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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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fragst nie«, freut sich Mia und bietet an, ab Freitagnachmittag auf Sammy aufzupassen, damit ich zum Friseur und einkaufen gehen kann.
    Ich protestiere. Zum einen ist mein Sohn krank (braucht also seine Mama und ist womöglich infektiös!), und zum anderen herrscht wirklich Ebbe in meinem Geldbeutel. Daran hat sich seit gestern leider nichts geändert.
    Doch Mia lässt sich nicht abschütteln: »Hör mal, Franca, ich schlage dir doch nicht dieses Speed-Dating vor und überlasse dich dann deinem Schicksal. Wenn das am Sonntag etwas werden soll, musst du dich selbst mögen und in Form sein. Und dazu gehört eben, sich wohl in seiner Haut zu fühlen …«

    Heißt das, ich soll auch noch zur Kosmetik? Das schaffe ich nie und nimmer in der kurzen Zeit!
    »Ich komme Freitag um drei vorbei, das sollte reichen, um dir die Haare machen zu lassen und zum Einkaufen in die Stadt zu fahren. Wie viel Geld brauchst du?«
    Ich überschlage kurz, was mich der Spaß alles in allem kosten wird. Bis zum Monatsersten sind es noch zehn Tage. »Wären dreihundert Euro okay?«, frage ich zaghaft, schließlich habe ich noch nie jemanden um Geld gebeten, noch nicht einmal meine Mutter.
    »Wird sofort per Online-Banking erledigt«, antwortet Mia.
    Während ich ihr meine Kontoverbindungen diktiere, stöhnt Sammy, als hätte er hohes Fieber. In Wahrheit geht es ihm aber schon viel besser, er ist es nur leid, im Bett zu liegen. Den Satz »Mir ist soooooooo langweilig« kann ich mittlerweile wirklich nicht mehr hören. Und er nützt auch nichts, denn ich lasse Sammy nicht raus, ehe er nicht vollkommen gesund ist.
    »Freundchen, jammer nicht rum. Du hast CDs, Bücher, Comics und kannst nachher ein bisschen fernsehen. Du wirst schon nicht umkommen, weil du mal ein paar Stunden im Bett bleiben musst. Und wenn du dich heute Abend besser fühlst und nicht mehr spucken musst, darfst du morgen wieder in die Schule, okay?«
    Mein Sohn nickt gottergeben, momentan rangiere ich auf seiner Beliebtheitsskala bestimmt nicht besonders weit oben. So ist es immer: Die unangenehmen, unpopulären Entscheidungen und Maßnahmen bleiben an mir hängen. Ralf hingegen hat das große Glück, eine Art
Ferienpapa zu sein. Wenn er nicht gerade den Ausflug ins Miniaturwunderland torpediert, weil Britta etwas zum Anziehen braucht, hat er meist die besseren Karten. Und natürlich hält mir mein Sohn das mit schönster Regelmäßigkeit vor. Manchmal kann ich Sätze, die mit »Bei Papa kann/darf ich aber …« beginnen, nicht mehr ertragen.
    Das Telefon klingelt, und ich verscheuche diese düsteren Gedanken. Es ist Ralf, der seinen Sohn spontan über die Pfingstfeiertage nach Sylt einladen will.
    »Wir könnten Sammy morgen Mittag von der Schule abholen und bringen ihn Mittwochabend wieder nach Hause. Was hältst du davon? Dann hast du endlich ein bisschen Zeit für dich und ich die Chance, einige Tage am Stück mit meinem Sohn zu verbringen.«
    Das wäre super! Dann müsste ich Mia nicht einspannen und könnte mich in aller Seelenruhe auf Sonntag vorbereiten.
    »Klingt gut«, antworte ich erfreut. »Wo wollt ihr denn übernachten?«
    »Wir haben ein kleines Häuschen in Rantum gemietet. Ich bringe Sammy am Mittwoch zurück, und Britta bleibt noch ein paar Tage länger. Sie hat momentan sehr viel zu tun und braucht dringend ein bisschen Erholung!«
    Wer braucht das nicht?, denke ich und versuche, den aufkeimenden Ärger hinunterzuschlucken. Hatte ich nicht gerade über das Thema Urlaub nachgedacht?
    Aber wenigstens kommt Sammy mal raus. Allerdings muss ich dann wohl heute Abend noch waschen und morgen vor der Schule einiges bügeln, denke ich, während
ich eine Liste mit Dingen erstelle, die Sammy unter gar keinen Umständen zu Hause vergessen darf. Bleibt nur zu hoffen, dass es ihm morgen wirklich wieder besser geht.
     
    »Tschüss mein Liebling, amüsier dich gut! Ich hab dich lieb«, sage ich zu Sammy, als ich ihn Freitagmorgen zur Schule bringe. Ich habe einen riesigen Kloß im Hals. Bislang waren wir nie so lange voneinander getrennt.
    Ich winke noch einmal, während er die Schultreppe nach oben geht und dort seinen Freund Luca begrüßt. Ab diesem Moment bin ich abgeschrieben - ein Zustand, an den ich mich werde gewöhnen müssen, je älter und selbstständiger mein Sohn wird.
    Traurig und müde steige ich in den Fiat und lege für einen kurzen Moment den Kopf aufs Lenkrad. Natürlich habe ich wieder viel zu wenig geschlafen. Ob ich gleich noch mal ins Bett gehe? Bis zum

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