Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Opalanhänger glitzert. Mein Gott, ist die sexy! Wenn ich sie so betrachte, fällt es mir plötzlich ganz leicht, mir einen perfekten Urlaub vorzustellen: sie, ich, ein paar gekühlte Drinks, eine Hängematte unter Kokospalmen, Salz auf unserer Haut …
»Hören Sie auf so zu glotzen, das nervt!«
»Tut mir leid«, beeile ich mich zu sagen. Mist, das war ja kein Erfolg versprechender Anfang. »Ich hatte nur gerade überlegt, was Sie wohl lesen. Ich habe nämlich zurzeit nichts Interessantes und könnte durchaus einen Tipp gebrauchen. Ist Ihr Buch denn empfehlenswert?«
Die knappe Antwort lautet:
»Ja.«
Dann dreht sich die Beach-Beauty zur Seite und gibt den Blick auf einen wohlgerundeten Po frei, der nur äußerst spärlich von einem String-Tanga bedeckt wird.
»Ich bin übrigens Autor«, starte ich einen zweiten Annäherungsversuch. Dieser Satz provoziert erfahrungsgemäß Nachfragen und lässt eisige Herzen schmelzen wie Schnee in der Sommersonne. Mhhhhmmm, gleich werde
ich ihre perfekten Schultern mit Sonnenmilch beträufeln und den Duft ihrer Haut einatmen …
Doch stattdessen stürzt sich ein kleiner Junge mit großem Geheul auf das Objekt meiner Begierde und kippt einen Eimer Sand auf ihre schlanken Rehbeine.
Ich kann schlecht erzogene Kinder nicht leiden. Wieso achten die Eltern nicht auf dieses kleine Monster und lassen zu, dass es unschuldige Strandbesucher malträtiert?
»Hallo, Rübenmann«, flötet meine Nachbarin in einer Tonlage, die ich ihr niemals zugetraut hätte, es sei denn, ich hätte ihr multiple Orgasmen beschert.
Meine gute Laune sinkt auf null. Ist der Rübenmann (Was für ein dämlicher Kosename!) etwa ihr eigen Fleisch und Blut? Oder ist sie nur ein gut aussehendes Au-pair-Mädchen und die Eltern liegen ein paar Strandkörbe weiter?
Neugierig spähe ich über sie hinweg - doch dort ist alles leer. Der kleine Junge, laienhaft geschätztes Alter: fünf, hüpft wie ein Derwisch herum und wirbelt dabei so viel feinen Sand auf, dass eine gute Portion davon auch auf mir landet. Und weil ich mich zuvor ordnungsgemäß mit Sonnenmilch eingerieben habe, sehen Teile von mir jetzt aus wie ein paniertes Schnitzel.
»Mama, kann ich ein Eeeeeiiis haben?«, kreischt Rübenmann und häufelt nun Sand auf den Po der Dunkelhaarigen, die strahlt, als wolle sie der Sonne Konkurrenz machen.
Mama ? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Diese Göttin kann doch unmöglich die Mutter dieses Terroristen sein, der Spaß daran hat, sie lebendig zu begraben.
Doch anstatt ihrer Brut Einhalt zu gebieten, erhebt sich die Göttliche, und feiner Sand rieselt von ihrem perfekten Top-Model-Körper. Dann kramt sie in ihrer Handtasche, nimmt die Hand des Kleinen, schlüpft in ihre Flip-Flops und schwebt von dannen - in Richtung Kiosk. In diesem eigentlich perfekten Bild gibt es nur einen kleinen Fehler.
Ob ich den beiden hinterherlaufen und sie zu einem Eis einladen soll?
Ein weiterer Blick auf das Mutter-Sohn-Paar belehrt mich eines Besseren. Die beiden bilden eine derartige Einheit, dass es ein Ding der Unmöglichkeit sein dürfte, diese traute Zweisamkeit zu sprengen. Außerdem will ich das auch gar nicht. Denn entweder wartet zu Hause der Papa von Rübenmann, oder aber die Dame ist alleinerziehend. Und wenn ich neben militanten Emanzen mit einer Spezies Frau Schwierigkeiten habe, sind es alleinerziehende Mütter. Die Erfahrung zeigt nun mal, dass einige von ihnen latente Männerhasserinnen sind. Oder sie haben von vornherein entschieden, den Mann nur zu Zeugungszwecken zu benutzen. In jedem Fall jammern sie viel (zu wenig Zeit für sich, zu viel Verantwortung, zu wenig Geld) und missbrauchen ihr Kind (schlimmstenfalls Söhne) als Partnerersatz. Ich weiß nicht, wie oft ich solche Frauen schon in Boutiquen dabei beobachtet habe, wie sie erst vor dem Spiegel und dann vor Sohnemann in einem neuen Outfit posieren, um seine Rückmeldung einzufordern. Dass vierjährige Knaben dazu meist nicht mehr zu sagen haben als: »Mama, können wir nach Hause?«, versteht sich von selbst.
Alleinerziehende Mütter haben in aller Regel eine sorgenzerfurchte Stirn, eine gigantische Umhängetasche mit allen Utensilien, die ihre Sprösslinge die nächsten hundert Jahre benötigen, und tragen kaum Make-up. Weil sie für Styling, Kosmetik und derlei naturgemäß keine Zeit haben. Denn außer ihnen ist ja niemand da, der sich um Liv/Torben/Stella/Levin oder Joëlle kümmern kann.
Das ist auch so ein Kapitel: Kindernamen.
Ich wüsste
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