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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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bis sich eine Möwe gierig daraufstürzt.
    »Hm, schwer zu sagen. Da er selbst Vater ist, dürfte ihn das eigentlich nicht schocken. Aber ob er mir die Lüge verzeihen kann? Keine Ahnung! Vielleicht fragt er sich, was später noch alles ans Tageslicht kommt, wenn unsere Beziehung unter solch einem Vorzeichen steht. Das würde ich zumindest an seiner Stelle tun.«
    Nadine kann das gut verstehen. Es ist ihr schließlich schon mehrmals passiert, dass die Männer, mit denen sie ausging, verschwiegen haben, liiert oder verheiratet zu sein.

    »Ich schätze, es bleibt einem im Leben manchmal nichts anderes übrig, als ein gewisses Gottvertrauen an den Tag zu legen und ins kalte Wasser zu springen. Man kann eben nicht alles kontrollieren.«
    Da ist was dran …
    »Wenn dir wirklich so viel an ihm liegt, wirst du um ein Gespräch nicht herumkommen. Dieses ewige Spekulieren führt doch zu nichts!«
     
    Als ich nach meinem Mittagessen mit Nadine wieder nach Hause komme, fasse ich mir erneut ein Herz und wähle Olivers Nummer. Und, oh Wunder - er ist sofort am Apparat.
    »Ich wollte dich auch gerade anrufen«, sagt er, und mir zittern vor Aufregung die Knie. »Wir könnten uns heute Abend zu einem Spaziergang treffen. Ich würde dir nämlich gern etwas sagen.«
    »Okay«, antworte ich, und mein Herz klopft bis zum Hals. Eigentlich kann das nur bedeuten, dass er mir mitteilen will, dass er wieder mit seiner Frau zusammen ist. Letztlich würde ich mir diese Situation gern ersparen, aber ich will auch nicht schon wieder kneifen.
    »Wir könnten ins Niendorfer Gehege fahren, wenn du Lust hast«, schlage ich vor. »Ist mal ein bisschen was anderes als Elbe oder Alster.«
    »Gute Idee! Ich hol dich um sieben Uhr ab, wenn es dir recht ist.«
    Nachdem ich aufgelegt habe, überlege ich, was mich bei diesem Telefonat so erstaunt hat, abgesehen von der Tatsache, dass Oliver und ich zur selben Zeit versucht
haben, uns zu erreichen. Und dann fällt es mir wieder ein: Er weiß, wo ich wohne, obwohl ich ihm nie meine Adresse gesagt habe und auch nicht im Telefonbuch stehe? Merkwürdig!
    Den Rest des Nachmittags verbringe ich wie unter einer Glasglocke. Immer wieder purzeln Teile des Gesprächs mit Nadine und Mutmaßungen über den vor mir liegenden Abend in meinem Kopf durcheinander. Außerdem muss ich mir noch eine gute Begründung einfallen lassen, um Tobias abzusagen, mit dem ich eigentlich für später verabredet war.
    Und schon wieder greife ich zu einer Schwindelei: Ich schütze Kopfschmerzen und einen leichten Anflug von Sommergrippe vor und kann Tobias nur mit Mühe davon abhalten, mit Essen und Medikamenten bei mir vorbeizukommen. Doch sosehr ich mich auch darüber ärgere, diesen liebenswerten Menschen anzulügen - das klärende Gespräch mit Oliver hat eindeutig Priorität!
     
    Punkt neunzehn Uhr klingelt es, und Oliver lehnt lässig im Türrahmen. Sein Anblick geht mir tief unter die Haut, und ich muss schwer an mich halten, um ihm nicht gleich um den Hals zu fallen.
    Mein Gott, habe ich ihn vermisst!
    »Bist du startklar, oder möchtest du dir lieber noch andere Schuhe anziehen?«, fragt er und deutet grinsend auf meine Pantoffeln. Mist, die habe ich ja total vergessen.
    »Geh doch schon vor, ich komme gleich nach«, sage ich hektisch. Hoffentlich fragt er nicht, ob er reinkommen
kann. Sobald man im Flur steht, kann man nämlich in Sammys Zimmer sehen.
    »Okay, dann bis gleich. Ich parke vorne in der zweiten Reihe. Nicht zu übersehen.«
    Während der Fahrt zum Niendorfer Gehege plaudern wir nur über Unverfängliches. Glücklicherweise sind es nur zehn Minuten, denn länger hätte ich diese absurde Situation keinesfalls ertragen. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, wer von uns beiden zuerst sagt, was er auf dem Herzen hat.
    »Wer ist eigentlich dieser Sammy, dessen Name auf deinem Klingelschild steht?«, fragt Oliver unvermittelt, und damit ist die Reihenfolge klar.
    Wenn ich ihm kein Lügenmärchen von einem Verwandten aus dem Ausland auftischen will, der vorübergehend bei mir wohnt, sage ich wohl besser hier und jetzt die Wahrheit. »Mein Sohn«, antworte ich leise und senke den Blick. Im Wald riecht es nach Feuchtigkeit, Tannen und Baumrinde - und ein wenig nach Herbst.
    Oliver schweigt.
    Nach einer Weile, die mir vorkommt wie eine Ewigkeit, sagt er schließlich:
    »Du hast einen Sohn, ich dafür aber keine Tochter. Dann sind wir also quitt!«
    Wie bitte? Um mich herum dreht sich alles. Oliver hat mich also auch

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