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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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feststellte. Ich befand mich auf einem leeren Stück Straße in der Nähe des Flughafens, rechts von mir nur der verlassene Strand. Zweihundert Meter geradeaus stand lediglich ein verlassen aussehendes Industriegebäude aus Beton.
    Die einzigen Zeugen des Unfalls waren auf der anderen Straßenseite eine schweigende Armada von gelben Schulbussen hinter einem Maschendrahtzaun. Ihre toten Scheinwerfer schienen mich anzustarren, als warteten sie ab, was ich wohl tun würde.
    Ich sah mich nach dem Hund des Fahrradfahrers um. Er war fort.
    Erst in dem Moment schien ich wieder in Gang zu kommen. Nachdem ich das Undenkbare gedacht hatte, war der Bann gebrochen, und ich konnte mich wieder konzentrieren.
    Ich schob den Schalthebel auf Parken und stellte den Motor ab. Ich musste diesem armen Mann helfen, musste tun, was mein Vater getan hätte. Wiederbelebungsversuche starten, seine Blutungen stoppen, ein Telefon suchen.
    Losfahren?, dachte ich angewidert, als ich am Türgriff herumfummelte. Wie hatte ich so etwas in Betracht ziehen können? Ich war ein guter Mensch. Ich war Rettungsschwimmerin, arbeitete ehrenamtlich im Krankenhaus. Du bist mein braves Mädchen, hatte mein Vater immer gesagt, wenn ich seine Polizeischuhe auf Hochglanz poliert hatte.
    Als ich aus dem Wagen stieg, erblickte ich hinter dem verletzten Mann zwei sich nähernde Scheinwerfer, kurz darauf eine blinkende Lichtkrone, die in einem Feuerwerk aus blendenden blutroten und grellblauen Blasen explodierte.

6
    Der blinkende Streifenwagen rollte seltsam leise auf mich zu, bis er zwischen mir und dem gestürzten Radfahrer hielt. Als das metallische Quaken und Rauschen seines Polizeifunks an meine Ohren drang, ließ ich den Kopf sinken wie ein zum Tode Verurteilter, der seinen Hals für die Axt bereithält.
    Beim Geräusch der schweren, knirschenden Schritte neben der geöffneten Wagentür blickte ich auf. Das Gesicht des Polizisten konnte ich, vom Blaulicht hinter ihm geblendet, nicht sehen. Ich erkannte nur eine große, klobige, dunkle Gestalt.
    » Bleiben Sie, wo Sie sind, und halten Sie Ihre Hände so, dass ich sie sehen kann « , befahl der Polizist wie die Stimme Gottes.
    Ich gehorchte.
    Über den Kofferraum des Polizeiwagens hinweg beobachtete ich, wie der Polizist auf den Verletzten zueilte und sich neben ihn kniete. Das Nächste, was ich heute noch weiß, ist, dass sich der Polizist bedrohlich über mich beugte.
    Er war mit seinem kurzen schwarzen Haar, seinen hellblauen Augen und dem schmalen Gesicht unerwartet gut aussehend, musste etwa eins neunzig groß und Anfang dreißig sein. Sein sportlicher Körperbau und seine durch und durch amerikanische Schönheit machten die ganze Situation irgendwie schlimmer, machten mein schlechtes Gewissen und meine Verzweiflung unerträglich.
    » Er ist tot « , stellte der Polizist fest.
    Irgendwas in meinem Innersten bekam einen Knacks. » Oh, nein « , flüsterte ich wie eine Wahnsinnige, den Kopf zum Schoß gesenkt. » Bitte, lieber Gott, es tut mir so leid, es tut mir leid, es tut mir leid. « Ich versenkte meinen Kopf noch tiefer in meine zitternden Hände, als sich der Werbeplakat-Polizist zu mir nach unten beugte und schnüffelte.
    » Und Sie sind sturzbetrunken. Stehen Sie auf und legen Sie die Hände hinter den Kopf. «

7
    Als mein Vater starb und ich seinen Sarg sah, dachte ich: Das war’s. Schlimmer kann es im Leben nicht kommen.
    Ich hatte unrecht.
    Der Polizist legte mir Handschellen an und verfrachtete mich auf den Rücksitz seines Streifenwagens. Ich war überrascht, wie sauber er war. Er roch neu. Die Gummimatten waren makellos sauber wie die in Alex’ Wagen, die Sitze waren weich, fast plüschig. Wäre nicht das schwarze Gitter gewesen, das den vorderen vom hinteren Teil trennte, hätte ich mir einbilden können, in einem normalen Auto zu sitzen. Ich saß zum ersten Mal in einem Streifenwagen, obwohl mein Vater Polizist gewesen war.
    Mein rechtes Bein zappelte wie ein frisch gefangener Fisch. Hatte ich einen Hirnschlag? Das hoffte ich, weil alles besser gewesen wäre, als mich dem hier zu stellen.
    Ich zog lautstark die Nase hoch.
    Alles wäre mir recht gewesen.
    Ich betrachtete den Hinterkopf des Polizisten, der sich auf den Vordersitz setzte. Wie alles an ihm war auch sein Kopf sauber, geordnet, fest umrissen. Wahrscheinlich hätte man eine Waage nach seinen breiten Boxerschultern ausrichten können. Gute Haltung, wie meine Mutter gesagt hätte.
    War er beim Militär gewesen?, wollte mein

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