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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Döschen zu pulen und sich dann (zu breitflächig) auf die Lippen zu schmieren. Das Leben ist wirklich kompliziert - auf allen Ebenen!

24
    Ich bin ein Typ - ich will hier weg!
    OLIVER KRAMER - DIENSTAG, 15. JUNI
     
    Franca hat sich immer noch nicht gemeldet!
    Allmählich bekomme ich eine Ahnung davon, wie Frauen sich fühlen, wenn sie vergeblich auf den Anruf eines Mannes warten. Bislang fand ich ein solches Verhalten immer nervtötend und uncool. Häufig verlieren die Damen im Laufe der Zeit nämlich Nerven und Selbstachtung und rennen dem betreffenden Typen ohne Rücksicht auf Verluste die Bude ein, obwohl der einfach nur seine Ruhe haben will. Besonders blöd ist es, wenn man selbst der Mann ist, dem sie auf die Pelle rücken - ich spreche da aus leidvoller persönlicher Erfahrung!
    Doch jetzt ergeht es mir plötzlich genauso, und ich muss mich extrem zusammenreißen, um nicht bei Franca anzurufen und sie zu fragen, weshalb sie sich nicht meldet. Mia hat ihr doch bestimmt ausgerichtet, dass wir uns auf dem Elbdampfer getroffen haben, oder?!
    Ich suche fieberhaft nach Möglichkeiten, mich abzulenken, doch mir fällt nichts mehr ein, womit ich die Zeit totschlagen könnte. Ich war schon mit dem Alfa unterwegs, habe mit einem Bekannten gegolft, war gestern
Abend mit Dominic ein Bier trinken und heute Morgen beim Masseur.
    Was machen andere eigentlich in solchen Situationen? Wie verbringen sie einen Tag, der plötzlich gefühlte sechsundfünfzig Stunden hat?
    »Du hättest deinen Buchvertrag nicht kündigen sollen, dann wäre dir jetzt nicht so langweilig«, hat Dominic gestern gesagt, als ich ihm mein Leid klagte.
    Da ist was dran. Arbeit verschlingt in der Regel einen großen Teil des Tages. Aber was soll ich denn machen? Im Verlag anrufen und klein beigeben, indem ich doch das Krisenbuch schreibe?
    Nein, nein, und nochmals nein - diesen Gefallen tue ich ihnen nicht. Ich habe schließlich auch meinen Stolz!
    Was könnte ich stattdessen schreiben?, sinniere ich. Ich setze mich vor den PC und starre ihn an. Vielleicht hat er ja eine Antwort auf meine Frage? Doch das Teil glotzt nur stumm zurück, lediglich die Leuchtdiode der Maus blinkt ab und zu rot auf.
    Vielleicht sollte ich ein Buch über einen Mann verfassen, der vergeblich auf den Anruf seiner Geliebten wartet. Eine Art Mondscheintarif für Männer.
    Keine Ahnung, wie groß die Zahl der Leser ist, für die ein solcher Stoff Identifikationspotenzial bietet, aber einen Versuch könnte es wert sein. Dann wäre ich zumindest eine Weile beschäftigt, und sollte sich herausstellen, dass ich mit diesem Thema richtig liege, würde es mir großen Spaß machen, den Stoff der Konkurrenz von Rannenberg & Gruber anzubieten.
    Bislang war ich gegen jeden Versuch, mich von anderen
als Autor ködern zu lassen, immun - schließlich weiß ich ja, wie man das Wort Loyalität buchstabiert. Außerdem war ich zu faul, mich mit neuen Mitarbeitern herumzuschlagen …
    Ich lege eine Datei an (Titel: Männersachen - der ultimative Ratgeber für ein glückliches Leben) und bekomme augenblicklich bessere Laune. Das klingt doch äußerst vielversprechend, oder etwa nicht?
    Leider sinkt meine Laune wieder, als sich kein guter erster Satz passend zum Arbeitstitel einstellt. Jeder Autor weiß, wie wichtig der erste Satz ist. Er ist der Türöffner, die Eintrittskarte, der Schlüssel zum Herzen des Lesers.
    Doch leider scheine ich diesen Schlüssel gerade nicht parat zu haben. Vielleicht sollte ich mich erst einmal von diesem Druck befreien und einfach mit dem zweiten Satz starten.
    Gute Idee - und sehr kreativ!
    Leider fällt mir auch kein zweiter guter Satz ein, nun lastet auf ihm dieselbe Verantwortung wie auf seinem Vorgänger.
    Ich sollte einfach drauflosschreiben, frisch von der Leber weg. Ungefiltert alles in die Tastatur hauen, wonach mir gerade der Sinn steht. Sortieren und umschreiben kann ich später immer noch, oder notfalls auch löschen, schließlich leben wir im Zeitalter moderner Technik.
    Vielleicht sollte ich mir erst einmal einen starken Kaffee kochen, um ein bisschen in Gang zu kommen.
    Doch dummerweise ist der Kaffee alle. Macht nichts, denn nun habe ich einen wirklich guten Grund, die Wohnung
zu verlassen und das Café Elbtal aufzusuchen, wo der beste Arabica Hamburgs frisch geröstet wird.
    Gedacht - getan. Ich spaziere los.
    Als ich mich dem Café am Mühlenkamp nähere, sehe ich, dass einige attraktive Damen am Tresen vor dem Schaufenster zur Straße hin sitzen und

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