Luftschlösser
großen Raum verließ.
Persephone wurde von einem Immobilienmakler, der Teil der amerikanischen Gäste war, aufgehalten. Er hatte wohl eine kleine Plauderei über den Verlauf des Abends und die etwas steife Art des Gastgebers im Sinn, biss bei seiner Gesprächspartnerin aber auf Granit. Zum einen würde Persephone nie über einen so höflichen Geschäftspartner tratschen, zum anderen war ihr der Immobilienhai unsympathisch. Diese Abneigung machte es ihr leicht, ihm ihre berühmte kalte Schulter zu zeigen. Als sie endlich den Saal verlassen konnte, hinterließ sie einen Mann, der sie garantiert nie als Innenarchitektin engagieren würde.
„Tut mir leid, aber ich wurde aufgehalten”, entschuldigte sich Persephone.
„Egal, hier sind sowieso alle Türen abgeschlossen. Man hat augenscheinlich große Angst vor Industriespionage. Komm’ her!” Charles umfasste grob ihre Taille und zog sie mit sich in eine dunkle Ecke. „Du hast dir vorhin reichlich Mühe gegeben, mich um den Verstand zu bringen.”
„Und? Ist es mir gelungen?” Ihre Lippen berührten beim Sprechen seine Wange. Spuren würde sie dabei keine hinterlassen - ihr Lippenstift hatte sich im Laufe der sieben Gänge längst verabschiedet. Sie hatte schon immer gewusst, wie stark Charly auf Küsse reagierte. Eine seiner Teenagerfreundinnen hatte sich mal darüber ausgelassen, dass er stundenlang küssen konnte, ohne dass es dabei langweilig wurde. Nun war Persephone diejenige, die die Tatsache ausnutzte, dass Charles’ Lippen sein persönlicher Hot Spot waren.
„Ja.” Sein Mund drückte sich energisch auf ihren, seine Zunge teilte hastig ihre Lippen, um sich einen Teil dessen zu holen, worauf sie an diesem Abend seine Lust geweckt hatte. Er hörte erst wieder auf, als er spürte, dass sein restlicher Körper kurz davor war, auch auf ihre Reize zu reagieren. Kaum zu glauben, dass er die atemlos keuchende Schönheit, die ihm da gegenüber stand, für einen eiskalten Gefrierschrank gehalten hatte. Die Männer, die sich an ihr versucht hatten, hatten den richtigen Instinkt besessen - unter der abweisenden Fassade verbarg sich tatsächlich ein aktiver Vulkan, ein Vulkan allerdings, den nur er zum Ausbruch bringen konnte.
Entfernte Schritte ließen sie beide aufschrecken und eilig Abstand zwischen sich bringen. Persephone strich mit beiden Händen den dunklen Samtstoff ihres Kleides glatt. Charles’ Finger hatten überall ihre Spuren hinterlassen – auf dem Samt über ihren Brüsten, ihrer Taille, ihrem Po, ihrem Venushügel. Es war schicklicher, sofort und ohne weiteres Aufsehen zu erregen in den Saal zurück zu kehren.
***
„Kann es sein, dass du dir gestern Abend einen Ausrutscher erlaubt hast?”, fragte Jameson Fenwick mit kaum zu überhörender Schadenfreude in der Stimme.
Charles dachte kurz nach, befand sein Benehmen vom Vorabend für tadellos und verneinte.
„Wirklich? Denk’ noch mal ganz genau nach.”
„Worauf willst du hinaus?” Er konnte noch immer keinen Fehler in seinem Verhalten entdecken.
Fenwick feixte. „Dann wirf’ mal einen Blick auf das hier.” Er reichte ihm sein Tablet und wippte erwartungsvoll auf und ab.
Oh nein! Schon die Überschrift verhieß nichts Gutes.
‘ New Yorker Gesellschaft hat neues Power-Couple!’ stand da groß und breit. Weiter hieß es in der Gesellschaftskolumne: ‘Bei einem Empfang des japanischen Geschäftsmannes Takeshi Shimuzu am Vorabend gab es neben allerlei Geschäftlichem auch eine zwischenmenschliche Sensation. Neben japanischen und amerikanischen Wirtschaftsgrößen waren auch zwei Lieblinge der New Yorker High Society geladen: Persephone deWinter und Charles Manning. Sah es vor Jahresbeginn noch so aus, als hätte die schöne Innenarchitektin den PR-Agenten nur beruflich kontaktiert, konnten Insider gestern erleben, dass beide einander auch privat alles andere als gleichgültig sind. Beobachter berichten, dass beide sich im Laufe des Abends für leidenschaftliche Küsse in eine dunkle Ecke verzogen haben und auch danach die Augen kaum von einander abwenden konnten. Wir freuen uns schon jetzt auf weitere Neuigkeiten dieses neuen Traumpaares.’
„Na wunderbar!”, stöhnte Charles entnervt auf.
„Ist das denn wahr?” Fenwick schaukelte noch immer auf den Fußballen hin und her.
„Ja, ist es. Ich frage mich nur, wer uns da beobachtet hat. So viel zur Verschwiegenheit der besseren Kreise.”
Jameson fand alles in höchstem Maße amüsant. „Ausgerechnet der begehrte
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