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Lügenbeichte

Lügenbeichte

Titel: Lügenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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die Knie sackten ein. Sie spürte Max' starken Arm, er drückte gegen ihre Rippen. Ein zweiter Arm kam hinzu, hielt sie, stellte sie wieder auf die Füße.
    »Josi!« – Seine besorgte Stimme.
    »Mir ist schlecht«, stammelte sie. »Ich muss mich setzen.«
    Er half ihr auf die Steinstufen vor dem Haus.
    »Soll ich dir Wasser holen?«
    »Nein, bleib hier!«
    Er setzte sich neben sie. Es tat so gut, sich an ihn zu lehnen, in seinen Armen zu sein. Er hielt sie fest. Sie schmiegte ihre Wange in seine Halsgrube.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er ihr ins Ohr
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte sie zurück.
14:48
    »Wollen wir nicht rein ins Haus gehen?«, fragte Max nach einer Weile.
    »Nein.«
    »Einen kleinen Rundgang machen, schaffst du das?« Alles war ihr recht, nur nicht, bei Thomas und Marina zu sein oder zu grübeln.
    Der Zeh tat beim Auftreten weh, aber es tat trotzdem gut, durch die Straße zu laufen. Alles sah ganz normal aus, wie immer: Autos parkten in Hauseinfahrten, ab und zu kam jemand mit einem Hund vorbei oder auf dem Fahrrad.
    »Wollen wir zur Krumme Lanke ?«
    Das Wort allein schnitt ihr in den Magen, dabei hatten sie die Krumme Lanke schon abgetaucht und hätten Lou gefunden, wenn er dort gewesen wäre.
    »Nein. Das ist mir zu weit.« Sie wollte auch nicht in den Wald und schon gar nicht an der Stelle vorbei, wosie Lilli Sander gefunden hatten. Sie wollte zu Carla, einer Freundin von Lou, obwohl deren Eltern längst Bescheid wussten und sich sofort melden würden, wenn er dort auftauchte. Trotzdem, sie wollte dort vorbei und nur mal in den Garten gucken.
    Der Garten von Carla, wo Lou öfter war, wirkte verlassen. Die Schaukel bewegte sich nicht. Der Sandkasten war leer. Carla hatte noch einen kleinen Bruder, der gerade laufen konnte und für den Carla und Lou vor ein paar Tagen eine riesige Sandburg gebaut hatten. Das Käsefähnchen, das sie auf den Turm gesteckt hatten, war heruntergefallen, der Südflügel abgebrochen.
    »Mein Vater …«, fing sie an und verstummte. Max fragte nach, was mit ihrem Vater war. »Er kannte Lilli Sander, die Tote. Sie war eine Studentin von ihm und er hatte eine Affäre mit ihr.«
    Max blieb stehen. »Nein!«
    »Herr Werner hat Beweise. Passfotos, auf denen mein Vater und Lilli sich küssen.« Sie wollte ihm nicht sagen, dass Thomas Lilli auch noch die Bluse hochgezogen hatte.
    »Das kann doch nicht sein!«
    »Doch. Mein Vater hatte schon immer eine Vorliebe für Studentinnen.« Das auszusprechen, war bitter, aber wahr. Bis auf Miriam, ihrer besten Freundin, hatte sie noch nie jemandem davon erzählt.
    »Marina, also seine Frau, weiß es nun auch und ist total ausgerastet. Die beiden keifen sich nur noch an. Es ist unerträglich. Sie beschuldigt Thomas sogar, LilliSander umgebracht zu haben. Sie ist so wütend und verletzt.«
    Max blieb stehen. »Du glaubst doch nicht, dass dein Vater …«
    Er wollte sie wieder in den Arm nehmen, aber sie wich ihm aus. »Natürlich nicht!«
    Max blieb stehen. »Josi, du kannst zu mir kommen, wenn du willst.«
    »Danke, Max. Ich kann auch zu meiner Mutter nach Kreuzberg gehen. Aber ich will bleiben, bis …«, sie schluckte die Tränen runter, »… bis Lou wieder da ist.«
    Sie gingen weiter.
    »Ich möchte nur wissen, warum mein Vater sich die ganze Zeit so komisch benimmt.«
    »Na ja, wer will schon, dass seine Affäre publik wird. Außerdem will er sich bestimmt nicht von diesem Krücken-Kommissar vorführen lassen.«
    »Das habe ich auch schon gedacht. Andererseits ist das doch lächerlich.«
    »Nein, wieso? Dein Vater hat einen tollen Job, ein geiles Haus, eine klasse Familie mit einer wunderschönen Tochter, einem kleinen, pfiffigen Sohn, einer attraktiven Frau.«
    Josi sagte nichts mehr. Max fand Marina also attraktiv. Dann hätte er Lilli wohl auch attraktiv gefunden. Sofort tauchten wieder Bilder vor ihr auf. Max mit rotem, lippenstiftverschmiertem Mund. Sie war verrückt! Durchgeknallt. Nur, weil ihr Vater keiner jungen Frau widerstehen konnte, musste Max doch nicht genauso sein! Schließlich waren nicht alle Männer »so«? Oder?Max pflückte ihr eine Heckenrose. Sie roch daran. Der süße Duft hellte ihre Stimmung auf. Sie lächelte ihn an. – Dass das überhaupt noch möglich war! Es war, als hätte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gelächelt.
    »Komm«, sagte Max. »Ich gebe ein Eis aus.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir ist nicht nach Eis zumute.«
    »Auch nicht nach zwei kleinen, leckeren Kugeln

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