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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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wiedergewonnen habe, beschließe ich, den Tag jetzt richtig zu beginnen: eine erfrischende Dusche, ein frisch gepresster Orangensaft und zwei Dinkelbrötchen - dann dürfte ich wieder im Lot sein. Doch ich schaffe es gar nicht erst ins Bad, weil das Telefon klingelt. Irgendetwas rät mir, nicht gleich abzunehmen, sondern den Anrufbeantworter anspringen zu lassen. Es ist elf Uhr vormittags, wer kann das schon sein außer dem Mitarbeiter eines Callcenters?
    Doch es ist Dominic. Muss der heute nicht arbeiten?
    »Nun geh schon ran, ich weiß, dass du da bist!«, fordert er energisch. Ich hasse den Imperativ! Wer hat den eigentlich erfunden? Außerdem muss ich bei seinen Worten unwillkürlich an den Titel des Films Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast! denken.
    »Schon gut, schon gut, ich komme ja schon«, rufe ich
quer durch meine Wohnung, in der es heute für meinen Geschmack viel zu hell ist.
    »Was ist denn los? Hast du heute frei?«, eröffne ich das Gespräch und hoffe, dass Dominic es kurz macht. Doch er scheint andere Pläne zu haben.
    »Nein, ich habe heute nicht frei. Aber das tut nichts zur Sache. Hast du es gestern mit Nina auf der wunderschönen Tagesdecke getrieben, die wir aus Sizilien mitgebracht haben?«
    Oh, oh, Dominic klingt sauer. Für seine Verhältnisse ziemlich sauer. Ärgert ihn die Tatsache, dass ich mit der Freundin seines geschätzten Kollegen und Praxispartners Carsten geschlafen habe, oder haben wir im Eifer des Gefechts Flecken hinterlassen, die Carla jetzt hausfraulichen Angstschweiß auf die Stirn treiben?
    Apropos Angst: Haben wir eigentlich ein Kondom benutzt? Ich kann mich nicht erinnern …
    »Tja, was soll ich sagen …«, stammle ich, »… ich fürchte … ja!«
    Dominic schnaubt.
    »Dann stimmt Carstens Vermutung also.«
    »Hör mal, Dominic. Ich will die Geschichte weiß Gott nicht bagatellisieren. Aber nur fürs Protokoll: Nina hat mich angebaggert und ins Gästezimmer gelockt und nicht umgekehrt. Du weißt, dass liierte Frauen für mich tabu sind.«
    Nun, das stimmt zwar nicht ganz, könnte aber in der momentanen Situation helfen.
    »Und du konntest dich natürlich nicht wehren und hast das alles einfach über dich ergehen lassen.«

    Ich hole tief Luft.
    »Nun sag schon, was du eigentlich willst. Hat Carsten dich als Spion vorgeschickt? Wenn dem so ist, kann ich dir als Freund nur raten, dich da rauszuhalten. Wenn Carsten etwas wissen will, soll er Nina direkt fragen. Die beiden sind erwachsen, verdammt noch mal. Wie lange geht das mit denen eigentlich schon?«
    »Drei Monate. Wieso fragst du? Hast du dich plötzlich in sie verliebt?«
    Ich lache. Verliebt. Wann habe ich zum letzten Mal ein Gefühl verspürt, das diesem Wort auch nur im Mindesten gerecht wird? Ich kann mich nicht erinnern …
    Dominic schweigt. Ich kann förmlich hören, wie es in seinem Kopf arbeitet.
    »Ich übernehme übrigens gern die Kosten für die Reinigung, falls mit der Decke etwas nicht in Ordnung sein sollte«, biete ich an, um das Thema auf eine sachlichere Ebene zu heben.
    »Habt ihr denn kein Kondom benutzt, du Idiot?«, fragt Dominic folgerichtig. »Wie alt bist du eigentlich? Zwölf?«
    Also, wenn ich ehrlich bin, hätte ein Junge dieses Alters unter Umständen mehr auf Safer Sex geachtet als ich.
    »Sei mir nicht böse, aber ich würde dieses Gespräch jetzt gern beenden. Zum einen habe ich Kopfschmerzen, und zum anderen muss ich dringend mit Nina sprechen.«
    Wir verabschieden uns mit der obligatorischen Floskel »Wir hören uns«, und dann lege ich auf.

    Um ein Uhr treffen Nina und ich uns zu einem klassischen Business Lunch im Restaurant Chilli Club am Sandtorkai, in der Nähe ihres Büros. Als freie Journalistin verspürt Nina wohl ebenfalls den Drang, am Puls der Zeit zu sein. Außerdem ist Gruner + Jahr nur einen Steinwurf weit entfernt. Zumindest, wenn man weit werfen kann.
    Nina sieht großartig aus. Ihr Teint ist rosig und frisch, ihre grünen Augen schimmern feucht - keine Spur von einer exzessiven Nacht mit einem Übermaß an Caipirinha.
    Nachdem wir Tandoori Sushi mit Gemüse als Vorspeise und Viktoriabarschfilet an Thaibasilikum-Risotto zum Hauptgang geordert haben, suche ich nach einem guten Auftakt, um über den vergangenen Abend zu sprechen.
    »Nina«, starte ich beherzt und versuche, mich nicht dadurch irritieren zu lassen, dass sie so tut, als säße sie hier mit irgendeinem x-beliebigen Autor, den sie interviewen muss, ohne sich die Bohne für ihn zu

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