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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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Wenn nicht, dann steig ins
Boot und fahr los. Es wird dich niemand daran hindern.«
Trix zuckte die Schultern. Dabei brachte er eher ein
Zittern zustande, denn die Nacht war kalt und durch den
nahen Fluss war es fast so feucht wie vorhin in der Zelle.
»Gib dem Jungen den Umhang zurück, Sid! Er ist ja
völlig durchgefroren!«, rief Sator den Hauptmann noch
einmal herbei. »Also, Trix, ich kann auf sinnloses Blutvergießen verzichten. Wenn deine Eltern sich zu einem
Thronverzicht bereitgefunden hätten, wären sie noch am
Leben. Aber das wollten sie nicht. Und ich respektiere
ihre Entscheidung.«
Trix nahm den Umhang wortlos an sich und hüllte sich
in ihn ein.
»Wenn du eine reale Gefahr darstellen würdest, junger
Solier, müsstest auch du sterben«, fuhr Sator fort. »Aber
du bist für mich wertvoller, wenn du am Leben bist.
Weißt du auch, warum?« Er legte eine Pause ein. »Gerade weil du ein kluger und stolzer Junge bist, der sich rächen will. Du wirst durch die Nachbarländer ziehen, allen
erzählen, dass du von Adel bist, und sie auffordern, sich
deinem Rachezug anzuschließen. Ich hoffe sehr, dass du
zu einem stattlichen Mann heranwächst … und, so die
Götter wollen, eigenes Gefolge um dich scharst oder über
einen kleinen Staat herrschst. Vielleicht stellst du auch
eine Bande von Abenteurern zusammen. Oder unsere
ehrgeizigen Nachbarn unterstützen dich. All das wäre
hervorragend, mein Junge, ich würde es vorbehaltlos begrüßen.«
»Derrick!«, platzte es aus Trix heraus.
»Richtig.« Sator lächelte. »Mein lieber Sohn, dein teurer
Cousin, ist ein wenig … wie soll ich sagen … undiszipliniert. Er ist klug und begabt, aber leichtsinnig. Wenn er
ein Herzogtum erhält, das keine Feinde hat, verdirbt mir
das den Jungen. Er braucht einen Feind. Einen guten,
ehrlichen und persönlichen Feind. Du bist wie geschaffen
dafür. Wenn er weiß, dass du lebst und nach Rache dürstest, wird er nicht über die Stränge schlagen.«
Trix leckte sich über die Lippen. Sein Hals war ganz trocken, sein Bauch hatte sich in einen Eisklumpen verwandelt.
»Und wenn …«, setzte er an. »Und wenn ich bis zur Mitte des Flusses rudere und mich dann ins Wasser stürze?«
»Das wäre nicht schlimm«, antwortete der Co-Herzog
lächelnd. »Derrick müsste das nicht erfahren. Ein eingebildeter Feind ist genauso viel wert. Aber ich würde dir
raten, dein Leben nicht wegzuschmeißen. Es ist nämlich
ein großes Geschenk, auf das du nicht in einer Minute
der Schwäche verzichten solltest. Glaube mir, du wirst
noch genügend Gründe finden, um weiterzuleben.«
Der Co-Herzog zog einen kleinen Beutel aus seiner
Tasche und hielt ihn Trix hin. »Nimm das. Das ist …
weil du meinen Plan durchschaut hast. Hier sind zehn
Goldstücke drin und ein paar Sachen mit dem Wappen
deines Geschlechts. Sie dürften dir helfen, deine Rechte
geltend zu machen.«
Ohne zu zögern, nahm Trix den Beutel an sich.
»Du bist ein guter Junge«, sagte Sator. »Schade, dass
du ein Solier bist. Aber nun fahr! Und mach dir keine
Gedanken wegen der Beerdigung deiner Eltern! Die Feierlichkeiten werden morgen stattfinden. Sie werden in
eurer Familiengruft beigesetzt.«
»Ich gelobe«, sagte Trix, »dass ich auch deinen Körper
in eurer Familiengruft beisetzen lassen werde. Danach
wird die Tür zugemauert, denn nach dir wird es niemanden
mehr geben, der dort bestattet werden könnte.«
Der Co-Herzog Gris presste die Lippen kurz aufeinander. Dann nickte er. »Hervorragend. Ein Satz, der würdig
ist, in die Chroniken aufgenommen zu werden. Und jetzt
verschwinde aus dem Herzogtum Gris!«
Trix ruderte, bis er das Boot in die Strömung gebracht
hatte. Im Frühjahr, wenn es viel Regen gab, oder in sehr
heißen Sommern, wenn die Eisberge schmolzen, trat der
Fluss manchmal über die Ufer und war sehr stürmisch.
Aber dieser Sommer war feucht und kalt. Das Boot
schaukelte sanft auf dem Wasser, das Ufer zog gemächlich vorbei.
Trix legte die Ruder beiseite und nahm sich die beiden
Beutel vor. Der von Sid Kang enthielt kein Gold, sondern
nur drei Silberlinge – schließlich brauchte selbst der beste
Soldat stets Geld. In dem Beutel von Sator Gris fand er
aber tatsächlich zehn Goldstücke. Der Herzog stammte
nicht umsonst von Kaufleuten ab: Er betrog einen nie,
jedenfalls nicht, wenn es um Kleinigkeiten ging.
Außerdem entnahm Trix dem Beutel noch einen
Hemdknopf mit dem Wappen der Soliers, einen nicht
allzu wertvollen Goldring mit zwei

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