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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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…«
    Jetzt würde der Hauptmann seinen eigenen Mann töten. So war das immer.
»Meine Freundin und ich machen noch einen kleinen
Spaziergang«, sagte Sid jedoch, bevor sie beide durch
das Tor hinausgingen.
Trix nahm ihm das nicht übel. Schließlich war ein
Fürst aus dem Geschlecht der Dillonen seinen Feinden
sogar einmal in Frauenkleidern entkommen. Seiner Gattin hatte er damals Männerkleidung angezogen, seinem
Sohn ein Mädchenkleid und seiner Tochter eine Livree.
Warum auch nicht? Wenn die Feinde überall einen großen hageren Mann, eine dicke kleine Frau, ein Mädchen
im heiratsfähigen Alter und einen Jungen von drei, vier
Jahren suchten, musste man sich halt in eine große hagere
Frau, einen kugelrunden Mann, ein kleines Mädchen und
einen jungen Diener verwandeln. Und das Fürstentum
Dillon war weitaus größer und älter als die CoHerzogtümer Solier und Gris, das erkannte Trix unumwunden an.
Mit einem Mal spürte Trix den Dolch von Sid Kang an
seiner Kehle. Er bekam es mit der Angst zu tun. »Mach
ja keine Dummheiten!«, ermahnte ihn der Hauptmann
noch einmal. »Wir gehen jetzt runter zum Fluss.«
Über einen schmalen Pfad an der Festungsmauer stiegen sie den Hang hinunter, auf dem der Palast stand, und
gelangten an den Fluss. Hier gab es nichts außer einem
hölzernen Pier, an dem einmal am Tag die Fischer ihren
Fang verkauften, und langen Holzstegen, um die Wäsche
zu waschen.
Ein Ort, bestens geeignet, sich das Leben zu nehmen.
»Gib mir den Umhang!«, befahl Sid.
Trix nahm den Umhang ab. Sollte er vielleicht doch
ins Wasser gehen? Aber das Ufer war ja viel zu flach!
Bevor er untergehen würde, hätte er Sids Dolch im Rücken. Die Nacht schien auch noch mit dem Hauptmann
im Bunde zu stehen: Am wolkenlosen Himmel prangte
ein voller Mond!
»Hier sind drei Goldstücke«, sagte Sid und hielt dem
Jungen einen kleinen Beutel hin. »Die reichen für zwei
Monate.« Er schwieg kurz, um dann hinzuzufügen:
»Oder für einen Monat in Saus und Braus.« Hauptmann
Sid Kang war ein guter Soldat und achtete stets auf Genauigkeit.
Trix sah ihn an und wartete ab. Unter dem Blick des
Jungen wurde Sid plötzlich verlegen. »Am Pier ist ein
Boot«, knurrte er. »Ruder und ein Proviantsack sind auch
da. Fahr mit dem Strom, dann bist du morgen Abend in
Dillon.«
»Wirst du mich umbringen?«, fragte Trix. »Oder einer
von deinen Leuten?« Er deutete mit dem Kopf zu einem
Hain. Im Schatten der Bäume könnte sich durchaus ein
Dutzend Soldaten mit Armbrüsten verstecken.
»Wie kommst du denn darauf, Co-Herzog?«, fragte
Sid mürrisch.
Trix schielte zum Pier hinüber. Da lag wirklich ein
Boot.
»Sator Gris wird wissen, dass mir jemand bei der
Flucht geholfen hat«, sagte er. »Man hat dich gesehen,
als du den Palast verlassen hast … mit jemandem, der
sein Gesicht verbarg. Wenn du den Wachposten getötet
hättest, hätte ich dir geglaubt. Aber du hast ihn am Leben
gelassen. Also steckt ihr alle unter einer Decke. Ihr werdet
mich töten und behaupten, ich hätte versucht zu fliehen.«
»Du kleiner Nichtsnutz!«, sagte Sid, ohne eigentlich
böse zu sein. »Ich habe dich gerettet! Und jetzt lauf!«
»So dumm bin ich nicht!«, flüsterte Trix. Er wollte
wegrennen. Nur zu gern. Aber er wusste, dass er Sid nur
den Rücken zuzukehren brauchte, und schon …
»Lass uns allein, Sid«, verlangte da eine Stimme. Ein
Mann trat zwischen den Bäumen hervor. »Es ist alles in
Ordnung.«
Sid nickte wortlos und zog sich zurück.
Der Co-Herzog Sator Gris kam auf Trix zu.
Schlank und dunkelhäutig, wirkte er überhaupt nicht
wie ein Mann von fünfzig Jahren und war das genaue
Gegenteil von Trix’ Vater. Als kleiner Junge hatte Trix
oft bei sich gedacht, der Co-Herzog Gris sähe viel besser
aus als sein Vater. Edler. Majestätischer. Ja sogar mutiger, was für einen Nachfahren von Kaufleuten höchst
erstaunlich war.
»Ich weiß, dass du mich hasst, mein Junge«, sagte Sator.
»Aber ich will dein Leben wirklich schonen.«
Trix sagte kein Wort.
»Wenn du mir sagen willst, dass du mich hasst«, fuhr
Sator fort, »ist das jetzt die Gelegenheit. Auch, um mir
deine Rache anzukündigen. Ich nehme es dir nicht übel.«
»Ich hasse dich«, sagte Trix. »Und ich werde mich rächen. An dir und an deinem Geschlecht. Das wird wieder
mein Land und mein Herzogtum sein.«
»Damit wäre das erledigt«, sagte Sator. »Und jetzt erkläre ich dir, warum ich dich entkommen lasse. Natürlich nur,
wenn du es hören möchtest.

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