Luegst du noch oder liebst du schon Roman
zwischendurch stärken müssen.« Dominic fleht mich förmlich an.
Ich überlege kurz, ob mir diese Freundschaft das wert ist. Nachdem ich widerstrebend zugestimmt und einen Treffpunkt am Schlachthof vereinbart habe, setze ich mich an den PC. Zu gern würde ich mich jetzt über alle spontanen Spielarten der Liebe auslassen, die aus purer
Leidenschaft entstehen. Doch bedauerlicherweise hat Gott die Kommunikation vor den Sex gestellt, also bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder auf Anfang zu gehen und über verbale Kontaktaufnahme zu schreiben.
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Kein Sex ist auch keine Lösung
FRANCA PETERS -
SONNTAG, 23. MAI, SPEED-DATING-TAG
Lippen umkreisen zärtlich, aber fordernd meinen Bauchnabel, Hände streicheln meine Brüste. Ich winde mich stöhnend und stehe bereits in Flammen, als sich ein Mund …
Schweißgebadet und verwirrt wache ich auf. Noch halb im Schlaf schaue ich auf den Wecker und lasse mich dann erleichtert zurück in die Kissen sinken. Es ist acht Uhr morgens, ich habe also nicht verschlafen. Mühsam versuche ich, zu mir zu kommen, und spüre meinem Traum nach. Mir steigt augenblicklich Schamesröte ins Gesicht, als mir klar wird, dass ich soeben eine schwülstig-erotische Fantasie hatte - mit dem Alfa-Mann als Protagonisten.
Franca, Franca, Franca, sage ich zu mir, während ich mir klarmache, dass ich seit acht Jahren keinen Sex mehr hatte. Mal abgesehen von den wenigen, eher armseligen Versuchen während meiner Ehe.
Nach Sammys Geburt erging es mir wie vielen Frauen: Ich war müde und erschöpft, mochte meinen Körper
nicht, hatte Angst vor Schmerzen und war emotional komplett auf meinen Sohn gepolt. Da nützte es auch nichts, nach einem halben Jahr und der Lektüre einschlägiger Ratgeber Sex nach Plan einzuführen oder mich mit Ralf in einem Hotelzimmer zu verabreden und dort die Sektkorken knallen zu lassen, ebenso wenig, wie in einer engen Korsage Pfannkuchen fürs Mittagessen zu backen. Wenn für Freitagabend Erotik als Tagesordnungspunkt auf dem Kalender stand, konnte man getrost darauf wetten, dass ich zu müde war oder gerade meine Tage hatte. Als ich tatsächlich irgendwann ein Zimmer im East-Hotel inklusive Champagnerfrühstück gebucht hatte, zeigte Ralf sich nur mäßig begeistert. Denn leider hatte ich außer Acht gelassen, dass er die Wochen zuvor permanent auf Geschäftsreisen gewesen war und sich danach sehnte, seinen Kopf auf heimische Kissen zu betten anstatt auf meinen runden Bauch mit den Schwangerschaftsstreifen.
Im Übrigen war es mir immer schon ein Rätsel, wie manche Paare unmittelbar nach der Geburt des ersten Kindes stolz eine zweite Schwangerschaft verkünden können. Für die Bemerkung: »Ich dachte, ich sei während des Stillens nicht empfängnisbereit«, hasse ich jede Frau. Unterm Strich will sie damit doch nur angeben und jedem unter die Nase reiben, wie wild sie und ihr Mann es auch jetzt noch miteinander treiben.
Ich hätte ebenfalls gern ein Geschwisterchen für Sammy gehabt (er selbst im Übrigen auch), aber wie gesagt: Ralf und ich waren zu dieser Zeit alles andere als heiß aufeinander. Doch während die Hormone meines Exmanns
wieder in Wallung gerieten, sobald er Britta kennenlernte, herrscht bei mir auf diesem Gebiet schon viel zu lange eine Dürreperiode.
Das Telefon klingelt, es ist Mia. Sie will mir von ihrem Abendessen mit Doktor Julius Humbert erzählen und mich an das heutige Speed-Dating erinnern. Als könnte ich das vergessen.
»Meinst du, er hat das Zeug, dich längerfristig zu interessieren?«, frage ich, während ich meine Beine einer kritischen Betrachtung unterziehe. Sind sie noch okay, oder ist der zulässige Höchstwert an Cellulite bereits überschritten? Wie auch immer, ich muss sie auf alle Fälle heute noch rasieren und Pediküre machen. Habe ich eigentlich noch Nagellack?
»Schätzchen«, lacht Mia, »du weißt doch, dass ich nicht an Bindung interessiert bin. In dieser Beziehung bist du die einzige Ausnahme!« Stimmt. Mia und ich sind seit unserem zehnten Lebensjahr befreundet, was ja nun schon ein Weilchen her ist.
»Julius ist kultiviert, charmant, großzügig, aber auch nicht mehr.«
Ich persönlich finde ja, dass das schon eine ganze Menge ist.
»Und findest du ihn erotisch?«, frage ich und beiße mir gleichzeitig auf die Unterlippe. Was ist denn heute Morgen nur los mit mir?
»Nein, nicht besonders. Aber ich war trotzdem mit ihm im Bett, wenn du es genau wissen willst.«
Ich schlucke schwer. Natürlich weiß
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