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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Sengül zu. Sekunden steht später steht ein cremiges, ultraschweres Kuchenmonster vor mir, von dem drei Top-Models sich eine komplette Woche lang ernähren könnten.
    »Iss, Franca! Das gibt Kraft«, fordert Hamit mich auf. Widerspruchslos führe ich die Gabel zum Mund.
    Während ich schlemme, betritt der Alfa-Fahrer das Café. Hat der sich verlaufen? Typen wie er frequentieren doch sonst eher das Vespers oder das Elbe 76. Was also
macht er hier? Sengül bereitet einen großen Galão zum Mitnehmen für ihn zu und packt ein Nata in eine Papiertüte.
    »Vielleicht solltest du dir einen reichen Macker angeln?«, schlägt Hamit vor - eine Spur zu laut für meinen Geschmack. Wie aufs Stichwort dreht sich der Herr am Tresen zu mir um, und ich mutiere zum Feuermelder. Das hat er doch hoffentlich nicht gehört?
    »Wissen Sie zufällig, wann die Krimibuchhandlung gegenüber öffnet?«, fragt er Hamit, und ich tue so, als sei ich wahnsinnig mit meinem Kuchen beschäftigt. Aus der Nähe sieht der vermeintliche Werbefuzzi gar nicht so glatt aus, wie zunächst gedacht.
    »In ein paar Minuten«, antwortet Hamit und zwinkert seinem Gast zu. »Der Besitzer muss nur kurz noch was erledigen.« Die Erledigung ist eine lang andauernde Knutscherei vor dem Eingang des Ladens auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich hüstle verschämt, und mein Blick kreuzt für eine Sekunde den des Alfa-Fahrers. Er hat einen schön geschwungenen Mund. Und bei dem Anblick wird mir erst richtig bewusst, dass es eine Ewigkeit her ist, seit ich zuletzt männliche Lippen auf den meinen gespürt habe, die nicht die von Sammy waren.
    »Dann noch einen schönen Tag Ihnen allen.« Mit diesen Worten ist er auch schon wieder verschwunden. Hamit grinst, als er sieht, wie meine Augen ihm in Richtung Buchhandlung folgen.
    »Wie wär’s zum Beispiel mit dem da? Dem Auto nach zu urteilen, hat er Kohle.«

    »Haha«, protestiere ich und schiebe die Käsetorte von mir. »Kannst du mir den Rest bitte einpacken? Sammy freut sich bestimmt darüber.« Dass ich plötzlich das Gefühl habe, auf meine Linie achten zu müssen, verschweige ich wohlweislich. »Kommt er öfter hierher?«, frage ich leise und könnte mich gleichzeitig ohrfeigen. Habe ich das jetzt wirklich gefragt?
    »Nicht dass ich wüsste«, entgegnet Hamit. »Sengül, hast du den Typen von eben schon mal bei uns gesehen?« Na toll, plötzlich heften sich etwa zehn Augenpaare auf mich. Hamits Frau schüttelt den Kopf. Schade, oder auch nicht. Keine Ahnung, was ich mit dieser Frage bezweckt habe. Vermutlich bin ich durch das Treffen mit Ingrid Arnold einfach nur vollkommen von der Rolle und unzurechnungsfähig. Wird Zeit, dass ich nach Hause gehe und darüber nachdenke, womit ich in Zukunft ein bisschen Geld dazuverdienen könnte.
     
    »Soll ich vorbeikommen? Ich könnte uns Sushi holen oder was vom Inder mitbringen«, bietet Mia an, als sie mich zwei Stunden später zurückruft. Sammy ist heute Nachmittag bei seinem besten Freund Luca, also hatte ich genug Zeit, mich quer über mein Bett zu werfen und ausgiebig zu heulen. Der Anfall von Selbstmitleid, gepaart mit apokalyptischen Visionen der Extraklasse ist noch nicht gänzlich verklungen.
    »Au ja!«, stimme ich begeistert zu. »Palag Paneer wäre wundervoll!« Nachdem ich allerdings grob die Anzahl der Kalorien überschlagen habe, füge ich hastig hinzu:

    »Aber bitte ohne Käse.«.
    Mia schweigt einen Moment.
    »Ohne Käse?«, fragt sie schließlich ungläubig. »Aber dann hast du doch nur Reis und Spinat.«
    Genau - heute Abend will ich es puristisch!
    Nachdem wir vereinbart haben, uns um halb neun zu treffen, wenn Sammy im Bett liegt, bleibt mir noch eine gute Stunde, bis ich meinen Sohnemann abholen muss. Unter normalen Umständen säße ich um diese Zeit am Computer und wäre damit beschäftigt, mir tolle Pressetexte für die Produkte von Pure-Nature zu überlegen. Oder ein Gewinnspiel zu konzipieren und danach mit Redakteuren von Beauty- und Health-Magazinen zu telefonieren.
    Doch heute ist alles anders. Heute habe ich ein Drittel meines Einkommens verloren und mich in einen Fremden verguckt. Ich weiß gar nicht, worüber ich zuerst nachdenken soll …
     
    Als Mia kommt, sehe ich ihr sofort an, dass auch sie nicht weiß, welches Thema sie als Erstes ansprechen soll: meine Job-Misere oder den Alfa-Mann, den ich während unseres Telefonats kurz erwähnt hatte. Wie ich meine Freundin kenne, zieht sie Nummer zwei vor, weiß aber gleichzeitig, dass

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