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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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zu gern, wie Rübenmann wirklich heißt. Andererseits ist es vielleicht besser, dieses Geheimnis ungelöst zu lassen …
    Ich werde mich nun den angenehmen Seiten des Lebens zuwenden. Nach der Enttäuschung von eben, die sich immer noch ein bisschen anfühlt wie ein Sprung vom Hochhaus ohne Bungee-Seil, muss ich mir jetzt dringend etwas gönnen. Ich gehe essen!
    Als ich wenig später bei Gino Corelli eisgekühlten Vernaccia trinke und frisch gebackenes Ciabatta in Olivenöl mit frischen Rosmarinzweigen tunke, während ich auf die beste Seezunge in ganz Timmendorf warte, ist meine Welt wieder in Ordnung, und ich beglückwünsche mich zu meinem Leben. Ich muss nur noch eine Garage für meinen Alfa finden und endlich mein Buch zu Ende schreiben, dann habe ich alles, was ich mir wünsche.
    Das Leben ist wunderschön!

5
    Sehen Sie es doch mal positiv!
    FRANCA PETERS - MITTWOCH, 19. MAI
     
    »Tut mir sehr leid, Frau Peters, aber etwas anderes kann ich Ihnen momentan nicht sagen.«
    Ich starre auf die Wände meines Stammcafés Raio Solar und kämpfe mit den Tränen. Es dauert einen Moment, bis ich meine Fassung wiedergewonnen habe. Ich hoffe, dass Ingrid Arnold, Leiterin des Marketing- und PR-Ressorts von Pure-Nature-Cosmetics, nicht sieht, wie schwer es mir fällt zu lächeln.
    »Sehen Sie das Ganze doch mal positiv: Sie haben ab sofort mehr Zeit für Sammy.«
    Genau! Mehr Freizeit! Ich arbeite ab sofort zwei halbe Tage weniger. Leider bedeutet das auch dreißig Prozent weniger Gehalt auf dem Konto.
    »Ich bin optimistisch, dass wir uns momentan nur in einer Talsohle befinden und es demnächst wieder bergauf geht. Naturkosmetik liegt im Trend, wie Sie selbst am besten wissen. Außerdem hat ein großer Konzern Interesse signalisiert, uns zu übernehmen.«
    Ja, ja, ja. Und selbst in Krisenzeiten machen sich die Frauen bekanntlich weiter hübsch, das haben sie sogar
im Krieg getan. Ich weiß, ich weiß. Aber interessiert dieser Quatsch auch meinen Vermieter, wenn ich nicht pünktlich jeden Monat meine sechshundert Euro überweise? Und kaufen preisbewusste Kundinnen in diesen Zeiten nicht eher Billigmarken der Drogerie-Discounter? Wozu über zehn Euro für einen Lidschatten von Pure-Nature ausgeben, wenn man auch einen für einen Euro achtzig haben kann?
    »Tja, da lässt sich dann wohl momentan nichts machen«, murmle ich und starre auf mein halb leeres Glas Minztee. Momentan fühle ich mich wie eines der Blätter darin: zu nichts anderem nutze, als einfach nur herumzuhängen. Ich überlege: Soll ich Ralf um einen höheren monatlichen Zuschuss bitten? Oder mich nach einem neuen Job umsehen? Meine Mutter fragen? Mein Gehalt reicht eh nur für das Nötigste, dreißig Prozent weniger sind mein Ruin.
    Ingrid Arnold zahlt und schickt sich an zu gehen. Ich schätze, sie muss heute noch weitere Mitarbeiter unglücklich machen. Sie drückt mir zum Abschied die Hand, sieht mir tief in die Augen und sagt:
    »Wenigstens müssen wir Ihnen nicht kündigen.« Dann macht sie auf dem Absatz kehrt und steigt draußen in ein Taxi.
    Ich bleibe zurück und überlege kurz, mir einen dreistöckigen Whiskey zu bestellen. Doch anstatt mich hemmungslos zu betrinken, rufe ich Mia an. Vielleicht habe ich Glück, und sie ist ausnahmsweise nicht in einem Meeting. Während dummerweise nur ihre forsche Mailbox-Stimme ertönt, parkt ein knallrotes Alfa-Spider-Cabriolet
vor dem Café. Ihm entsteigt ein überdurchschnittlich attraktiver, leicht angegrauter Typ mit cooler Sonnenbrille und einer Zeitung unter dem Arm. Sicher ein Werbefuzzi, denke ich und überlege, ob es Angestellten dieser Branche momentan auch an den Kragen geht. Bestimmt. In Zeiten der Krise sparen die Firmen doch in erster Linie an Marktforschung und Werbung. Oder wie in meinem Fall am Personal.
    Tolles Auto, denke ich verträumt und überlege, wann bei meinem Fiat eigentlich der TÜV fällig ist.
    »Na, Franca, alles klar?« Benommen blicke ich in die lächelnden Augen von Hamit Acar, dem türkischen Besitzer des portugiesischen Cafés an der Weidenallee. Weshalb Hamit ausgerechnet portugiesische Spezialitäten anbietet, ist mir ein Rätsel, aber er wird schon wissen, was er tut. Acar bedeutet energisch, kräftig, zupackend, und dementsprechend läuft der Laden auch sehr gut.
    »Ist irgendetwas passiert?«, fragt er. Ich erzähle, womit Ingrid Arnold mich soeben konfrontiert hat. Hamit nickt bedächtig, zieht einen Stuhl heran und setzt sich zu mir. »Käsekuchen«, ruft er seiner Frau

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