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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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eine Sechs gehabt.
    Galle? Wieso Galle? Von der war doch bislang noch überhaupt nicht die Rede! Hilfe, ich sterbe!
    »Dieser Meridian steht für emotionale Blockaden, die insbesondere mit starkem Grübeln einhergehen. Patienten mit dieser Symptomatik können sich häufig nicht entscheiden oder neigen zu heftigen emotionalen Ausbrüchen.«
    Okay, dann habe ich wirklich was mit der Galle, denn ich flippe gleich aus! Ich will nur noch nach Hause und meine Ruhe haben!
    Die Geschichte mit Samira war ein Fehler. Auch wenn sie grundsätzlich natürlich recht hat - ich grüble derzeit wirklich sehr viel. Am meisten darüber, ob ich die Kraft dazu hätte, mit einer Frau zusammen zu sein, die Mutter eines neunjährigen Sohnes ist.
    »Sei mir nicht böse, aber ich würde jetzt lieber gehen. Ich habe das dringende Bedürfnis nach meinem eigenen Bett und viel Ruhe. Tut mir leid, wenn unser Date nicht so gelaufen ist, wie du es dir vorgestellt hast.«
    Samira nickt, ein wenig traurig.
    »Ich wusste gleich, dass das mit dir schwierig werden würde«, sagt sie schließlich seufzend. »Schon an dem Tag, als wir uns bei Wrage begegnet sind. Es gibt da eine andere, stimmt’s?«

    Ich nicke beschämt. Samira zuliebe hätte ich besser ehrlich sein sollen.
    »Du bist eine tolle Frau und hast es nicht verdient, dass man mit dir spielt«, sage ich zerknirscht. Dieser Satz kommt mir immer leicht über die Lippen, denn er gehört zu meinem Standard-Repertoire - doch zum ersten Mal in meinem Leben meine ich es wirklich ehrlich.
    Als sie mich zur Tür bringt, bedauere ich es fast, ihre Gefühle nicht zu erwidern. Und es rührt mich, als sie mir zum Abschied eine nagelneue Flasche Engel-Spray schenkt: »Verwende es mindestens dreimal täglich, und denk dran, den Inhalt vorher kräftig zu schütteln. Glaub mir, du brauchst ein bisschen Nachhilfe in Herzensdingen!«
    Als ich in meinem Alfa sitze, kommen mir mit einem Mal die Tränen. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt geweint habe, vermutlich als Kind. Momentan fühle ich mich beinahe so: ohne Schutzhaut, offen - und bereit für neue Erfahrungen, auch ohne esoterischen Hokuspokus. Und so schwierig es auch ist, es fühlt sich gut an!
     
    »Dann liebst du sie also wirklich«, konstatiert Dominic folgerichtig, als wir uns am Abend in der Reh-Bar in Ottensen treffen und ich ihm erzähle, wie sehr der Gedanke an Franca mich immer noch beschäftigt. Und dass ich ihr in der vergangenen Nacht sogar treu war.
    »Ich glaube, du hast recht«, antworte ich und spiele mit dem Bierdeckel. Mittlerweile habe ich dank zweier Schmerztabletten meine Nackenschmerzen halbwegs im Griff. Meine Gefühle hingegen noch nicht so ganz.

    »Riechst du deshalb nach Rosen?«, fragt Dominic grinsend.
    Au weia! Ich habe mich im Laufe des Tages schon dreimal besprüht, vielleicht war das ein bisschen viel.
    Ich erkläre kurz, was es mit dem Duft auf sich hat. Obwohl ich mit schallendem Gelächter gerechnet habe, bleibt Dominic ernst.
    »Diese Samira scheint eine sehr intuitive und kluge Frau zu sein. In Herzensangelegenheiten kannst du wirklich Nachhilfe gebrauchen. Im Übrigen würde es dich bestimmt weiterbringen, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, auch wenn es nicht dein eigenes ist. Erinnerst du dich noch an unser Gespräch in der Alsterperle? Da hast du gesagt, dass du gern etwas Sinnvolles mit deinem Leben anfangen und dich um Kinder kümmern möchtest.«
    »Aber das klingt ja so, als seien Franca und Sammy ein karitatives Projekt, dessen ich mich annehmen sollte«, protestiere ich.
    Darauf geht Dominic aber nicht weiter ein, stattdessen fragt er:
    »Wovor hast du eigentlich solche Angst?«
    Wenn ich erst einmal mit der Aufzählung beginne, sitzen wir morgen früh noch hier.
    »Tja, am meisten Muffensausen habe ich wohl davor, Verantwortung zu übernehmen.«
    »Aber Verantwortung gehört nun mal zum Erwachsensein. Und mit fünfundvierzig solltest du dich allmählich mit dem Gedanken anfreunden, dass das Leben kein Ponyhof ist, auch wenn du es gern so hättest.«

    »Wie war Sammy eigentlich?«, will ich wissen. »Kannst du dich noch an ihn erinnern?«
    Dominic denkt nach.
    »Nicht mehr besonders gut, ist auch schon eine Weile her. Aber ich habe mir damals notiert, dass er einen sehr intelligenten, lebhaften Eindruck macht und ich ihm gute Chancen einräume. Wieso fragst du? Hast du Angst, du könntest es mit einem schwer erziehbaren Kind zu tun bekommen?«
    Äh ja, in der Tat. Dem wäre ich

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