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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Tabletten.
    »Juckt es sehr doll?«, fragt sie und zückt eine Salbe, um mich einzureiben. Der einzige Vorteil ist, dass mich das Fieber ein wenig vom Juckreiz ablenkt, den die Windpocken verursachen.
    »Wie geht’s Sammy?«, flüstere ich matt und nehme
ihr die Salbe aus der Hand. Eincremen kann ich mich noch selbst.
    »Der ist wieder munter wie ein Fisch im Wasser und direkt nach der Schule mit Ralf in die City gefahren.«
    Stimmt ja, heute Nachmittag steht der Kauf des Trainingsanzugs an. Gut, dass Sammy bei Ralf ist, denn ich kann mich kein Stück rühren, so sehr schmerzen meine Glieder. Ich fühle mich, als sei ich unter einen Panzer geraten.
    »Du weißt doch, Kinder stecken diese Krankheit schneller und besser weg als Erwachsene, deshalb musst du dich die nächste Zeit schonen und viel schlafen«, erklärt meine Mutter mit bezauberndem Lächeln und streicht mir über die Stirn.
    »Lass das, du wirst dich noch anstecken«, flüstere ich. Nicht auszudenken, was passiert, wenn auch noch meine Mutter krank wird.
    »Ach Quatsch, die Inkubationszeit ist längst vorbei«, wehrt sie ab, und ich bin zu matt, um es nachzurechnen. Meines Wissens beträgt sie bei Infektionen zehn bis vierzehn Tage. Deshalb bin ich ja auch erst jetzt krank geworden. Hoffentlich habe ich Oliver nicht angesteckt! Apropos:
    »Hat irgendjemand für mich angerufen?«, frage ich und setze mich mühsam auf.
    Hat mir jemand Blumen oder Telegramme geschickt, eine private Krankenschwester besorgt, mir Filme, leckere Petit-Fours zukommen lassen?! Und heißt derjenige zufällig Oliver Kramer?
    Meine Mutter sieht aus, als müsse sie sich konzentrieren.
»Lass mal überlegen … Mia, Ralf, deine Chefin Frau Arnold, deine Nachbarin … und …« - mein Herz bleibt einen kurzen Moment lang stehen - »… einige Mütter von Sammys Freunden, die noch Fragen zu seinem Geburtstag hatten.«
    Ich bin enttäuscht und spüre, wie sich dieses unschöne Gefühl einen Weg durch mein Innerstes bahnt und irgendwo in der Herzgegend verfängt.
    »Tut mir leid, Schätzchen. Oliver hat sich nicht gemeldet.«
    Na klar, warum auch? Schließlich habe ich mich auf Mallorca benommen wie Fräulein Rührmichnichtan. Gegen mich war Doris Day der reinste Vamp!
    Da fällt mir ein, dass er mir immerhin eine SMS geschickt hat. Und ich habe tatsächlich vergessen, sie zu beantworten …
    »Kannst du mir bitte mein Handy bringen?«, frage ich meine Mutter, die daraufhin sofort in die Küche eilt, wo ich das Telefon habe liegen lassen. Doch dummerweise war es wohl die ganze Zeit angeschaltet und muss erst neu aufgeladen werden. Meine Mutter sieht mich prüfend an. »Schätzchen, ist es okay, wenn ich kurz einkaufen gehe? Bei der Apotheke müsste ich auch noch vorbei, deine Salbe ist bald alle.«
    »Ja, geh nur«, antworte ich. Ich möchte jetzt wirklich gerne einen Moment für mich allein sein … es gibt schließlich so viel, über das ich nachdenken muss!
    Als die Tür hinter ihr ins Schloss fällt, lasse ich die vergangenen Stunden und Tage Revue passieren: Freitagabend war ich auf der überraschend angesetzten Verlobungsfeier
von Mia und Julius. Wirklich erstaunlich, denn noch vor wenigen Wochen hat sie schließlich gesagt, sie sei kein Typ für eine feste Bindung.
    »Wie kommt es denn auf einmal zu diesem Sinneswandel?«, habe ich sie verwundert gefragt. »Ist es der gute Sex?«
    Mia grinste vielsagend und spielte an ihrem pompösen Ring herum.
    »Ich will mich endlich entspannen«, erklärte sie. »Es ist anstrengend, andauernd auf Achse zu sein und mindestens zehn Jahre jünger aussehen zu müssen. Ewig zum Pilates zu rennen, der Kosmetikerin haufenweise Geld in den Rachen zu werfen, ständig darauf zu achten, was man isst und ob man genug Schlaf abbekommt, weil der nächste Tag neue Falten erbarmungslos ans Licht bringt.«
    »Heißt das, dass du dich in Zukunft gehen lassen willst und fett und schwabbelig wirst?«, fragte ich lächelnd. Mia würde selbst ohne das ganze Chichi immer fantastisch aussehen, da bin ich mir sicher. Außerdem kommt es ja nicht nur auf das Aussehen an … Zumindest nicht in meinen Augen.
    Ich habe Angst, alleine zu bleiben, gestehe ich mir weinerlich ein, während ich noch immer glühe wie ein Backofen. Ich sehne mich nach Sicherheit. Nach jemandem, der mich in den Arm nimmt, wenn meine Welt in Trümmern liegt, und sagt, dass alles gut wird, selbst wenn es nicht stimmt. Ich wünsche mir einen liebevollen Vater für Sammy, der ihn aufwachsen sieht und

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