

     
    Ein Krieg, um den Militarismus auszutilgen
     
    Jedermann weiß, daß der Militarismus nicht mit Krieg ausgetilgt werden kann. Ist er in einem Lande abgeschafft, so gedeiht er in einem anderen Lande um so besser. Der Militarismus kann nur durch das Wachstum der Demokratie in einer Ära des Friedens ausgetilgt werden. Es

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