Luegst du noch oder liebst du schon Roman
ist.«
»Also habe ich nicht geträumt, und du hast dich wirklich mit meinem Nachbarn unterhalten«, sagt Oliver und nimmt meine Hand. »Ich habe übrigens auch ein bisschen Detektiv gespielt. Nur daher weiß ich überhaupt, wo du wohnst. Aber ich wurde von einem strengen Herrn verscheucht.«
Soso, Oliver und unser Hausmeister sind miteinander kollidiert.
»Was ich bei meinen Recherchen allerdings nicht herausgefunden habe, ist, ob du mir außer Sammy noch einen Mann in deinem Leben verheimlichst, was ich sehr schade finden würde, denn ich habe bei meiner Aufzählung ein wirklich wichtiges Detail ausgelassen: Ich liebe dich!«
Überwältigt von dieser Aussage schmiege ich mich an ihn und gebe ihm einen Kuss. Ich würde ihn am liebsten nie wieder loslassen!
»Hallo, Franca, du bist ja schnell wieder gesund geworden«, ertönt auf einmal Tobias’ Stimme neben uns. Ich fahre erschrocken herum und blicke in sein wütendes Gesicht. Der Kleidung nach zu urteilen ist er gerade beim Joggen.
Oliver blickt erstaunt zwischen uns hin und her.
»Komisch, ich hätte nicht gedacht, dass du die Sorte Frau bist, die mit mehreren Männern gleichzeitig ins Bett steigt«, sagt Tobias in schneidendem Tonfall und läuft weiter, ohne meine Antwort abzuwarten, während Oliver mich wegstößt.
38
Déjà-vu
OLIVER KRAMER - MITTWOCH, 7. JULI
Nach einer durchwachten Nacht quäle ich mich um acht Uhr aus dem Bett, auch wenn ich das Gefühl habe, nicht eine Minute geschlafen zu haben. Doch es nützt alles nichts. Ich habe um halb zehn eine Verabredung mit Simon Gruber und Patricia Hardeland.
Amelies Anrufe waren tatsächlich im Namen des Verlages erfolgt und nur zur Hälfte auf ihr persönliches Interesse an mir zurückzuführen.
Nach einem Kaffee, der nicht viel hilft, und einer halben Scheibe Toast sieht die Welt leider immer noch nicht besser aus. Ich komme einfach nicht darüber hinweg, dass Franca ein Verhältnis mit diesem Jogger hatte, während ich enthaltsam war. Der Satz »Ich hätte nicht gedacht, dass du die Sorte Frau bist, die mit mehreren Männern gleichzeitig ins Bett steigt«, geistert unaufhörlich in meinem Kopf herum. Ja, auch ich hätte Franca niemals so eingeschätzt. Erst recht nicht, wenn ich an ihr Verhalten auf Mallorca denke.
Was hat dieser Rotschopf, was ich nicht habe?, denke ich zum wiederholten Male und schneide mich prompt
beim Rasieren. Wut und Dreifachklingen sind keine besonders gute Kombination!
Bei der Vorstellung, dass dieser Typ seine Finger … Nein, nein, nein! Nicht weiterdenken! Im Hier und Jetzt leben - ganz buddhistisch.
Und das Hier und Jetzt bedeutet in meinem Fall der Termin bei Rannenberger & Gruber.
Hoffentlich hört meine Wunde bis dahin auf zu bluten.
»Herr Kramer, da sind Sie ja!«, begrüßt mich Simon Gruber mit strahlendem Lächeln. Auch Patricia Hardeland gibt sich Mühe und entblößt ihre Beißerchen. »Was können wir Ihnen anbieten? Haben Sie schon gefrühstückt?«, fragt Simon, während mich Frau Hardeland zum Besucherstuhl dirigiert.
Die überschlagen sich ja vor Freundlichkeit. Was wollen die von mir?
»Also, was gibt’s?«, frage ich, denn ich habe nicht vor, hier länger als nötig herumzulungern. Ich will in aller Ruhe meine emotionalen Wunden lecken, ein bisschen meditieren und einen zweiten Versuch starten, Franca mittels Verbrennung von Salbei aus meinem Leben zu verbannen. Diesmal muss es einfach klappen!
»Die Sache ist, ähem, die …«, startet Patricia Hardeland - anscheinend hat sie die Aufgabe, die Kohlen aus dem Feuer zu holen, welche das auch immer sein mögen. Herr Gruber steht mal wieder am Fenster und schaut auf die Elbe. Toll, das Szenario hatten wir lange nicht mehr.
»Wir wollten Sie fragen, ob Sie eventuell … also … vielleicht …« Na, Patricia, fehlen dir die Worte?
»… also, ob Sie sich möglicherweise vorstellen könnten, doch den Beziehungsratgeber zu schreiben, oder vielmehr zu bearbeiten und zu vervollständigen.«
»Wie bitte? Was ist denn aus Ihrer neuen, tollen Autorin Nina Katzenberg geworden?«
»Sie wissen von Frau Katzenberg?« Patricia Hardeland ist sichtlich irritiert. Am besten lasse ich diese Information unkommentiert, nicht dass Amelie womöglich noch Ärger bekommt. Also zucke ich nur mit den Schultern.
»Nun gut. Die Sache ist die: Frau Katzenberg ist dieser Aufgabe offenbar nicht in dem Maße gewachsen, wie wir es uns vorgestellt haben.«
Ach was?!
Ich muss mich schwer zusammenreißen, um nicht
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