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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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England auf eigene Rechnung ein wenig Vergiften ausführte. Heutzutage wird der Gebrauch von Gasen von den Briten nicht nur ohne Beschämung erwähnt, sondern mit freudiger Genugtuung begrüßt. Wie bei der Tötung von Frauen und Kindern in deutschen Städten durch ihre Flieger, sieht man auch hier, wie schnell im Kriege Ideale über Bord geworfen werden.
    „New York Evening Post”, 30. Januar 1916.

 
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    Andere Lügen
     
    Der Lügensamen wurde in solcher Unmenge gesät, daß es jetzt, nach Ablauf so mancher Jahre, unmöglich wäre, die ganze Ernte einzusammeln. Eine bloße Äußerung, wenn auch nur von einer Privatperson, genügte oft, um die Kugel ins Rollen zu bringen. Die Presse war für irgendeine Anregung, die eine neue Flut von Lügen auszulösen vermochte, nur zu dankbar, und die Regierung war, wenn nicht mit eigenen Ausflüchten in Anspruch genommen, stets bereit, eine direkte Widerlegung volkstümlicher Lügen zu umgehen, indem sie jede Verantwortung hierfür von sich wies.
    Es seien hier einige Beispiele von geringfügigeren und mehr lächerlichen Geschichten gegeben:
     
    Die Erzieherin
     
    Beinahe jede ausländische Erzieherin oder jeder ausländische Kellner im Lande war höchst verdächtig, und die über sie erfundenen Geschichten sind zahllos. Die Geschichte von der Erzieherin gibt Sir Basil Thomson am besten 11 :
     
    Es war eine klassische Version, daß die Erzieherin beim Mittagsmahl fehlte, und als dann die Familie ihre Koffer durchsuchte, entdeckte sie unter einem Doppelboden eine Menge höchst gefährlicher Bomben. Jedermann, der diese Geschichte erzählte, kannte die Herrin der Erzieherin oder hatte in glücklicheren Tagen diese selbst gekannt. „Ein so nettes, ruhiges Mädchen, das die Kinder so gern hatte. Aber wenn man darüber nachdenkt, so war doch etwas in ihrem Gesicht, schwer zu sagen was, aber ein gewisses Etwas.“
     
    Der Kellner
     
    Ein schweizerischer Kellner, der aus einer Speisekarte die Aufstellung der Tische im Hotelspeisesaal, der unter seiner Leitung stand, aufgezeichnet hatte, wurde auf Betreiben eines Hotelgastes in aller Eile auf die Polizei gebracht, da derselbe überzeugt war, daß es sich um einen Plan von militärischer Bedeutung handle.

    Emaillierte Reklameschilder
     
    Es ging das Gerücht, daß emaillierte, eiserne Reklameschilder für „Maggi-Suppen“, die in Belgien an Bauzäunen angebracht waren, von deutschen Offizieren losgeschraubt wurden, um die Auskünfte über lokale Hilfsquellen zu lesen, die vorausgegangene Spione auf deutsch auf die Rückseite der Schilder geschrieben hatten. Ob nun wahr oder nicht wahr, jedenfalls wurde das Gerücht allgemein geglaubt, und in den Vorstädten von London bildeten sich Gesellschaften von Schraubenausziehern, die die Rückseiten der Reklameschilder untersuchten.

     
    Betonflächen
     
    Die betonierten Flächen, die in Maubeuge zur Aufstellung von Kanonen angelegt wurden und die Form von Tennisplätzen hatten, führten zu dem weitverbreiteten Glauben, daß alle betonierten Tennisplätze, alle gepflasterten Hinterhöfe, alle Betondächer für diesen Zweck hergestellt waren. Jedermann, der eines dieser Dinge sein eigen nannte, war verdächtig, und zwar nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Amerika und sogar in Kalifornien kannte man diese Furcht.
    Der Bystander brachte im März 1915 eine Zeichnung von Bernhardi, wie er, mit einem Schwert zwischen den Zähnen und einem Revolver in der linken Hand, seine Bücher schreibt, und aus der Mauer war ein Plan, überschrieben „Beabsichtigtes Betonbeet in Golders Green“.

     
    Die Untergrundbahn
     
    Selbstverständlich wurde der Untergrundbahn als Zufluchtsstätte vor Zeppelin-Angriffen Beachtung geschenkt. Sir Basil Thomson erzählt uns eine von den vielen Legenden in Verbindung damit:
     
    Eine englische Krankenschwester hatte durch ihre Pflege einen deutschen Offizier vom Tode gerettet. In einem Ausbruch von Dankbarkeit sagte er beim Abschiede zu ihr. „Ich darf nicht mehr sagen, aber hüten sie sich im April (1915) vor der Untergrundbahn.“ Im Laufe der Zeit verschob sich das Datum von einem Monat zum anderen. Wir scheuten nicht die Mühe, dieser Geschichte nachzugehen, bis wir ihr auf den Grund kamen. Sie stammte von einer Hilfslehrerin an einer Volksschule in London, die sie angeblich von der Putzfrau gehört hatte. Diese Dame aber wehrte sich energisch gegen die Zumutung, daß sie eine solch lächerliche Geschichte erzählt haben

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