Lügennetz: Thriller (German Edition)
Hinrichtungszimmer, an dem Johannson ihn vorbeiführte, hätte das Untersuchungszimmer eines Arztes sein können, wären nicht der schwarze Samtvorhang an einer Wand und die Ledergurte an der Rolltrage gewesen.
» Ach, übrigens, Harris, da du ja auch Aufseher warst, haben wir für ein kleines Geschenk gesammelt. « Johannson zeigte ihm eine Schachtel. » Wenn dir heute Abend langweilig ist, kannst du dir vielleicht diesen Film ansehen. «
Harris blickte auf die Schachtel hinab. » Dead Man Walking– Sein letzter Gang « . » Nett von euch « , sagte er, freundlich darauf bedacht, sich von diesen Schweinen oder sonst jemandem nicht unterkriegen zu lassen. » Einer der besten Filme mit Sean Penn. Schade, dass ich keinen DVD -Spieler habe. «
» Wo du hingehst, wirst du auch keinen brauchen, Stinker « , säuselte ihm der Aufseher ins Ohr.
» Du hast es verdient, du krankes Aas « , rief Jimmy Litz, einer seiner Zellennachbarn. Litz hatte einen dicken Stein von einer Brücke fallen lassen und dann so getan, als wollte er dem Opfer, einer dreiundzwanzigjährigen Hausfrau aus Jacksonville, helfen. Stattdessen hatte er sie vergewaltigt und getötet.
» Also, ich glaube, deinen moralischen Standards können wir ohnehin nicht gerecht werden « , erwiderte Harris mit einem Lächeln.
Ja, es war die Anwältin, stellte er fest, als er um die Ecke bog und sie und Charlie im Besucherraum sah. Doch es war noch eine andere Frau dabei. Sein wie zu einer Maske erstarrtes Gesicht wurde weich.
Es war Fabiana. Nein, nicht sie, dachte er. Er könnte sich allem stellen. Morgen sowieso. Aber nicht ihr.
Gegen seine Gefühle ankämpfend, wandte er sich zu Johannson. » Bring mich wieder in meine Zelle. « Kaum war er auf dem Weg zurück, hörte er einen lauten Knall hinter sich.
Es war Fabiana. Sie stand an der Drahtglasscheibe, auf die sie mit der Faust einschlug. » Es ist okay, Justin « , rief sie mit Tränen in den Augen. » Ich verzeihe dir. Ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir leid. Bitte geh nicht. Bitte sprich mit mir. «
Justin drehte sich wieder um und biss sich auf die Unterlippe. Diese Frau, die er auf so schändliche Weise verletzt hatte, sagte, es tue ihr leid?
Charlie und Nina grinsten von einem Ohr zum anderen. » Wir haben gute Nachrichten. Das wird Ihnen gefallen, Justin. Das verspreche ich Ihnen « , rief Charlie.
» Und jetzt, Harris? « , wollte Johannson verärgert wissen.
» Ich muss mich wohl um meinen Besuch kümmern « , antwortete Harris nach kurzer Bedenkzeit.
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Um halb zehn am nächsten Morgen standen Charlie, Fabiana und ich geschniegelt und gestriegelt vorm Kapitol in Tallahassee. Der letzte Schritt war der wichtigste: Wir mussten Fabiana zu unserem Zehn-Uhr-Termin beim Ausschuss für Gnadengesuche bringen.
Alles in allem schien Fabiana nervös, aber bereit zu sein. Nach der gefühlsgeladenen Begegnung zwischen ihr und Justin im Gefängnis schien es beiden besser zu gehen.
Vielleicht wirkte eine Beichte tatsächlich Wunder für die Seele. Ich könnte es ja mal versuchen.
Wir überquerten die Straße zum Platz vor dem Kapitol, wo einiges los war. Menschen mit Plakaten stiegen aus einem Reisebus. Etwa zwei Dutzend Menschen marschierten über den sauber gemähten Rasen oder hatten bereits vor dem Haupteingang des modernen Gebäudes Stellung bezogen.
» Was ist das? « , fragte ich. » Eine Teeparty? « Dann konnte ich die Plakate lesen.
TRITT DEINEM SCHÖPFER GEGENÜBER , JUSTIN HARRIS !, stand auf einem.
Eine gutaussehende Frau mit braunem Haar und einem T-Shirt mit der amerikanischen Flagge schwenkte einen Banner mit NA , NA , NA , NA . HEY , HEY GOOD - BYE , JUSTIN !
» Das ist wohl ein Witz « , sagte Charlie, als der Wagen eines Nachrichtensenders hinter dem Bus hielt. Ein Reporter mit Kappe stieg aus, hinter ihm ein bulliger Kerl mit Schulterkamera.
» Hier sind Leute, die für die Todesstrafe demonstrieren? « , wunderte sich Fabiana.
» Mist « , sagte ich zu Charlie. » Das hat uns noch gefehlt. Die Zirkusvorstellung beginnt, und wir stehen mitten in der Manege. «
» Das ist noch nicht mal das Schlimmste. Bei Weitem nicht. « Charlie deutete auf den Bus.
Ich drehte mich um und erstarrte wie zur Salzsäule.
Peter stand neben der Bustür und half lächelnd den anderen Fahrgästen beim Aussteigen.
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Mir wurde fast schwindlig, als würde alles Blut aus meinem Kopf nach unten sacken. Am liebsten wäre ich zurück zum Wagen gerannt oder hätte mich zumindest hinter einem
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