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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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vor dem Sitzungssaal des Ausschusses wie böse Kinder vor dem Büro des Schulrektors. Im Saal machte Fabiana vor dem Ausschuss für Gnadengesuche ihre Aussage. Den Zeitungsartikel hatten wir dem Leiter des Haftprüfungsausschusses bereits übergeben. Die einzige Frage war jetzt so einfach wie entscheidend:
    Reichte es?
    » Sie wird das schon machen « , versicherte mir Charlie mit ärgerlicher Ruhe, während ich mein Telefon auf der Bank rotieren ließ. Unter seinem linken Auge hatte er sich bei der Rauferei mit Peter und den anderen Demonstranten eine kleine Platzwunde zugezogen. Mittlerweile war die Szene vermutlich auf YouTube zu sehen.
    Ich hielt es nicht mehr aus. » Ich sollte einfach reingehen und ihnen die Sache mit Peter erzählen. Die ganze Geschichte. Was ist, wenn das mit Fabiana nicht klappt? «
    » Das wird es aber « , beruhigte mich Charlie, als die Tür geöffnet wurde und der stellvertretende Commissioner Sim mit Fabiana erschien.
    Ich holte tief Luft.
    » Wie lautet der Urteilsspruch? « , fragte Charlie.
    » Der Ausschuss wird den Beweis abwägen « , erklärte Sim.
    » Was? Noch länger warten? « , schimpfte ich.
    » Es ist ja nicht so, dass uns noch viel Zeit bleibt, Mr Sim « , gab Charlie zu bedenken.
    » Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Danke, dass Sie gekommen sind. « Mit diesen Worten schloss Sim die Tür.
    » Was heißt das? « , wollte Fabiana wissen. » Wir müssen warten? «
    Ich ging an Charlie vorbei auf die Tür zu. » Ich muss es ihnen erzählen. «
    Charlie stellte sich mir in den Weg. » Nein « , flüsterte er mir streng ins Ohr. » Musst du nicht. Auch du bist in diesem Fall ein Opfer. Hast du diesen Dreckskerl Fournier darum gebeten, dich dir gegenüber wie ein Ungeheuer zu verhalten? Du bist hergekommen und hast dein Leben riskiert, um Justin zu helfen. Aber du kannst nicht alles allein schaffen. Das kann keiner von uns. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand. Wir haben uns ans Gericht und an den Gouverneur gewendet. Jetzt liegt die Angelegenheit nicht mehr in unseren, sondern in ihren Händen. «
    » Aber… «
    » Nichts aber. Ich bin gerade mit deinem Exmann aneinandergeraten. Willst du es jetzt auch noch mit mir aufnehmen? Los, gehen wir rüber ins Gefängnis. «

9 9
    Der Beobachtungsraum neben der Hinrichtungskammer sah an diesem Abend aus wie der Zuschauerraum eines städtischen Theaters– zwei Reihen mit billigen, roten Stühlen, schwarze Wände, ein schwarzer Vorhang. Doch hinter dem Vorhang befand sich keine erleuchtete Bühne, sondern das hell erleuchtete Fenster der Todeskammer.
    In der Mitte stand wie ein unheilvolles Kunstwerk eine leere Rolltrage. An den im rechten Winkel abstehenden Armlehnen waren dicke Lederriemen befestigt und ließen die Trage wie das Werkzeug einer Kreuzigung aussehen.
    Gegen neun trat der Gefängnisdirektor Tom Mitchner ein und erklärte den Ablauf. Um fünf Minuten vor Mitternacht würde Justin hereingeführt und auf der Rolltrage festgeschnallt werden. Ein Arzt würde überwachen, wie zwei Kanülen in die Venen von Justins rechtem und linkem Arm eingeführt würden. Schlag Mitternacht würden drei Flüssigkeiten der Reihe nach in Justins Blutkreislauf gepumpt werden: Thiopental, um ihn bewusstlos zu machen, Pancuroniumbromid, ein muskelentspannendes Mittel, um die Atmung zu stoppen, und Kaliumchlorid, um das Herz anzuhalten.
    Ein Reporter des » Miami Herald « und einer der Nachrichtenagentur Associated Press tuschelten hinten im Raum miteinander. Tara Fosters Mutter sowie der Rest ihrer Sippe hatten darauf verzichtet, der Hinrichtung beizuwohnen. Fabiana und Justins Mutter saßen in der ersten Reihe, hatten die Hände ineinander verschränkt und unterhielten sich miteinander.
    Meine Hand umklammerte die von Charlie.
    » Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe « , sagte ich, den Blick auf die Rolltrage gerichtet. » Das ist echt zu viel. Warum wurde die Hinrichtung nicht ausgesetzt? Worauf warten die denn noch? Diese Schweine prüfen immer noch. Wie ist das möglich? «
    » Hab Vertrauen « , war alles, was Charlie sagte, aber offenbar mehr zu sich selbst als zu mir.
    Es wurde elf Uhr. Elf Uhr dreißig.
    » Was ist los, Charlie? « , fragte ich.
    » Hab… «
    » Vertrauen? « , fragte ich zurück. » Ich weiß nicht, ob ich das noch aufbringe. «
    Um zehn vor zwölf wurde die Tür geöffnet, und ein blasser, schwerer Mann in grauem Anzug betrat die Hinrichtungskammer. Es war der Gefängnisdirektor.
    Ich sah ihn

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